Fortuna Düsseldorf Funkel kündigt „gnadenlose Analyse“ an

Fortuna beginnt nach dem 1:7 in Frankfurt mit der Aufarbeitung. Kaan Ayhan fehlt in der Analyse der negative Superlativ.

Aymen Barkok (l.) kann nicht mehr hinsehen und Marcin Kaminski (r.) ist entsetzt. Fortunas Abwehr präsentierte sich in Frankfurt desolat. Michael Rensing konnte einem phasenweise leid tun.

Aymen Barkok (l.) kann nicht mehr hinsehen und Marcin Kaminski (r.) ist entsetzt. Fortunas Abwehr präsentierte sich in Frankfurt desolat. Michael Rensing konnte einem phasenweise leid tun.

Foto: Christof Wolff

„Düsseldorf“ schrieb Andrea Pirlo über das Bild auf seinem persönlichen Twitter-Kanal, das den italienischen Fußball-Virtuosen und Weltmeister von 2006 am Sonntagmittag auf einem Flughafen zeigte. Allerdings stand der 39-Jährige nicht auf dem in Düsseldorf, sondern in Köln. Was denn nun? Pirlo als Verstärkung für die Fortuna? Oder für den Zweitligisten aus der Domstadt? Weder noch — der zuletzt in den USA angestellte Feingeist weilt in diesen Tagen in Deutschland, um neue Produkte seines Weingutes vorzustellen. Dabei könnte gerade die Fortuna prominente Hilfe derzeit gut gebrauchen. Oder überhaupt Hilfe.

Das 1:7-Debakel am Freitagabend bei Pokalsieger Eintracht Frankfurt war ein Kollektivversagen von lange nicht gesehenem Ausmaß. Selbst Michael Rensing, lange Zeit noch beste Fortune, sah beim fünften Treffer des überragenden Luka Jovic in der 72. Minute nicht mehr gut aus. Bis dahin hatte der 34-Jährige aber schon mehrfach Schlimmeres verhindert. Der Aufsteiger präsentierte sich offensiv harm- und mutlos, defensiv war nach dem 0:1 nichts mehr zu sehen, was den Stempel „bundesligatauglich“ verdient gehabt hätte.

„Die Frage nach einer Erklärung kann ich verstehen. Aber da fehlt mir jetzt das Superlativ“, sagte Innenverteidiger Kaan Ayhan. „Wir haben zu viele Fehler gemacht. So ein Spiel darf nicht passieren. In 90 Minuten gab es gefühlt 90 Angriffe. Dann kann man fast schon von ,nur’ sieben Gegentoren sprechen.“

Fortunas Abwehrchef stand nach der vierten Niederlage in Folge, die sein Team auf den letzten Tabellenplatz zurückspülte, fast ebenso ratlos in der Interview-Zone der Frankfurter Arena wie zuvor auf dem Rasen. Doch Ayhan war nicht der Einzige, der einen schwarzen Tag erwischt hatte. Der in der Pause ausgewechselte Adam Bodzek, Marcin Kaminsi sowie die Außenverteidiger Jean Zimmer und Matthias Zimmernann hatten allesamt das Frankfurter Fußballfest mehr begleitet als er zu verhindern versucht.

Der Trainer kündigt eine gnadenlose Analyse an

„Es wird Kritik hageln, und es wird berechtigte Kritik hageln. Die Mannschaft muss aushalten, dass ich sie auch kritisiere. Jeder Einzelne ist nun gefordert“, sagte Trainer Friedhelm Funkel, der sich die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte selbstredend anders vorgestellt hatte. Eine Erklärung für den ängstlichen und mutlosen Auftritt hatte der 64-Jährige aber auch nicht sofort parat.

Den Vorschlag seines Abwehrchefs, das Debakel schnell abzuhaken, lehnte Funkel jedoch ab. „Nein, dieses Spiel muss analysiert werden. Es gibt Spiele, da gebe ich Kaan Recht. Wie nach dem 1:6 im Pokal vor zwei Jahren in Hannover. Da haben wir drei Tage später wieder in Berlin gespielt. Aber jetzt haben wir Zeit. Das wird gnadenlos analysiert“, kündigte Funkel an. Nicht widersprechen wollte Fortunas Cheftrainer der Feststellung Ayhans, er selbst habe zu den Totalausfällen auf dem Rasen gehört. „Alles andere wäre ja gelogen gewesen“, gab Funkel zu Protokoll.

Alle Beteiligten mit dem rot-weißen Wappen auf der Brust waren sich in ihren Aussagen einig: Nun wird die Fortuna zeigen müssen, wie gut es um den Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft tatsächlich bestellt ist. „Ich fühle mich nicht von der Mannschaft  im Stich gelassen, aber ich bin enttäuscht. Wir haben zu wenig getan. Und dafür gab es überhaupt keinen Grund. Da werden wir drüber sprechen“, sagte Fortunas Trainer mit ernster Miene. Mit Andrea Pirlo wird er eher nicht sprechen.

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