Fortunas Transfer-Serie Fortunas Leihspieler begeistern die Fans

Düsseldorf · Im letzten Teil der WZ-Serie „Fortunas Transfergeschichten“ erinnern wir an gelungene Leihgeschäfte mit dem HSV, aber auch an ein teures Missverständnis aus der Slowakei.

Während Maximilian Beister und Kerem Demirbay bei Fortunas Fans in guter Erinnerung geblieben sind, blieb der Brasilianer Wellington gerade einmal ein halbes Jahr am Rhein.

Während Maximilian Beister und Kerem Demirbay bei Fortunas Fans in guter Erinnerung geblieben sind, blieb der Brasilianer Wellington gerade einmal ein halbes Jahr am Rhein.

Foto: picture alliance / dpa/Marius Becker

Wer bei Fortuna Düsseldorf in Sachen Kaderplanung zuständig ist, muss vor allem eine Eigenschaft mitbringen: Kreativität. Schließlich ist der Verein nach Jahren der Misswirtschaft – vor allem in den 90er Jahren – erst gerade dabei, sich finanziell Stück für Stück an das Niveau der etablierten Bundesligisten heranzuarbeiten. Große Sprünge sind daher auf dem Transfermarkt nicht zu erreichen. Entsprechend machten die Verantwortlichen in der Vergangenheit oftmals vom Leihmodell (bestenfalls in Kombination mit einer Kaufoption) Gebrauch, um Spieler mit hohen Potenzial für den Verein zu gewinnen.

Florian Neuhaus, Dodi Lukebakio oder Marcin Kaminski gehören zu den jüngsten Beispielen dieses Erfolgsmodells. Aber auch andere Spieler, an die unsere Redaktion im letzten Teil unserer Fortuna-Transfergeschichten-Serie erinnert. Zudem sind ein Brasilianer, der heute mit „Prinz Poldi“ zusammenspielt, sowie ein Nigerianer, der in seiner Karriere für zwei Klubs aus Flingern auflief, weitere Protagonisten.

Kerem Demirbay (r.) kämpft um den Ball.

Kerem Demirbay (r.) kämpft um den Ball.

Foto: picture alliance / dpa/Patrick Seeger

Die Überflieger

Wellington (r.) versucht, den Ball abzublocken.

Wellington (r.) versucht, den Ball abzublocken.

Foto: picture alliance / dpa/Stefan Puchner

Maximilian Beister benötigte nur 24 Sekunden, um sich bei den Fans der Fortuna unsterblich zu machen. Schließlich ebnete sein Führungstor im legendären Relegationsrückspiel gegen Hertha BSC (2:2) den Weg zurück in die Bundesliga. Auch sonst verbinden die Anhänger zumeist nur gute Erinnerungen an den Blondschopf, der im Sommer 2010 für zwei Jahre vom Hamburger SV ausgeliehen worden war. Nach einem Eingewöhnungsjahr explodierte der Linksfuß, der zumeist auf der rechten Seite eingesetzt wurde, förmlich. Seine Bilanz: 65 Pflichtspiele, 19 Tore und ebenso viele Vorlagen. Nach seinem Abschied aus der Landeshauptstadt wurde Beister immer wieder von Verletzungen und unglücklichen Vereinswechseln zurückgeworfen. Erst beim KFC Uerdingen fand er nach Stationen in Mainz, München und Melbourne zu alter Stärke zurück und stieg mit den Krefeldern in die 3. Liga auf. Dort wird Beister auch in der kommenden Spielzeit aktiv sein – allerdings im Trikot des FC Ingolstadt.

In Kerem Demirbay sorgte eine weitere HSV-Leihgabe am Rhein für Furore. In der Hansestadt wurde der technisch beschlagene Mittelfeldspieler für zu leicht befunden und erst einmal in die zweite Liga verliehen. Über Kaiserslautern ging es im Sommer 2015 zur Fortuna. In einer ziemlich durchwachsenen Saison, an deren Ende der Abstieg in die 3. Liga drohte, schwang sich der damals 22-Jährige zum Leistungsträger auf. Sein Doppelpack im letzten Saisonspiel gegen Eintracht Braunschweig (2:0) war mitentscheidend für den Klassenerhalt. Nach Hamburg kehrte Demirbay übrigens nie wieder zurück. Stattdessen wechselte er für weniger als zwei Millionen Euro nach Hoffenheim, wo er zum Nationalspieler und Champions-League-Spieler reifte. Im Sommer folgte er schließlich dem Lockruf von Bayer Leverkusen und kehrte für 32 Millionen Euro zurück nach NRW – und nach Düsseldorf. Denn dort wird der Spielmacher künftig mit Ehefrau und Kind wieder wohnen.

