Fortuna Düsseldorf Funkel: „Ich möchte gerne weitermachen“

Der Trainer von Fußball-Erstligist Fortuna Düsseldorf spricht über seine Vertragsgespräche, die Integration von Dodi Lukebakio, Soziale Medien und die gute Arbeit des Mentaltrainers.

 „Was soll mir denn noch passieren?“: Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel übt seinen Job in der Fußball-Bundesliga gelassen, aber konzentriert aus.

„Was soll mir denn noch passieren?“: Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel übt seinen Job in der Fußball-Bundesliga gelassen, aber konzentriert aus.

Foto: dpa/Marius Becker

Für Friedhelm Funkel ist ein Trainingslager kein Neuland. Auch in Marbella lebt der 65-Jährige Gelassenheit und Ruhe vor. Im Interview spricht der Cheftrainer des Fußball-Erstligisten Fortuna Düsseldorf über eine mögliche Vertragsverlängerung, die Hinrunde und das, was auf seine Mannschaft in der Rückrunde noch zukommen wird.

Herr Funkel, wie fällt hier im Trainingslager in Marbella ihr Fazit der Hinrunde aus?

Friedhelm Funkel: Ich bin zufrieden mit einem großen Teil der bisherigen Saison und unzufrieden mit einem kleineren. Dass wir 18 Punkte geholt haben, ist sehr positiv – dank der unfassbar guten englischen Woche zum Abschluss. Am Anfang haben wir unter anderem davon profitiert, dass Leipzig noch nicht so da war durch den Trainierwechsel und die Qualifikation für die Europa League. Gegen Hoffenheim haben wir glücklich gewonnen, aber wir hätten auch ein Spiel wie gegen Mainz gewinnen können. Das hat sich ausgeglichen. Dann haben wir sechs Begegnungen in Folge verloren. Dabei war das Spiel gegen Nürnberg katastrophal. Aber wir haben wieder – wie seit dem Beginn meiner Zeit in Düsseldorf – die richtigen Schlüsse daraus gezogen. Der ganze Verein hat ruhig reagiert. Aber das alles Entscheidende ist, was unten auf dem Platz passiert. Und das wird auch in 100 Jahren noch so sein.

Wie haben Sie in der schlechten Phase der Mannschaft den Druck nehmen können?

Funkel: Indem ich den Spielern gesagt habe, dass das Spiel Spaß machen muss und nicht das Wichtigste im Leben ist. Das sind Familie und Gesundheit. Dann erst kommt der Fußball. Ich habe das immer so rüber gebracht auf meinen Stationen. Die Mannschaft hier hat das schon mehrfach so angenommen. Das war auch vor dem Spiel gegen Ingolstadt im Aufstiegsjahr der Fall. Nach diesem 3:0-Erfolg war ich mir sicher, dass wir das schaffen. Zudem hat unser Mentaltrainer Axel Zehle in der Zusammenarbeit mit mir daran großen Anteil. Wir kommunizieren unglaublich vertrauensvoll. Ich hatte vorher nie einen Mentaltrainer. Vor zehn Jahren habe ich das noch komplett abgelehnt und gedacht, das könnte ich selber. Heute weiß ich, dass das völliger Blödsinn war. Dass die Zusammenarbeit mit ihm und auch unserem Videoanalysten so gut passt, ist ein Glücksfall. So war zum Beispiel die Mannschaftsitzung vor dem 4:1-Sieg gegen Hertha extrem gut.

Haben Sie selbst nie den Druck gefühlt, dass Sie oder das Projekt scheitern könnten?

Funkel: Ich habe doch keinen Druck mehr. Was soll mir denn noch passieren? Ich bin 65 Jahre alt und mache den Job mit meiner Mannschaft unheimlich gerne. Wenn es irgendwann zu Ende ist, dann gehe ich in Rente und sage Tschüss. Das war am Anfang der Karriere natürlich anders. Mit etwas Glück habe ich noch 25 Jahre. Das weiß ich aber nicht. Wenn ich gesund bleibe, ist das schön, über andere Dinge muss ich mir keine Sorgen mehr machen. Das ist das, was mich so relaxed arbeiten lässt. Das spürt die Mannschaft, und das Verhältnis mit den Spielern ist top. Sonst könnte man aus solchen Situationen auch nicht herauskommen. Das war auf allen meinen Stationen so, deswegen war ich auch so lange bei den einzelnen Vereinen. In Duisburg, Frankfurt und Uerdingen fünf Jahre. Auch bei Fortuna schon fast drei Jahre. Letztlich hat alles ein Jahr schneller funktioniert, als wir es gehofft haben.

Gibt es Gespräche zur Vertragsverlängerung?

Funkel: Hier im Trainingslager laufen die ersten Gespräche. Ich würde gerne weitermachen, das ist ja kein Geheimnis. Jetzt muss ich schauen, wie die Vorstellungen des Vereins sind.

