Peter Frymuth: „Fan-Treff kommt vielleicht nächste Saison“

Düsseldorf. Seit Peter Frymuth 2004 Vorstandsvorsitzender der Fortuna wurde, hat sich der Verein kontinuierlich sportlich und wirtschaftlich weiter entwickelt. Im Interview mit der WZ spricht er unter anderem über die Fans, Pyrotechnik im Stadion, den Trainer und Neuzugang Villyan Bijev vom FC Liverpool.

Herr Frymuth, schläft der Fortuna-Präsident in der Bettwäsche seines Klubs?

Frymuth: Nein, wenn man sich den ganzen Tag über immer wieder mit der Fortuna befasst, ist es gut, wenn man nachts mal abschaltet.

Außerdem dürfte Ihre Frau ein Wort mit zu reden haben.

Frymuth: Das ist richtig. Aber bei meiner Frau und meinen Kindern ist nicht von vornherein Opposition zu erwarten, sondern eher Sympathie.

Was haben Sie denn von F95 im Kleiderschrank?

Frymuth: T-Shirts, Sweatshirts, natürlich Schals und Caps. Wichtig ist ein Kartenspiel von Fortuna.

In den letzten beiden Jahren 28 000 und 22 000 Zuschauer im Schnitt. Hat die Fortuna in der Stadt endgültig den Durchbruch geschafft?

Frymuth: Ich denke schon. Ganz wichtig war natürlich, dass Verein und Fans die krisenhafte Situation zu Beginn der letzten Spielzeit gemeistert haben. Sieben Niederlagen in Serie — der Erfolg heute beruht auch darauf, dass alle gemeinsam damals Linie gehalten haben und die Fans so treu zur Mannschaft gestanden haben.

Stand Trainer Meier niemals zur Disposition? Haben Sie nicht einmal gewackelt?

Frymuth: Im Vorstand hatte niemand den Wunsch, darüber auch nur zu reden. Wir wussten, dass der sportliche Bereich in Ordnung war. Nur zu handeln, um selbst ein bisschen mehr Ruhe zu haben, das wollen wir nicht.

Fortuna heißt ja auch die launische Diva vom Rhein. Wie haben Sie selbst das Auf und Ab erlebt?

Frymuth: Ich habe die Aufgeben des Vorstandsvorsitzenden im November 2004 übertragen bekommen und durch engagierte Teamarbeit aller Beteiligten hat sich Fortuna seit dieser Zeit kontinuierlich sportlich und wirtschaftlich weiter entwickelt.

Finanzvorstand Werner Sesterhenn musste anfangs in der Stadt betteln gehen, um die Spielergehälter bezahlen zu können.

Frymuth: Das ist das plastische Beispiel für die Entwicklung: Werner Sesterhenn hatte Mühe, kurz vor der dritten Mahnung zu bezahlen, Paul Jäger zahlt heute mit Skonto.

Obgleich der Ruf mittlerweile so gut ist, bleiben weitere große Sponsoren aus. Erwarten Sie nicht mehr vom Vermarkter Infront?

Frymuth: Im ersten Jahr des Aufstiegs habe ich geschluckt und gedacht: Mit dem Wahnsinnsspiel gegen Werder im Rücken tut sich was in diesem Bereich — aber das war zunächst nur bedingt der Fall. Aber jetzt merken wir, dass es eine Entwicklung gibt, Interesse Platz greift. Man muss sehen, welche Firmen wir haben: Bauhaus, Seat und die, die uns in der größten Not geholfen haben. Stadtsparkasse, Stadtwerke, die ja geblieben sind. Und natürlich die vielen engagierten Mittelständler im Club 95. Wenn wir uns umsehen, sind wir teils weiter als Vereine, die schon zehn Jahre in der Zweiten Liga spielen.

Es gibt Leute, die fordern nach jedem gut besuchten Heimspiel die Rückzahlung der städtischen Sonderzuschüsse für Mietnachlässe etc. Ein Millionenbetrag. Wie finden Sie das?

Frymuth: Solch eine Forderung wäre total ungerecht. Ich weiß es, weil ich mit Werner Sesterhenn an den maßgeblichen Gesprächen beteiligt war. Uns wurde vom Baukonzern Walter Bau, der die Arena errichtet hat, über mehrere Jahre jeweils eine siebenstellige Sponsoringsumme zugesagt — damit Fortuna als Drittligist in die Arena umzieht. Durch die Insolvenz von Walter Bau sind diese Beträge der Fortuna nicht zugeflossen, obgleich sie im Etat eingeplant waren. Wir wären doch mit 5000 bis 7000 Zuschauern 2005 nicht in die Arena gewechselt. Es war folgerichtig, dass der Fortuna geholfen wurde, sonst hätte es für die Arena keinen Hauptnutzer gegeben.

In der Arena heißt es immer, Fortuna habe die besten Fans der Welt. Gegen Böllerwerfer ist der Verein jetzt sogar vor Gericht gezogen und hat Schadenersatz verlangt. Wirkt das abschreckend?

Frymuth: Ich bin froh, dass das Thema Pyrotechnik jetzt gemeinsam angegangen wird. Da gibt es eine Diskussion, was zum Fußball dazugehört und was nicht. Dass es bei Ausreißern auch Konsequenzen geben muss und der Verein die Zuschauer schützt, ist sicher richtig. Das Werfen von Böllern wird jedoch scharf verurteilt.

Am Stadion sollte ein Fan-Treff eingerichtet werden, als Treffpunkt vor dem Spiel. Wie sieht es damit aus?

Frymuth: So weit sind wir noch nicht. Dazu bedarf es noch Strukturen im Verein, es muss auch alles mit der Polizei abgestimmt werden. Vielleicht klappt es damit nächste Saison, es ist allerdings an der Arena etwas eng.

Jetzt kommt Mit Villyan Bijev ein vielversprechender Nachwuchsstürmer vom FC Liverpool, einem der berühmtesten Klubs der Welt. Wie kam der Kontakt zustande? Stecken da etwa die Toten Hosen dahinter, die einst Tony Baffoe finanzierten und beinahe Didi Hamann zur Fortuna gelotst hätten?

Frymuth (lacht): Nein, diesmal nicht. Obgleich wir dem FC Liverpool gesagt haben, dass wir mit Campino einen berühmten Fan ihres Vereins in der Stadt haben. Der Kontakt kam über ein Netzwerk zwischen den Vereinen zustande. Wir haben uns mit einem Vertreter von Liverpool und dem Spieler am Flughafen getroffen. Dass uns dieser große Verein einen Spieler zur weiteren Entwicklung anvertraut, ist sicher nicht selbstverständlich.

Was wusste Liverpool von Fortuna?

Frymuth: Sie kannten unsere Rahmenbedingungen, unsere sportliche Entwicklung, gute Beispiele von Entwicklungen ausgeliehener Spieler wie Martin Harnik und Maximilian Beister. Es wird regelmäßigen Kontakt geben mit gegenseitigen Besuchen. Das ist eine gute Grundlage, ob sich daraus mehr entwickelt, kann man nicht am ersten Tag sagen.

Der Fortuna-Aufsichtsrat hatte sich das Ziel gesetzt, letztes oder dieses Jahr aufzusteigen. Klappt es jetzt damit?

Frymuth: Wir hätten es in beiden Jahren schaffen können. Auch jetzt streben wir an, oben mitzuspielen. Wir werden aber nicht alles auf eine Karte setzen und für dieses Ziel finanzielle Abenteuer eingehen, die den Verein zwei oder drei Jahre zurückwerfen.

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