Köstner: „Wenn Auflösung, dann bitte fair“

Lorenz-Günther Köstner spricht mit der WZ über seine Krankheit und eine mögliche Trennung von der Fortuna.

Köstner: „Wenn Auflösung, dann bitte fair“
Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Auf seiner 14. Trainerstation hat es ihn erwischt. Lorenz-Günther Köstner ist 62 Jahre alt, bei seiner Vorstellung in Düsseldorf im Januar dieses Jahres betonte er noch, wie fit er sei — und man konnte es ihm durchaus ansehen. „Der Sport ist mein Leben“, sagte Lorenz-Günther Köstner Freitag im Gespräch mit der WZ. „Und deshalb ist das Alles für mich die Höchststrafe.“

Das Alles — das ist tatsächlich ein Fass ohne Boden. Auf allen Ebenen. Schon seit Anfang April ist Köstner krank geschrieben, ein Virus hat ihn außer Gefecht gesetzt, vielleicht ein Zeckenbiss, das könne man jetzt nicht mehr mit Sicherheit sagen. „Er hat den ganzen Körper lahmgelegt“, sagt Köstner.

Bis Ende Juni wird er weiterhin fehlen. Mit Krankenschein. Dann ist er mehr als drei Monate ausgefallen. Schon lange zahlt die Krankenkasse sein Gehalt, Fortuna Düsseldorf spart so angeblich rund 25 000 Euro im Monat ein. Doch bald soll der Posten Köstner komplett von der Gehaltsliste. Oliver Reck — das ist vereinsintern klar — wird neuer Cheftrainer. Köstner weiß das, aber er sagt es nicht. Er sagt: „Man hat mir nie gesagt, dass man mich nicht mehr will. Man hat mir aber auch nie gesagt, dass man mich unbedingt zurück haben möchte.“

So ist es ein zähes Ringen zwischen zwei Parteien, die sich vor einem halben Jahr noch viel voneinander versprochen haben. Jetzt sagt Köstner: „Ob ich nach Düsseldorf zurückkehre, dazu sage ich jetzt nichts. Aber klar ist doch auch: Ich habe nichts verbrochen. Ich war krank. Aber ein Trainer darf nicht krank werden.“

Sein Arzt habe ihm geraten, sich „austherapieren zu lassen. Sonst muss man mit Schlimmerem rechnen.“ Vor drei Wochen sei er euphorisch gewesen, nahe vor einer Rückkehr. „Aber es ist eben keine Magen- und Darmgrippe, es verläuft nicht linear. Aber ich merke, dass die Energie wieder zurückkommt, der Kampfgeist erwacht. Man fühlt sich von innen heraus besser, man redet auch wieder ganz anders. Und das ist gut so.“

Die Zeit spielt für ihn, wenn er die Krankheit überwunden hat, will er wieder arbeiten. Als Trainer. „Es wird den Trainer Köstner wieder geben. Das ist klar. Und das war mir immer klar“, sagt er und spricht offen über die Entwicklung, auch über den Kontakt zum Verein. „Es gab Gespräche mit Helmut Schulte und Dirk Kall, sie haben mich auch besucht.“ Sportvorstand Schulte habe ja vor Jahren „ähnliche Erfahrungen gemacht“, sagt Köstner. Anfang 2007 war der Sauerländer Schulte Opfer des Orkans Kyrill geworden, als ein Baum auf das Dach seines Autos krachte.

Es folgten künstliches Koma, mehreren Operationen und anstrengende Rehamaßnahmen, ehe Schulte in seinen damaligen Job als Nachwuchskoordinator beim FC Schalke 04 zurückkehrte. Schulte habe Köstner gesagt, der Trainer solle sich auskurieren, er habe alle Zeit der Welt, berichtet Köstner. Jetzt weiß er: „Aber der Fußball ist eben extrem schnelllebig.“

Jetzt muss es eine Lösung geben, im Hintergrund wird längst hart verhandelt. Darüber spricht Köstner nicht, er will keine Anschuldigungen, er will keinen Druck ausüben, aber er pocht auf sein Recht. „Es gibt einen Arbeitsvertrag, den gilt es zu erfüllen. Und dazu gehören zwei Seiten.“ Und dann sagt er: „Wenn es zur Auflösung kommen sollte, dann fair und sauber. Dann wird es mit mir auch keine Probleme geben. Die hat es nie gegeben.“

Dem Vernehmen nach soll jene Fairness darin bestehen, das Trainer-Gehalt bis 2015 mitsamt eventueller Sieg- und Aufstiegsprämien zu erhalten. Zu viel für den Verein, der Recks Gehalt anheben muss und bislang auch noch den Posten Mike Büskens auf der Rechnung hat.

Köstner kämpft um Gesundheit, Geld — und seinen Ruf. „Ich habe viele positive Nachrichten von langjährigen Weggefährten bekommen“, sagt er. „Die machen sich Sorgen, die sagen: Normal muss man Dich doch mit Gewalt vom Fußball-Platz holen.“

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