Fortuna gelingt Überraschung Drei verrückte Tore für die Ewigkeit

München · Schnell und treffsicher: Dodi Lukebakio verblüfft die Fußballwelt und beschert Fortuna einen nicht für möglich gehaltenen Punktgewinn bei Bayern München.

Pure Kraft, pure Freude: Dodi Lukebakio feiert seinen Treffer zum 3:3.

Pure Kraft, pure Freude: Dodi Lukebakio feiert seinen Treffer zum 3:3.

Foto: dpa/Matthias Balk

Der „Quasi-Matchwinner“ kam in der Münchener Arena.erst mit einiger Verspätung und als Letzter aus der Kabine von Fortuna Düsseldorf. Dodi Lukebakio hat noch in aller Ruhe gegessen, bis dann die Betreuer dazu mahnten, zum Bus zu gehen, weil das Flugzeug nach Düsseldorf nicht ohne den Überflieger abheben sollte. Vorher musste er aber noch an den Journalisten vorbei, die auf ihn gewartet und die Pressekonferenz nach dem Spiel hatten sausen lassen. Die Münchner Sportjournalisten wussten noch nicht einmal richtig, wer das ist, der Nationaltorhüter Manuel Neuer da soeben drei blitzsaubere Tore beim 3:3 eingeschenkt hatte. „Ach, er kommt aus Watford, spricht er Französisch oder auch Englisch ?“, lauteten die Fragen nach dem Belgier, der mal eben seinen Marktwert ein wenig in die Höhe geschraubt hatte. Denn nicht nur die Fortuna hatte unmöglich Scheinendes geschafft und einen 0:2- und 1:3-Rückstand in München aufgeholt. Der Belgier hat erstmals seit dem Schalker Ebbe Sand im Jahr 2001 drei Tore in München gegen die Bayern erzielt. Und das war noch im Olympiastadion. Seit Thomas Allofs in den 80ern hat auch kein Fortune mehr drei Bundeslliga-Tore in einem Spiel erzielt.

Mit einem breiten Grinsen und einer damit überdeckten Schüchternheit trat der 21-Jährige vor die Mikrofone. „Es reicht ein Wort. Das war unbelievable — unglaublich“, sagte Lukebakio, der in den ersten 20 Minuten des Spiels an Jerome Boateng und vor allem Niklas Süle mehrfach geradezu abgeprallt war. Danach wurde er noch zu oft hoch angespielt. Aber es war zu erkennen, dass die Bayern Respekt vor dem schnellsten Fortunen hatten, dem es immer besser gelang, die Bälle abzuschirmen und vorne zu verteilen.

Nachdem die Bayern nach 17 (Süle) und 20 Minuten (Thomas Müller) einen 2:0-Vorsprung hingelegt hatten, war Lukebakio der einzige Fortune, der nicht beeindruckt schien. „Dieser Treffer zum 1:2, den Dodi mit dem Pausenpfiff erzielt hat, war für uns sehr, sehr wichtig“, erklärte Friedhelm Funkel, der sich eine Taktik ausgedacht hat, die ganz auf den jungen Belgier zugeschnitten war. Keine langen Bälle, sondern Pässe in die Schnittstelle auf Lukebakio war der Plan. Das funktionierte beim 2:3, nachdem die Bayern durch Müller für eine vermeintlich sichere Führung gesorgt hatten. Steilpass, Annahme, Sprint und erfolgreicher Abschluss in die kurze Ecke. Zum zweiten Mal hatte Neuer das Nachsehen und Süle war wieder nur Zuschauer. „Und dann macht der Verrückte auch noch das 3:3, als kein Bayern-Spieler damit gerechnet hat“, sagte Lukebakios Mitspieler Robin Bormuth, der wie viele seiner Kollegen das erste Mal in München auf die Bayern getroffen war.

„Ich, ein Verrückter? Nein, ich denke nur immer positiv“, sagte der Angesprochene. „Als ich vor dem 3:3 auf das Tor zugelaufen bin, habe ich an gar nichts gedacht. Jetzt bin ich nur unglaublich stolz, dass wir diese schwierige Aufgabe so gut gelöst haben.“

Friedhelm Funkel: „Ich glaube nicht, dass der Junge abhebt“

Auch der Trainer wurde gefragt, was er seinem Stürmer nach dem Spiel gesagt habe. „Ich habe ihm erstmal Bleischuhe angezogen, damit er nicht abhebt“, sagte Friedhelm Funkel. „Im Ernst, ich glaube nicht, dass der Junge abhebt.“ Lukebakio ist wohl bei dem erfahrensten Trainer der Bundesliga genau richtig aufgehoben. Ob er denn wisse, ob man den Belgier fest verpflichten könne, wurde Funkel gefragt. „Nein, das weiß ich nicht. Da bin ich überfragt“, sagte der 64-Jährige, für den bis Samstag dieses Thema noch nicht so im Vordergrund stand.

Funkel wollte aber auch den Rest der Mannschaft nicht vergessen. „Wir sind hier sehr diszipliniert aufgetreten und haben die offensichtlichen Schwächen des Gegners ausgenutzt“, sagte der Trainer. „Vielleicht sollte auch der FC Bayern wieder dahin kommen, so viel Teamgeist zu entwickeln wie meine Mannschaft und einzelne Spieler nicht sauer sein, wenn sie zwölf Minuten vor dem Ende ausgewechselt werden.“ Diese Spitze ging gegen Franck Ribéry.

Dodi Lukebakio wurde nicht ausgewechselt, obwohl er ein unglaubliches Laufpensum absolviert hatte. So verfügte er auch vor dem Tor zum 3:3 noch über genug Luft und Konzentration, um den Nationaltorwart zu tunneln. Als er dann ins Flugzeug trat, brandete Beifall auf. Selbst einige Mitspieler klatschten (zumindest innerlich) mit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort