Lukimyas Wechsel hat zahlreiche Vorbilder

Der Wechsel von Düsseldorf nach Köln schaukelt die Fans auf. Sie werden sich wieder beruhigen.

Düsseldorf. „Ho-Ho-Hollerbach“, hallte es durch das Rund im Hamburger Wilhelm-Koch-Stadion, immer wenn der Metzger Bernd Hollerbach die linke Abwehrseite bearbeitete. Ein Kämpfer, ein „Töter“, wie sie ihn nannten — und feierten. Dann unterschrieb St. Paulis Hollerbach einen Vertrag beim Hamburger SV. Und fortan sangen die Fans: „Ho-Ho-Hochverrat.“

Nein, Assani Lukimya Mulongoti ist nicht wirklich allein. Sein verkündeter Wechsel von Zweitligist Fortuna Düsseldorf zu Erstligist 1. FC Köln — bei Letzterem hat er nebenbei bemerkt nur einen Vertrag für die erste Liga unterschrieben, der im Fall eines FC-Abstiegs null und nichtig wäre — schaukelt die Emotionen hoch.

Am Samstag, im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig, wird sich der vielleicht beste Abwehrspieler der 2. Liga auf derbe Beschimpfungen einstellen müssen. Argumente? Ohne Chance gegen Emotionen. Er habe sich den Wechsel gut überlegt, sagte Lukimya, stehe hinter der Entscheidung und sehe eine gute Chance, in Köln Stammspieler zu werden. Jetzt aber sei er noch Fortune. Konzentrierter Fortune. Wie es auch Bamba Anderson war, bevor er von der Fortuna nach Gladbach weiterzog. Punkt. Punkt?

Köln freut sich derweil auf Lukimya. „Da spielt es eine untergeordnete Rolle, dass er aus Düsseldorf kommt“, sagt FC-Sprecher Tobias Schmidt, „er wird als toller Transfer eingestuft“. Aber Köln hat ja in diesem Fall auch einen Gewinn — und Düsseldorf einen schmerzenden Verlust.

Wie einst der FC Barcelona dem Portugiesen Figo nachtrauerte, weil der sich zu Erzfeind Real Madrid verdingte. „Figo war mein Held“, sagte der heutige Barca-Profi Sergio Busquets in der Rückschau. „Dann wechselte er zu Real Madrid. Er konnte ab dann kein Idol mehr sein.“

Tragisch wird es, wenn ein Profi ewige Vereinstreue schwört — und dann eilig zum Rivalen entschwindet. Wayne Rooney spielte in Everton, „einmal Blauer, immer Blauer“, befand er stets — und wechselte zu Manchester United. Wer in Tottenham von Sol Campbell spricht, muss mit ernsten Ausschreitungen rechnen. Der Verteidiger der Hotspurs schwor, nicht zum Nordlondoner Nachbarn Arsenal zu gehen, ließ dann doch seinen Vertrag auslaufen und zog sich ablösefrei mit Handgeld das Arsenal-Trikot an.

Andreas Möller war 33 Jahre alt, als er von Borussia Dortmund zu Schalke 04 zog. 37,3 Kilometer liegen zwischen den Stadien, in Dortmund stand er vor der Verlängerung. „Wir haben ihm nicht gesagt, dass er bekloppt ist. Aber gedacht haben wir es schon“, sagte Dortmunds damaliger Manager Michael Meier. Hass in Dortmund, Hass auch auf Schalke, dessen Fans Boykotterklärungen abgaben — und doch wieder kamen, als Möller Schalke zu zwei Pokaltiteln führte.

Jens Lehmann ging — immerhin über den Umweg AC Mailand — den umgekehrten Weg, sogar Schalkes Held Stan Libuda spielte mal drei Jahre für die Borussia, Patrick Helmes und davor Dirk Lottner verließen den mal wieder perspektivlosen 1. FC Köln — und wurden in Leverkusen nie glücklich. Beruhigt haben sich die Fans immer. Vergessen haben sie selten.

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