Fortuna Düsseldorf Fortuna: Wer folgt auf Kramer?

Der Fußball-Zweitligist entlässt seinen Trainer und sucht jetzt einen Mann, der Autorität verspricht.

 Frank Kramer hatte keine Lösungen für Fortuna Düsseldorfs Probleme. Jetzt wird einer gesucht, der sie findet. Als Kandidatenwerden Friedhelm Funkel, Jos Luhukay, Jens Keller oder auch Horst Steffen gehandelt.

Frank Kramer hatte keine Lösungen für Fortuna Düsseldorfs Probleme. Jetzt wird einer gesucht, der sie findet. Als Kandidatenwerden Friedhelm Funkel, Jos Luhukay, Jens Keller oder auch Horst Steffen gehandelt.

Foto: dpa

Düsseldorf. Frank Kramer hatte sich bereits am Sonntag von der Mannschaft verabschiedet, gestern zog Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf auch offiziell den Schlussstrich: Der 43 Jahre alte Fußballlehrer, vor der Saison als Hoffnungsträger im Gespann mit Co-Trainer Peter Hermann gekommen, um den zerfallenden Ex-Erstligisten wieder zu ordnen, ist beurlaubt. Kollege Hermann übernimmt — erst einmal.

13 Punkte in 15 Spielen waren zu wenig, fast durchgängig waren die Leistungen der Fortuna schlecht, Düsseldorf ist als Tabellenvorletzter in Abstiegsgefahr. „Wir haben die Spiele analysiert. Es war erschreckend, wie wir zum Beispiel in Nürnberg oder beim FC St. Pauli verloren haben“, sagte Sportdirektor Rachid Azzouzi, der erst nach der Entscheidung für Kramer seine Arbeit in Düsseldorf aufgenommen hatte. Und jetzt eine Wahl treffen will, „die meine ist. Ich werde da nicht alles mitmachen“. Heißt: Azzouzi, der nicht Teil des Vorstandes ist, in dem Finanzmann Paul Jäger und Sven Mühlenbeck nach der Freistellung von Ex-Chef Dirk Kall als Duo die Geschäfte führen, will nun eine Lösung nach seinem gusto. „Letztlich bin ich eben auch dafür verantwortlich.“

Azzouzi ist die Entlassung Kramers ziemlich schwer gefallen

Die Entlassung Kramers nach nur wenigen Monaten sei die „bisher schwerste Entscheidung, die ich in diesem Job treffen musste“, sagte Azzouzi, der schon lange in Fürth mit Kramer gearbeitet hatte. Er sei aber nicht mehr hundertprozentig überzeugt gewesen, sagte Azzouzi gestern, „dass wir die Dinge in dieser Konstellation drehen können. Und dann ist es meine Pflicht, darüber auch zu sprechen.“ Der Trainer galt als beliebt im Verein, viel mehr allerdings wird von ihm nicht in Erinnerung bleiben. Azzouzi sagt: „Frank kennt das Geschäft.“

Düsseldorf bekommt einfach keine Ruhe mehr in den Verein, der auf allen Ebenen im Umbruch ist: Der Aufsichtsratsvorsitzende Marcel Kronenberg muss ersetzt werden, neue Mitstreiter und ein neuer Boss für den Vorstand werden gesucht, in dem sportliche Kompetenz fehlt. Nun muss auch ein neuer Trainer her, weil Hermann ganz sicher keiner für die erste Reihe ist und nicht sein will. Und auf dem Platz steht eine Mannschaft, die zu keiner Zeit eine geworden ist, seit in der Sommerpause elf neue Spieler anheuerten.

Wer das zusammenfügen soll, ist völlig offen. Azzouzi hat ein „Anforderungsprofil“, will darüber aber nicht öffentlich sprechen. Klar ist: Sein Schuss muss sitzen, auch der Sportdirektorenposten ist ein heißer Stuhl in Düsseldorf, seit Wolf Werner ihn für Helmut Schulte geräumt hat. Wie der Trainerstuhl nach Norbert Meier: Mike Büskens, Lorenz-Günter Köstner, Oliver Reck, Interimstrainer Taskin Aksoy, dann Kramer — vorangebracht hat die Mannschaft kein einziger von ihnen.

Peter Hyballa oder Horst Steffen wären Risiko-Kandidaten

Das Dilemma: Für einen überzeugenden Neuanfang ist gerade keine Zeit, der Neue muss ein starker Trainer sein, der die Probleme seines Arbeitgebers abfedert und mit natürlicher Autorität keine Zweifel in der Mannschaft zulässt. Einer wie der gehandelte Friedhelm Funkel, der gestern unserer Zeitung sagte, Fortuna habe mit Kramer und Hermann „kein Trainerproblem gehabt“ — und er keinen Kontakt mit den Düsseldorfern. Ob er den Job machen würde, ließ Funkel offen, sagte aber: „Wenn man schon im Vorfeld groß gehandelt wird, ist das nie gut.“

Möglich scheint auch ein Kandidat wie der erfahrene Jos Luhukay (zuletzt Hertha BSC Berlin) oder der zuletzt bei Schalke engagierte Jens Keller: Eine andere Kategorie wäre Horst Steffen, der schon mit Düsseldorf flirtete, bevor Kramer kam — und inzwischen bei Drittligist Stuttgarter Kickers entlassen wurde. Oder Bayer Leverkusens U 19-Trainer Peter Hyballa, ein ausgewiesener Taktikexperte. Beide allerdings hätten den Nachteil, ihre Tauglichkeit als Retter noch nicht auf höchstem Niveau unter Beweis gestellt zu haben. Sie wären also Kandidaten mit Risiko, gerade für Azzouzi. „Wir wollen einen, der Fortuna wieder in ruhiges Gewässer führt“, sagte der Sportdirektor gestern. In der Gewissheit, dass das schon lange keinem mehr gelungen ist.

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