Paul Jäger: „Es war oft ein Existenzkampf“

Fortunas Finanzvorstand Paul Jäger beantragt zum 25. Mal die Spielerlaubnis.

Paul Jäger: „Es war oft ein Existenzkampf“
Foto: Christof Wolff

Fortunas Finanzvorstand Paul Jäger feiert Jubiläum. Zum 25. Mal hat er jetzt die Spiellizenz für Fortuna Düsseldorf beantragt. Durch die ungewisse Tabellensituation aktuell sogar für die erste, zweite und dritte deutsche Fußballliga.

Herr Jäger, Sie müssen offen mit der Möglichkeit rechnen, dass die Fortuna noch absteigt. Wie wohl fühlen Sie sich als Berufspessimist?

Paul Jäger: Das macht mir nicht viel, das ist ein eingespielter Automatismus. Würde der Fall eintreten und wir hätten nichts beantragt, stünden wir als Absteiger in die Regionalliga fest. Und dort dürften wir auch nur mitmachen, weil unsere zweite Mannschaft dort eine Lizenz beantragt hat. Auf der 2. Liga liegt unser Schwerpunkt, alles andere ist eine formelle Notwendigkeit.

Wie gefährlich schätzen Sie die sportliche Situation denn ein?

Jäger: Wenn man die Eckdaten für die dritte Liga erarbeitet, wird einem schnell klar, dass ein Abstieg eine mittlere Katastrophe ist. Aber die Mannschaft hat eine gewisse Stabilität in der Defensive entwickelt, so dass ich mir keine Sorgen mache.

Worin unterscheiden sich die Lizenzanträge für die drei verschiedenen Ligen?

Jäger: Das fängt beim Umsatz an mit 60 Millionen in der ersten, 30 Millionen in der 2. Liga und zwölf Millionen in der 3. Liga. Bei den Zuschauerzahlen kalkulieren wir mit 40 000 in der ersten Liga, 25 000 in der zweiten und mit 15 000 im Schnitt in der dritten Liga.

Trotzdem ist das schon kein Vergleich mit früheren Jahren, oder?

Jäger: Das ergibt sich alleine durch die TV-Gelder, die noch nie so üppig geflossen sind wie in der ersten und zweiten Bundesliga. Aber auch der Zuschauerschnitt ist aktuell sehr erfreulich. Insgesamt stimmen unsere Zahlen in allen Ligen, und dies macht die Sache deutlich einfacher. Früher war das Zauberwort: Bedingungen. Auflagen wie die Einreichung einer Bilanz hatte fast jeder Verein. Aber bei den Bedingungen ging es für uns oft um die Existenz, wenn zum Beispiel eine Unterdeckung abgesichert oder eine Bürgschaft organisiert werden musste. Oft haben wir erst Stunden vor der Ausschlussfrist die Voraussetzungen geschaffen, in einer Liga mitkicken zu dürfen.

Wann war das zuletzt der Fall?

Jäger Bis vor sieben oder acht Jahren war das noch so. Damals mussten Vorstände überlegen, ob sie mit ihrem Privatvermögen bürgen. Oder andere Sicherheiten beschaffen können. Das soll uns nie wieder passieren.

Stoßen Sie auf Ihre 25. Lizenz-Beantragung an?

Jäger: Kein Grund. Die Arbeit in den früheren Jahren hat viel psychische und physische Substanz gekostet. Dies konnte die Freude über den Erhalt einer Lizenz nicht immer kompensieren. Früher hat sich eine Entscheidung bis Mitte Mai/Anfang Juni hingezogen — mehr als drei Monate Ungewissheit, ob man in einer Liga mitspielen darf.

Wie groß ist die Angst, dass es nach dieser eher bescheidenen Saison einen Einbruch bei den Zuschauerzahlen gibt?

Jäger: Wir wissen, dass diese Saison für alle eine schwere Kost ist und wohl bis zum Ende sein wird. Wir haben gemeinsam schon ein schlechtes 2013 verkraftet und wir werden uns alle bemühen, dass es ab dem 1. Juli 2014 wieder besser aussieht. Die Hoffnung darauf teilen wir mit den Fans, und ich hoffe, dass sie auch alle wiederkommen. Unsere Zuschauer wissen, was wir in den vergangenen Jahren gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Einmal Fortune, immer Fortune, in guten und schlechten Zeiten.

Zum Saisonende schließen sich die Arbeiten für den Jahresbaschluss an. Wie ist da die Tendenz?

Jäger: Es wird natürlich keinen so nennenswerten Gewinn geben wie im vergangenen Jahr in der Bundesliga. Wir haben unser Geld ausgegeben, wir werden höchstens einen kleinen Gewinn ausweisen.

Manager Helmut Schulte hat sich zum soliden Wirtschaften bekannt. Konnten Sie ihm das so schnell schon begreiflich machen?

Jäger: Es ist doch normal, dass wir alle hier so denken. Wir können grundsätzlich nur das ausgeben, was wir auch einnehmen. Dies bedeutet aber nicht, dass wir nicht auch mal ein gewisses Risiko eingehen. Wenn die sportliche Abteilung von einem Spieler überzeugt ist, dann werden wir unabhängig vom finanziellen Rahmen alles tun, um diese Verpflichtung zu ermöglichen. Da sind wir dann ganz kreativ.

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