Starker Auftritt Hendrix hat sich an Zweite Liga gewöhnt

Düsseldorf · Beim 1:0 gegen St. Pauli macht der Niederländer sein vielleicht bestes Spiel im Fortuna-Dress. Auch der Trainer lobt ihn.

 Keine Furcht vor großen, starken Jungs: Fortunas Jorrit Hendrix (links) im Zweikampf mit St. Paulis Kapitän Jackson Irvine.

Keine Furcht vor großen, starken Jungs: Fortunas Jorrit Hendrix (links) im Zweikampf mit St. Paulis Kapitän Jackson Irvine.

Foto: Frederic Scheidemann

Jorrit Hendrix musste den Weg in die Interviewzone der Arena nicht allein antreten. Fortunas Mittelfeldspieler hatte sogar gleich doppelte Unterstützung dabei: seine beiden kleinen Töchter. Und die hatten so richtig ihren Spaß daran, dass Papa bei den Düsseldorfer Journalisten so gefragt war. Grund dafür war seine Leistung, denn Hendrix hatte zuvor beim 1:0 gegen den FC St. Pauli sein vielleicht bestes Spiel im Fortuna-Dress abgeliefert.

„Ich bin ganz zufrieden“, kommentierte der 27-Jährige bescheiden, „ich war ganz sicher bei der Arbeit und habe viele Zweikämpfe gewonnen.“ Eine sehr nüchterne Beschreibung für den schwierigen Job, den Hendrix am Samstag zu erledigen hatte. In Marcel Sobottka (gelb-rot-gesperrt) und Ao Tanaka (Knieverletzung) war die komplette Achse im zentralen Mittelfeld ausgefallen – und dem Niederländer kam nun, gerade erst aus seiner Pause wegen eines Innenbandanrisses im Knie zurück, die heikle Aufgabe zu, dieses Zentrum neu zu organisieren.

An seine Seite hatte Trainer Daniel Thioune Michal Karbownik gestellt. Eine interessante Wahl, ist doch das Zentrum die Lieblingsposition des jungen Polen, der allerdings bei Fortuna bislang als linker Offensivverteidiger geglänzt hatte. Doch in seiner Wunschrolle kam Karbownik längst nicht so gut zurecht, traf häufig die falschen Entscheidungen. Kein Beinbruch für den hoch talentierten 21-Jährigen, aber ein zusätzliches Erschwernis für Hendrix, der vieles ausbügeln musste.

Ein Job, den er klaglos erledigte. Und einiges mehr: gewonnene Zweikämpfe, gutes Stellungsspiel, kluge Pässe, vor allem in der ersten Spielhälfte. Nach dem Platzverweis von St. Paulis Betim Fazliji nach der Tätlichkeit gegen Dawid Kownacki lief es dann für das gesamte Fortuna-Team nicht mehr so gut, und da machte Hendrix keine Ausnahme. „Das ist manchmal einfach so“, sagte er dazu kopfschüttelnd. „Der Gegner hat nur noch zehn Mann, aber es sieht so aus, als seien es zwölf. Aber wir haben wieder kein Gegentor bekommen, und das ist wichtig.“

Hendrix hat durchaus Gefallen
an diesem Wandel gefunden

Unterm Strich war es für Hendrix eine klare Leistungssteigerung gegenüber den Wochen vor seiner Verletzung, als der Mittelfeldspieler nicht den Erwartungen gerecht werden konnte, die aus seiner Champions-League-Erfahrung resultierten. „Jorrit hat gemerkt, dass es hier Zweite Liga ist“, erklärte Trainer Thioune. „Da muss man erst mal fressen, bevor man kreativ werden kann. Wir müssen halt noch ein bisschen mehr Zweite Liga sein. Wenn man keine Lösung mit dem Spielgerät findet, dann darf man es auch einfach mal abgeben. Gegen St. Pauli, das war ein guter Auftritt von ihm.“

Und die Fortsetzung eines schwierigen Lernprozesses. „Jorrit ist ein intelligenter Spieler“, lobte der Coach. „Wenn man jahrelang 80 Prozent Ballbesitz hat und wie beim PSV Eindhoven nicht verteidigen muss, sondern nur Fußballspielen kann, dann muss man erst einmal gegen Regensburg ankommen. Wenn es dann nur auf die Füße gibt. Heute hat Jorrit auch gleich einen abgekriegt und im Pressing den Ball verloren, aber dann passt er sich an. Dahin müssen wir uns entwickeln.“

Hendrix hat durchaus Gefallen an diesem Wandel gefunden („wir verteidigen als ganze Mannschaft, alle arbeiten hart mit“), stellt für den Erfolg auch seine Wünsche hintenan. „Ich möchte auch gern 2:0, 3:0 gewinnen und ein bisschen leichteres Spiel haben. Aber so läuft es eben nicht immer. Manchmal ist es auch schön, hässlich zu gewinnen.“ Und zur Tabelle? „Darmstadt ist Erster, aber dahinter ist alles sehr eng. Für uns heißt das: Wir müssen jetzt immer gewinnen, um da oben zu bleiben. Auf jeden Fall macht es uns jetzt viel mehr Spaß, die Siege geben Selbstvertrauen.“

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