Fordern Sie neue Spieler?

Funkel: Nein, das habe ich nie gemacht. Unter dem Streich macht es keinen Sinn, einen Spieler zu verpflichten, den der Trainer nicht will.

Das wird ja mit dem neuen Sportvorstand Lutz Pfannenstiel kaum anders zugehen, oder?

Funkel: Nein, das wird funktionieren. Wir haben auch schon in der Hinsicht miteinander gesprochen. Da sind interessante Spieler genannt worden. Aber bis dann ein Kandidat verpflichtet wird, kann es dauern, möglicherweise bis zu den letzten fünf Minuten vor Transferschluss, wie das zum Beispiel bei Kaan Ayhan damals war. Wenn der Spieler willig ist, dann habe ich auch das Händchen, ihn schnell zu integrieren.

Wie das zum Beispiel bei Dodi Lukebakio gut funktioniert hat?

Funkel: Ja, ich habe gemerkt, dass das ein richtig guter Spieler ist, der aber noch lernen muss. Ich war überzeugt, dass er uns mit seiner Technik, seiner Schnelligkeit und Abschlussstärke helfen kann. Auch die Mannschaft hat dabei geholfen. Die Mitspieler haben ihn zunächst auch kritisiert. Da war er erst einmal sauer, aber er hat eingesehen, dass erfahrene den jungen Spielern auch mal was sagen dürfen. Er nimmt das an. Jetzt ist er hundertprozentiges Mitglied der Mannschaft, aber es hat gedauert. Ich schaue auf seine Stärken und kann dann auch verstehen, dass er dann nicht in jeder Situation mit nach hinten arbeitet. Da helfen die 28 Trainerjahre das zu erkennen und so einen Spieler zu fördern.

Wohin geht es in der Rückrunde für Fortuna?

Funkel: Ich bin ja kein Hellseher. Die Mannschaft ist gefestigt. Aber du darfst dir nie zu sicher sein. Unsere Ausgangsposition ist in Ordnung. Aber wir dürfen uns nicht ausruhen. Wenn wir als Aufsteiger in der Bundesliga zehn Spiele gewinnen würden, wäre das eine fantastische Leistung. Im vergangenen Jahr haben alle Mannschaften im unteren Tabellendrittel das nicht geschafft. Das ist in der Bundesliga sehr schwierig. Das wird auch so bleiben. Die Mentalität der Mannschaft lässt mich glauben, dass wir das Motto – wir sind gekommen, um zu bleiben – auch umsetzen können. Aber sicher ist das nicht.

Wie wichtig ist der Auftakt?

Funkel: Sehr wichtig. Aber auch für Augsburg, weil sie derzeit drei Punkte hinter uns liegen. Es wäre ein Traum, wenn wir gewinnen und dann sechs Punkte vor dem FCA liegen würden. Ich zolle jedem Gegner großen Respekt, aber wir fahren nicht als krasser Außenseiter dorthin und warten nur ab. Wir wollen dort aktiver und situativ variabel spielen.

Wie nehmen Sie den modernen Fußball wahr?

Funkel: Die sozialen Netzwerke spielen für mich keine Rolle, da schaue ich gar nicht rein. Mir reichen whatsapp, SMS und E-Mails. Was ist modern? Es gibt Trainingsinhalte, die hatte ich schon vor 28 Jahren. Zum Beispiel Laufen. Fußball ist ein Laufspiel. Wer dann sagt, ich sei altmodisch – das ist doch Schwachsinn. Das Training ist intensiver, im Athletik-, Schnelligkeits- und Taktikbereich wird viel mehr gearbeitet. Mit den Co-Trainern und unserem Video-Spezialisten Philipp Grobelny arbeite ich eng zusammen und lasse mich auch überzeugen, wenn gute Ideen kommen. Und ein zwei Sätze mit den Spielern helfen weiter, wenn der Co-Trainer das Training leitet und ich genau beobachten und kurz eingreifen kann.

Haben Sie verärgert die Diskussionen um das goldene Steak von Ribéry verfolgt?

Funkel: Natürlich. Aber man darf nicht vergessen, dass er auch angegangen worden ist. Das war nicht in Ordnung. Aber so darf er nicht reagieren. Das geht gar nicht. Das meine ich ja auch mit den sozialen Netzwerken: Da schaue ich nicht rein, weil ich mich nur darüber aufrege. Das sind Dinge für junge Leute, wenn sie damit vernünftig umgehen. Ich weiß trotzdem, was aktuell ist. Ich bin Zeitungsleser, das gehört zu meiner Generation. Ob ich nostalgisch oder altmodisch bin, das ist mir egal. Ich versuche meine Aufgabe mit Spaß zu machen und lasse mich von Niederlagen nur ganz selten aus der Fassung bringen.

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