Interview mit einem Sportpsychologen: „Ein klares Konzept ist wichtig“

Lothar Linz zeigt Wege aus der Krise auf. Ein Trainer muss sich im Falle des Misserfolgs nicht verbrauchen.

Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf befindet sich nach vier Pflichtspielniederlagen in einer Abwärtsspirale. Warum das so ist und wie man sie aufbrechen könnte, erklärt Sportpsychologe Lothar Linz in unserem Interview.

Linz: Ich kenne die Probleme dieses Vereins nicht im Speziellen, kann nur allgemein Stellung nehmen. Natürlich haben Erwartungen eine unterschwellige Wirkung. Die Spieler selbst und das Umfeld gehen fest davon aus, dass es so positiv weiter geht wie im Vorjahr. Dagegen anzugehen, ist, wie auch Beispiele in der Bundesliga zeigen, eine große Herausforderung.

Linz: Der kollektiven euphorischen Stimmung muss der Trainer entgegenwirken. In Testspielen sollten bewusst starke Gegner gewählt werden, um den Spielern die Grenzen aufzuzeigen. Zudem ist es klüger, auf das Ausgeben eines Saisonziels zu verzichten, sondern klare Handlungsziele auszugeben wie die Verbesserung der Abwehrarbeit.

Linz: Der Fokus muss herumgedreht werden. Wenn alle im Verein träumen, gehen sie mit in die Falle. Deshalb muss in der Vorbereitung der überraschende Erfolg in der Vorsaison offensiv thematisiert werden. Es muss den Spielern klar gemacht werden, dass diese psychologischen Faktoren zu Anfang Punkte kosten können. Der FSV Mainz ist so ein Beispiel, der nach dem ersten Aufstieg (und einem starken ersten Jahr danach sofort in den Abstiegskampf geriet.

Linz: Dass sich der Druck durch vier Niederlagen in Folge erhöht hat, ist im Profifußball eine normale Folge. Das Allerschwierigste ist jetzt, die Ruhe zu bewahren. Man muss die Situation annehmen und sich auf den Abstiegskampf einstellen. Es dauert jetzt ohnehin länger, um da unten wieder herauszukommen. Die Ziele können dann später immer noch verändert werden. Diese Ruhe muss von allen Beteiligten nach außen getragen werden, und es muss deutlich sein, dass die Handelnden wissen, was sie tun. Das beruhigt die Fans. Ein klares Konzept, das Veränderungen beinhalten kann, ist in diesem Fall sehr wichtig.

Linz: Das muss nicht so sein, wenn nach dem Erfolg eine Zeit der Mißerfolge kommt. Thomas Schaaf, der Trainer von Werder Bremen, ist da ein gutes Beispiel. Menschen zeigen ihre Qualitäten besonders deutlich in Stresssituationen. Der Trainer weiß, dass seine Spieler die Qualität haben, sie haben es ja schon gezeigt. Er muss jetzt nicht zwangsläufig Schwäche zeigen, wenn er daran glaubt, was er tut.

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