Fortuna verspielt ihre Chance

Beim Fußball-Drittligisten machen nicht nur die Spieler Fehler. Und Ausreden helfen nicht weiter.

Düsseldorf. Die Mannschaft von Fußball-Drittligist Fortuna Düsseldorf hatte sich offensichtlich nach der völlig unnötigen 0:2-Niederlage in Erfurt schneller wieder beruhigt als die Fans. "Emden hat doch auch verloren", hieß es von einigen Spielern. Trainer Norbert Meier soll laut Geschäftsführer Wolf Werner so sauer über diese Aussagen gewesen sein, dass er der Mannschaft kurzerhand den freien Tag strich und auch am Montag Training angesetzt hatte.

Die Fans verzweifeln. Immer wieder verspielt die Fortuna im Frühjahr ihre große Chance. "Gekämpft hat die Mannschaft immer", sagt Wolf Werner und kontert die Vorwürfe vieler Anhänger. "Die Fans haben in dieser Saison noch nicht ,wir wollen euch kämpfen sehen’ gerufen." Also ist es doch nicht der Biss, sondern die Qualität der einzelnen Spieler?

Vorstandssprecher Peter Frymuth steht vor einem Rätsel, da es seiner Meinung nach im aktuellen Kader homogen und ohne Grüppchenbildung zugeht. "Die Mannschaft ist einerseits gewachsen und wird auch im Aufstiegsfall weitgehend zusammenbleiben. Der Vorwurf, die wollen nicht aufsteigen, ist also abwegig", erklärt Frymuth. "Es fehlen dann wohl doch die letzten fünf Prozent Einsatz, denn auch in Erfurt war unsere Mannschaft nicht die schlechtere."

Es ist kein Trost, dass andere Mannschaften auf einem ähnlichen Level wie Braunschweig, Offenbach oder gar Rot-Weiß Essen noch schlechter stehen. "Da ist Union Berlin eindeutig das Gegenbeispiel", sagt Fortunas Vorstandssprecher. In der Bundeshauptstadt ziehen offensichtlich alle an einem Strang. Warum ist das in Düsseldorf nicht der Fall?

Die Mannschaft: Die Spieler der Fortuna sind alle sympathisch, freundlich und gute Fußballer. Spielerisch lassen sich aber nicht alle Situationen lösen. Mal so richtig dazwischen hauen, kann offensichtlich kaum einer. Weder verbal, noch in rustikaler Art auf dem Platz. Wenn es schlecht läuft, fehlt ein Häuptling, der das Ruder an sich und herum reißt. Selbst Olivier Caillas schreckt mit seiner teilweise zu provokanten Art zurück, wenn es heftig etwas auf die Socken gibt.

Der Trainer: Norbert Meier wirkt teilweise hilflos, wenn die Mannschaft immer wieder die alten Fehler macht und zum Beispiel bei Standardsituationen im Tiefschlaf ist. In der Taktik scheint die Meiersche Spielauffassung zu leicht durchschaubar zu sein.

Aue als jüngster Heimgegner wusste genau, wie es selbst mit zehn Mann der Fortuna Probleme bereiten konnte. In solchen Situationen muss Kreativität her, auch von der Trainerbank. Zudem wünscht man sich von Meier mal ein paar deutlichere Worte in der Öffentlichkeit, damit die Spieler noch mehr gefordert werden.

Die Funktionäre: Der Vorstand hält sich im Gegensatz zu Wolf Werner (Geschäftsführer Sport) sehr zurück, was die Kritik an der Mannschaft angeht. Auch da wünschen sich die Fans klare Worte. Die Kritik, dass es immer noch nicht gelungen ist, ein großes Düsseldorfer Wirtschaftsunternehmen an den Verein zu binden, ist nicht neu.

Allerdings hat es der Vorstand nicht leicht, da einige Mitglieder des Aufsichtsrates sich nicht in einer Kontrollfunktion sehen, sondern selbst Politik machen. Zum einen positiv, weil sie versuchen (wirtschaftliche) Probleme des Vereins zu lösen, zum anderen negativ, weil einige hinter dem Rücken Interna ausplaudern oder Fehler anderer anprangern wollen.

Das Fazit: Fortuna bleibt ein Verein mit vielen Problemen. Es gelingt einfach nicht, alle Kräfte zu bündeln, um einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Und die Mannschaft muss aufpassen, dass sie nicht die Möglichkeit verspielt, in die Relegation zu gelangen. Nur dieses Minimalziel scheint bei diesen Leistungen realistisch zu sein.

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