Fortuna: Zurück zum Einfachen

Die Konzentration auf ein gutes Verteidigen steht für Interimstrainer Oliver Reck im Vordergrund.

Düsseldorf. Der Halbzeit-Kommentar am Samstag Mittag auf der Tribüne in Cottbus war einhellig: „Da spielt Not gegen Elend.“ Es stand 1:1 nach sehr schwachen 45 Minuten Zweitliga-Fußball. Zum Glück für Fortuna Düsseldorf änderte sich das nach der Pause, und die Mannschaft von Oliver Reck sicherte sich im Stadion der Freundschaft einen wichtigen 3:1-Erfolg.

Dass Fortuna schon fast wieder in Schlagdistanz zum Relegationsplatz für den Bundesliga-Aufstieg gerückt ist, wollte vom Verein niemand hören. „Da müssen wir die Kirche im Dorf lassen“, sagte Finanzvorstand Paul Jäger. „Das Spiel hätte bei den klaren Chancen des Gegners auch anders ausgehen können.“

Dass die Fortuna noch weit von einem souverän aufspielenden Kollektiv entfernt ist, weiß auch Interimstrainer Oliver Reck. „Es kam aber auch nicht darauf an, in der ersten Hälfte gut nach vorne zu spielen.“ Dass deswegen zu viele Bälle im Spielaufbau leichtfertig verloren gingen, hat Fortunas Trainer aber nicht gefallen. Genau wie die zunächst zu großen Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen.

„Auch wenn da noch nicht allzu viel gelungen ist, hatte ich aber immer das Gefühl, dass wir jederzeit zurückschlagen können, so wie uns das nach dem Rückstand prompt gelungen ist.“ Man habe immer wieder Nadelstiche gesetzt und sei dem aggressiv spielenden Gegner körperbetont begegnet. „Wir wollten im richtigen Moment zustoßen“, sagte Reck. „Meine Jungs sind mental und fußballerisch in der Lage auf alles zu reagieren.“

Das war zuletzt unter seinem Vorgänger Mike Büskens nicht der Fall. Nach einem Rückstand verloren die Spieler ihren Mut, nach einem Rückstand wie in Aalen (0:1) und gegen den Karlsruher SC (0:2) konnte die Mannschaft keine Wende herbeiführen. Auch aktuell werden keine überragenden Kombinationen abgerufen, um den Gegner in Verlegenheit zu bringen.

„Wir wollten gar nicht gezielt nach vorne spielen, wir wollten auch diesmal gut verteidigen“, sagte der neue Trainer. Reck hat seiner Mannschaft in Kaiserslautern und Cottbus mit auf den Weg gegeben, einfach zu spielen, den direkten Mitspieler zum Anspiel zu suchen und keine Kunststücke zu probieren. Diese Konzentration auf das Einfache hat den Spielern des Bundesliga-Absteigers einen großen Halt gegeben.

Die Unsicherheit ist aus den Aktionen heraus, auch wenn die Zahl der Fehlpässe in der ersten Hälfte in Cottbus immer noch erschreckend hoch war. Doch Cottbus spürte bei Fortuna keine Verunsicherung mehr, die Körpersprache von Giefer, Malezas & Co. war wieder eine andere. Und auch das 3:1, das Tugrul Erat aus spitzem Winkel nach einer Slapstick-Einlage der Energie-Abwehr erzielte, gelingt keiner verunsicherten Mannschaft.

„Von der Laufleistung und vom Engagement meiner Mannschaft war das wieder eine Topleistung“, erklärte Reck. „Nach der Pause hat die Mannschaft kapiert, dass sie im richtigen Moment auch nach vorne agieren muss.“

Die schnellen Stürmer, die die Tiefe suchen, stehen ja auch in Erwin Hoffer und Charly Benschop zur Verfügung. Mit einem Mittelfeld, in dem in Christian Gartner (19 Jahre), Ivan Paurevic (22), Tugrul Erat (21) und Ben Halloran (21) nur junge Leute standen, muss der Trainer auch Geduld haben. Dass Reck auf diese jungen Leute setzt, hat sich ausgezahlt. Sechs Punkte in zwei Spielen machen das deutlich — auch wenn zur Bundesligatauglichkeit noch einiges fehlt.

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