Manager Werners Drahtseilakt mit der Fortuna

„An Ideen fehlt es uns nicht, aber an Geld“, sagt Deutschlands ältester Fußball-Manager (68).

Düsseldorf. "Jetzt beginnt die härteste Zeit", sagt Wolf Werner und nippt an seinem Milchkaffee. Die Saison geht ihrem Ende entgegen, für den Manager beginnt die Arbeit. Der Urlaub ist gestrichen. "Meine Frau kennt das", sagt Werner. Sie hat es akzeptiert. Auch wenn Werner längst der älteste Manager im deutschen Profi-Fußball ist und nicht mehr arbeiten müsste. Vor einer Woche ist er 68 Jahre alt geworden, aber seine Frau darf sich keine Hoffnungen machen. Der Mann, der Zweitligist Fortuna Düsseldorf auf den Höhenflug schickte, hat seinen Vertrag bis 2012 verlängert. "Es wäre toll", sagt Werner, "wenn wir es bis dahin in die 1. Liga schaffen." Dann wäre er 70. Und glücklich. Dann hätte er es allen gezeigt. Denen, die dem gebürtigen Posener nach seinem Rauswurf bei Borussia Mönchengladbach 1989 vorgehalten haben, aus dem Profifußball zu fliehen. Der ehemalige Berufssoldat und Lehrer hatte sich in der Folge dem Nachwuchs verschrieben. Beim FCBayern München, später bei Werder Bremen. "Aber so wollte ich nicht aufhören", sagt er.

Diese Saison, dieses Schnuppern der Fortuna am Aufstieg in die Bundesliga - es ist eine echte Genugtuung. Er sagt das nicht. "Schön zu sehen, was wir zusammen geschaffen haben", findet er stattdessen, aber einer wie Werner taugt nicht zur schnellen Zufriedenheit. Langsamer Aufbau? Nein. Er will schnell nach oben. Die Möglichkeit ergreifen. Werner merkt jeden Tag, dass die große wirtschaftliche Chance der Fortuna erst in der Bundesliga liegt. Dabei, findet er, sei es doch Anreiz, den Aufstieg gemeinsam zu schaffen. Als Klub und als Sponsor. Dieses Thema, das Geld - es nagt an ihm. Und reizt seine Gestaltungskraft bis an den Rand.

Martin Harnik und Torsten Oehrl hat er auf den letzten Drücker aus Bremen geholt. Ausgeliehen. Weil er Kontakte hat, nach Leverkusen, nach Bremen. Klaus Allofs und Thomas Schaaf gratulierten zum Geburtstag. "Diese Vereine sehen, dass die Jungs bei uns spielen." Talente ausleihen, sie ausbilden unter "seinem" Trainer Norbert Meier, zu dem er fast blindes Vertrauen hegt. Das ist der Weg, wenn man kein Geld hat. Sechs Millionen Euro stehen ihm zur Verfügung. Bitter wenig. "An Ideen fehlt es uns nicht, aber an Geld", sagt Werner. Er muss jetzt verhandeln, mit Spielerberatern sprechen. "Wenn wir ein Angebot abgeben, dann ist da nicht mehr viel Spielraum. Reicht das nicht, machen wir es nicht", sagt er. Und klingt soldatisch. Aufgabe Nummer eins: Martin Harnik halten. Den Zwölf-Tore-Mann. "50 zu 50" stehen die Chancen, sagt Werner, der bald erste Verpflichtungen vermelden will. Thiago Rockenbach da Silva aus Erfurt könnte der erste sein. "Er hat ein Angebot", sagt Werner. Er muss sich entscheiden. Werner wird sich nicht mehr bewegen. Er bleibt hart.

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