Marbach — der große Verlierer der Mitgliederversammlung

Die Mitglieder „watschten“ den Rückkehrer bei den Wahlen zum Aufsichtsrat ab.

Düsseldorf. Jürgen Marbach war bitter enttäuscht. Dafür brauchte es am späten Mittwochabend weder ein Rechen-Genie noch einen Psychologen. 52 Stimmen fehlten ihm für eine Rückkehr in den Aufsichtsrat von Fortuna Düsseldorf. „Wenn ich antrete, dann möchte ich auch gewählt werden. Natürlich bin ich sehr traurig. Diese Niederlage werde ich aber demokratisch akzeptieren“, sagte der einstige LTU-Geschäftsführer, der als einziger der am Ende noch sechs Kandidaten bei der Mitgliederversammlung scheiterte.

Denn von vormals acht Bewerbungen um die fünf Plätze war eine abgelehnt worden. Am Tag der Versammlung hatte Manfred Schreder seine Kandidatur für das höchste Kontrollgremium des Klubs zurückgezogen.

Vom Votum gegen Marbach profitierte Außenseiter Gerd Röpke, der zwar 209 Stimmen und damit 51 mehr bekam, aber noch deutlich hinter den vier bisherigen Aufsichtsratsmitgliedern lag. So erhielten Albrecht Woeste (377), Marcel Kronenberg (361), Burchard von Arnim (333) und Günter Karen-Jungen (318) einen jeweils starken Vertrauensbeweis der anwesenden fast 500 Fortuna-Mitglieder.

Am Ende war Marbach der große Verlierer des Abends, und er glaubte zu wissen, welche Gründe das hatte: „Einige Fans haben mir offenbar nicht verziehen, dass ich damals den Aufsichtsrat verlassen habe, um Geschäftsführer beim VfL Wolfsburg zu werden.“

In seiner fünfminütigen Rede hatte er offenbar deshalb auch die Flucht nach vorne angetreten. Aber selbst als der wohl Erfahrenste der Kandidaten im Profi-Fußballgeschäft konnte er keinen Boden gutmachen. Das Mitwirken im Ligaausschuss der DFL und die Vernetzung in der deutschen Wirtschaft führte er ebenfalls vergeblich an.

Zu tief saß die Enttäuschung bei den Mitgliedern noch, unter denen Marbach damals als designierter Nachfolger des weniger beliebten Aufsichtsratschefs Joachim Erwin galt. Und so hatte am Ende auch die diesjährige Versammlung trotz aller Harmonie ihre emotionale Geschichte.

Durch die Umstellung der Bilanzabrechnung vom Kalenderjahr auf das Spieljahr (1. Juli bis 30. Juni) treffen sich die Fortuna-Mitglieder im September oder Oktober schon wieder. Dann könnte es tatsächlich sein, dass „die Schallmauer“ von einer Millionen Euro Schulden zum 30. Juni 2011 unterschritten worden ist, stellte Finanz-Geschäftsführer Paul Jäger in Aussicht.

Und dann könnte Fortuna-Partner „Infront“ vielleicht einen neuen Trikot-Sponsor besorgt haben, denn die Stadtsparkasse würde bereitwillig Platz machen, heißt es, genauso aber für 750 000 Euro pro Jahr dabei bleiben.

„Infront ist sehr interessiert daran, dass Geld bei uns in die Kasse kommt“, sagte Fortuna-Vorstandsmitglied Thomas Allofs, wünschte sich aber auch mehr Unterstützung der heimischen Wirtschaft. „Die Fortuna wird nicht so unterstützt, wie sie es nach so vielen Jahren des seriösen Wirtschaften verdient hat.“

In jedem Fall wird Jürgen Marbach bei der Versammlung im Herbst wieder dabei sein — als normales Fortuna-Mitglied. „Ich bleibe dem Klub erhalten, in Kontakt waren wir ja schon immer“, sagte Marbach und bot Unterstützung als Anteilseigner der Firma „Sportanalytics“ an — wie zum Beweis der Läuterung.

Die sportliche Leitung der Fortuna könne gerne die von dem Unternehmen angebotenen Trainings-Software nutzen — „natürlich kostenfrei“. Aber nicht einmal dieses Angebot bewahrte Marbach vor der Enttäuschung.

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