Fortuna Düsseldorf Frank Kramer: „Ich sehe mich als Teil der Mannschaft“

Das Duisburg-Spiel ist für Fortunas Trainer Frank Kramer die Chance, den Fans zu zeigen, dass „wir alles reinknallen“.

Fortuna Düsseldorf: Frank Kramer: „Ich sehe mich als Teil der Mannschaft“
Foto: Christof Wolff

Frank Kramer steht weiterhin unter Druck. Nach dem 0:4-Debakel auf St. Pauli wird nicht nur die Mannschaft hart kritisiert, sondern auch der Trainer muss jetzt im kommenden Heimspiel gegen den MSV Duisburg zeigen, dass es mit ihm weitergehen kann und warum es auch sinnvoll ist. Wir sprachen mit dem 43 Jahre alten Fußballlehrer.

Herr Kramer, wie bereiten Sie Ihre Mannschaft auf das so wichtige Spiel gegen Duisburg vor?

Frank Kramer: Wir haben zunächst das Spiel gegen St. Pauli aufgearbeitet. Das war bitter notwendig und wichtig. Im Training haben wir schon das eine oder andere Zeichen gesetzt. Die Jungs haben das angenommen und haben gezeigt, dass sie da gemeinsam durch wollen. So muss man diese Situation angehen und sich ihr stellen. Es ist klar, dass es für alle eine kritische Lage ist, der man nur mit Kampfeslust begegnen kann. Daher ist die Mentalität ganz besonders gefragt.

Wie enttäuscht waren Sie nach dem Auftritt in Hamburg?

Kramer: Da will ich mich nicht rausnehmen. Auch die Spieler haben wesentlich mehr vom Spiel und von sich erwartet. Wenn man aus einem Kampfspiel wie beim 1:0 gegen Fürth kommt, und vorher klar ist, dass die Mannschaft ein atmosphärischer Fight vor toller Kulisse erwartet, dann mit 0:4 verliert, ist man total frustriert. Das muss man erst einmal sacken lassen. Das ist den Spielern unheimlich nahe gegangen.

Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang das Wir-Gefühl, dass sie sich nicht von der Mannschaft distanzieren?

Kramer: Fußball ist ein Mannschaftssport. Und es ist wie im normalen Leben auch, dass man schwierige Situationen nur in der Gemeinschaft bewältigen kann. Da müssen wir zusammenstehen. Jeder muss überlegen, was er für die Gemeinschaft tun kann. Ich sehe mich als Teil der Mannschaft. Die Situation ist für alle kritisch, und wir müssen da gemeinsam raus.

Aber die Fans trennen da ganz genau, viele halten auf Sie große Stücke und verdammen die Mannschaft . . .

Kramer: Da darf sich niemand rausnehmen und schon gar nicht der Trainer. Das entspricht nicht meinem Verständnis des Begriffes Team. Da muss sich jeder als ein Teil dieses Teams begreifen. Genauso gehe ich das auch an. Ich stelle mich auch der Kritik und mache mir meine Gedanken. Nach Niederlagen kann mich keiner trösten. Da leide ich mit der Mannschaft wie ein Hund. Der Zuspruch der Fans tut natürlich gut — wenn man erkennt, dass man nicht ganz auf dem Holzweg ist, in der Art, wie man mit der Mannschaft zusammenarbeitet. Insgesamt haben sich den Saisonverlauf alle anders vorgestellt, natürlich auch die Spieler. Wir arbeiten daran, das auf den richtigen Weg zu bringen.

Gibt es Punkte, die Sie im Rückblick vielleicht anders gemacht hätten?

Kramer: Da möchte ich bei uns bleiben. Niemand kann von sich behaupten, dass er ohne Makel oder Fehler ist. Da schließe ich mich ein. Jetzt kann ich mir aber nur Gedanken machen, wie wir mit der Situation umgehen und wie wir da herauskommen. Über alles, was war oder hätte sein können, darüber mache ich mir keine Gedanken, weil ich bei dem bleibe, was ich beeinflussen kann. Das ist die Arbeit mit der Mannschaft auf dem Platz.

Wie wichtig sind dabei auch das Menschliche, der Umgang mit den Spielern und deren Psyche?

Kramer: Das Menschliche ist ein wichtiger Punkt in einem Gefüge, erst recht im Misserfolgsfall. Wenn man sich auf einer Erfolgswelle bewegt, ordnen sich alle ein. Im Misserfolg ist es so, dass sich viele positionieren. Da gibt es halt mehr Angriffspunkte. Deswegen ist es da noch mal wichtiger, enger zusammenzurücken, weil man mehr Energie braucht, um dagegen anzugehen. Je mehr dazu beitragen, desto besser funktioniert es.

Sind Sie von einigen Spielern enttäuscht, dass diese nicht ihr Leistungspotenzial ausschöpfen?

Kramer: Der Einzelne kann seinen Beitrag zur Gruppe leisten, ist aber auch abhängig von der Gruppe. Da würden wir jedem Unrecht tun, den wir da einzeln rauspicken. Man hat immer Erwartungen, auch die Spieler fragen sich, warum sie selbst und auch die Gruppe den Erwartungen bislang nicht gerecht werden konnten.

Wie kann man denn auf dem von Ihnen als schwer bezeichneten Weg etwas schneller vorankommen?

Kramer: Ich habe als Trainer Vertrauen zu dieser Mannschaft und weiß, dass wir das hinbekommen werden, wenn wir alle an einem Strang ziehen und alles investieren. Das haben wir bereits gezeigt. Es lohnt sich, sich darauf zu konzentrieren.

Wie wichtig ist es jetzt, dass vier der nächsten sechs Spiele, in der Arena stattfinden?

Kramer: Man hat immer lieber Heimspiele mit den eigenen Fans im Rücken. Die letzten Spiele vor eigenem Publikum waren wichtig, weil wir da in kritischen Momenten sehr konzentriert waren. Darauf darf man sich aber nicht verlassen, sondern muss jedes Mal viel Arbeit investieren. Den Zugang dazu müssen wir immer wieder finden.

Aber Angst vor dem Duisburg-Spiel darf man nicht haben, oder?

Kramer: Nein, man muss immer die Chance sehen. Die Chance, eine gute Leistung zu bieten und den Fans zu zeigen, wir knallen alles rein.

Was dürfen die Fans am Freitag gegen den MSV erwarten?

Kramer: Das wir uns den Allerwertesten bis zum Anschlag aufreißen, um dieses Spiel zu gewinnen. Und wir werden uns als Einheit präsentieren. Das ist, was hier der erste Anspruch ist.

Schauen Sie auf die Tabelle?

Kramer: Ich schaue da nicht drauf. Das sind nur Rechenspiele, und die Mathematik gehört in die Schule. Wir haben ein hochintensives Spiel vor uns. Ich beschäftige mich nur damit, wie wir dieses Spiel gewinnen können.

Warum setzten Sie so relativ wenig Vertrauen in die jungen Spieler?

Kramer: Wir sind in einer besonderen Situation. Da muss man auf aufpassen, dass man nicht zu früh zu viel von ihnen verlangt. Die Jungs machen ihre Sache sehr gut und sollen sich in Ruhe entwickeln.

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