Die Missverständnisse

Im Spätsommer 1996 war die Fortuna bereit, eine Menge Geld in die Hand zu nehmen und einen jungen Stürmer aus der Slowakei zu verpflichte. Sein Name: Robert Kocis; seine Ablöse: Rund 600 000 Euro. Doch die Investition entpuppte sich schnell als teures Missverständnis. Denn in seinen ersten Monaten in Düsseldorf kam er auf gerade Mal sechs Einsätze ohne Torerfolg, wurde deswegen im Winter zu Austria Wien verliehen, wo er nur bei seinem Debüt traf. Nach der Rückkehr blieb er weiterhin ein Fremdkörper und die Fortuna war froh, als er im Winter zu Carl Zeiss Jena weiterzog. Dort blieb er übrigens auch nur ein halbes Jahr. Immerhin: Eine gewisse Kontinuität war vorhanden.

Bei einem halbjährigen Besuch in der Landeshauptstadt blieb es auch für den Brasilianer Wellington. Der Stürmer wurde 2010 von der TSG Hoffenheim ausgeliehen, wo er sich zuvor nicht hatte durchsetzen können. In Liga 2 erhofften sich beide Parteien, dass der damals 22-Jährige den Durchbruch schafft – es blieb beim Wunschdenken. Dabei ließ sich der Anfang gut an. Gleich bei seinem Heimdebüt gegen Hertha BSC Berlin gelang ihm ein Weitschusstreffer Marke „Tor des Monats“. Mehr Höhepunkte kamen allerdings nicht mehr hinzu. Nach nur sieben Einsätzen kehrte er in den Kraichgau zurück. Heute spielt Wellington beim japanischen Klub Vissel Kobe mit so illustren Spielern wie Andres Iniesta, David Villa – und Lukas Podolski.

Die Exoten

1999 schlugen die Düsseldorfer auf dem afrikanischen Transfermarkt zu und holten Augustine Fregene vom FC Heartland an den Flinger Broich. Der kantige Abwehrspieler blieb insgesamt sechs Jahre, erlebte den Niedergang des Vereins und arbeitete am Aufstieg in die Regionalliga Nord mit. Später wechselte der Nigerianer in die USA und kehrte 2008 nach Flingern zurück und schnürte noch einmal für den Fusionsverein SC Flingern, nur knapp 200 Meter neben dem Paul-Janes-Stadion, seine Schuhe. Der Klub wurde mittlerweile aufgelöst, und auf dem ehemaligen Vereinsgelände steht seit einigen Monaten das neue Nachwuchsleistungszentrum der Fortuna. Übrigens: Fregene ist nach Echendu Adiele, Leon Balogun, Samuel Ebi Taubmann, Abiodun Obafemi, Alex Omogie, Ganiyu Shittu der siebte Spieler aus Nigeria, der das rot-weiße Trikot trug.

Neben Nigeria war auch der Kontinent Australien mit vier Kickern bislang gut vertreten. Einer von ihnen war Anthony Roche, den der damalige General Manager Thomas Berthold im Sommer 2003 von den Brisbane Strickers loseiste. Dumm nur, dass es für Roche in der Landeshauptstadt einfach nicht klappen wollte. In zwölf Einsätzen gelang dem Stürmer, dem der damalige Trainer Massimo Morales das Prädikat „Killerinstinkt“ anheftete kein Tor. Die Gründe für sein Scheitern gab, der Australier einige Jahre später in einem Interview preis: „Die Umstellung auf das Klima ist mir nicht gelungen, außerdem kam ich krank in Düsseldorf an. Aber das sollen keine Ausreden sein, es lag letztlich an mir.“

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