Fortunas Gegner Hauptstadtklub Hertha: Das große Fragezeichen

Berlin/Düsseldorf · Die Berliner torpedierten sich mit der Personalie Klinsmann zuletzt selbst.

 Hertha-Investor Lars Windhorst hat mit dem Klub viel vor.

Hertha-Investor Lars Windhorst hat mit dem Klub viel vor.

Foto: dpa/Andreas Gora

„?“ hieß das zweite Album von Nena, welches die Sängerin am 27. Januar 1984 veröffentlichte. Zwar stammt die 59-Jährige aus Hagen, ihr beruflicher Mittelpunkt aber war Berlin. Von daher ist der damalige Album-Titel in diesen Tagen wie gemacht für Hertha BSC. Der Fußball-Bundesligist wirft derzeit schließlich viele Fragen auf. Was will Investor Lars Windhorst? Was wollte Jürgen Klinsmann? Welche Folgen hat sein abstruses Verhalten? Und kann Trainer Alexander Nouri seine nach dem 0:5 gegen den 1. FC Köln angeschlagene Mannschaft wieder in die Spur bringen?

Am Freitag geht es zu Fortuna Düsseldorf, nächste Woche gastiert Werder Bremen im Olympiastadion. Zwei Niederlagen und das Abstiegsgespenst steht vor der Tür. Dabei sieht sich die Hertha ob ihres Standortes „Hauptstadt“ doch als große Marke. Dass die bisher letzte deutsche Meisterschaft 1931 zwei Jahre länger her ist als selbst die von Fortuna, interessiert bei dieser Betrachtung ebenso wenig wie die Tatsache, dass der kleine Nachbar Union in der Tabelle aktuell drei Punkte mehr auf dem Konto hat. Die Hertha denkt an die Champions League, dafür hat Investor Lars Windhorst 224 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Der 43 Jahre alte Ostwestfale mit Wohnsitz in London hat 49,9 Prozent Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA übernommen. Mehr geht in Deutschland auf Grund der 50+1-Regel nicht — noch nicht. Was jedoch bereits ging, war die Hertha im Januar zum größten Geldausgeber des Winter-Transfermarkts zu machen. Für 77 Millionen Euro wurden Santiago Ascacibar (Stuttgart/12), Matheus Cunha (Leipzig/18) und Krzysztof Piatek (AC Mailand/23) gekauft, überdies schon als Vorgriff auf den Sommer auch Lucas Tousart (Lyon/24) verpflichtet. Als Projektleiter „Champions League“ sollte Klinsmann fungieren.

Doch da sind wir wieder bei Nena. „Heut komm‘ ich, heut geh‘ ich auch und morgen ist es dann vorbei“, heißt es schließlich in ihrem Song „Fragezeichen“. Getreu diesem Motto warf Klinsmann nach nur 76 Tagen hin. Windhorsts persönlicher Berater wollte einen langfristigen Vertrag, ein höheres Gehalt und weitreichendere Befugnisse. Hertha musste die Reißleine ziehen, was Klinsmann zu sonderbaren Abrechnungen treibt. Damit legt er weiter Lunte an ein Pulverfass, Hertha wirkt wie ein leckgeschlagenes Tretboot auf dem Wannsee. Es geht nur noch um den Klassenerhalt. Momentan steht hinter diesem Ziel ein „?“.

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