DFB-Pokalsieg 1980 Ein gefühlvoller Lupfer brachte die Wende

Düsseldorf · Vor 40 Jahren gewann die Fortuna ihren bis heute letzten großen Titel. Torschütze Rüdiger Wenzel erinnert sich an das Finale gegen Köln.

 Rüdiger Wenzel (l.) sorgte im Finale 1980 für Fortunas Ausgleichstreffer zum 1:1. FC-Torhüter Toni Schumacher und Stefan Engels sind in dieser Szene machtlos.

Rüdiger Wenzel (l.) sorgte im Finale 1980 für Fortunas Ausgleichstreffer zum 1:1. FC-Torhüter Toni Schumacher und Stefan Engels sind in dieser Szene machtlos.

Foto: Horstmüller

Am Dienstag ist Rüdiger Wenzel 67 Jahre alt geworden. Seinen Geburtstag hat der ehemalige Angreifer von Fortuna Düsseldorf in aller Ruhe gefeiert. Mit dem Fußball hat Wenzel so gut wie nichts mehr am Hut, auch sein Schreibwarengeschäft ist Geschichte. „Ich bin Rentner und genieße das Leben. Als Ausgleich spiele ich ein wenig Tennis und arbeite in meinem Garten“, sagt Wenzel im Gespräch mit unserer Zeitung.

Von daher ist es auch gar nicht so einfach gewesen, ihn ausfindig zu machen. Die „Lübecker Nachrichten“ konnten den Kontakt herstellen und so war Wenzel in seinem Haus in Klein-Rönnau bei Bad Segeberg von unserem Anruf zwar überrascht, jedoch durchaus erfreut. Schließlich ist sein Geburtstag vor 40 Jahren ein ganz besonderer gewesen. Als nachträgliches Geschenk bekam er damals am 4. Juni 1980 den DFB-Pokal überreicht. Es ist bis heute der letzte große Titel der Fortuna.

„Für mich persönlich war es sogar der einzige Titel überhaupt. Den nimmt mir keiner mehr. Die Medaille dafür hängt bei mir an der Wand“, erzählt Wenzel. Alles hatte er an jenem Mittwochabend im Gelsenkirchener Parkstadion aus seinem Körper herausgeholt. Von ZDF-Reporter Dieter Kürten erhielt er bei seiner Auswechslung in der 89. Minute ein großes Lob für Einsatz, Laufbereitschaft und Zweikampfstärke. „Kurz vor Schluss war ich völlig platt. Solche Spiele erlebt man ja vielleicht nur einmal, da gibt man alles.“

Als Krönung seiner Leistung leitete Wenzel im Endspiel gegen den 1. FC Köln auch gleich noch die Wende ein und glich das 0:1 von Bernd Cullmann (26.) in der 59. Minute aus. „Klaus Allofs hat mir einen Pass super in den Lauf gespielt und ich habe den Ball dann von kurz vor der Strafraumgrenze über Toni Schumacher hinweg ins Netz gelupft“, erinnert sich Wenzel. Sechs Minuten später erzielte Thomas Allofs das 2:1. „Das war eine tolle Sache, weil Duelle mit Köln stets Zündstoff bergen“, sagt Thomas Allofs.

Zwei Jahre zuvor noch war die Fortuna dem 1. FC Köln im Finale mit 0:2 unterlegen gewesen. „Nun haben wir unsere Chancen besser genutzt“, sagte Kapitän Gerd Zewe und Klaus Allofs meinte: „1978 waren wir noch nicht so reif und haben ängstlich agiert. Diesmal haben wir selbst nach dem Rückstand den Glauben an uns nicht verloren.“ Zur Belohnung ging es erstmals nach dem englischen Vorbild zur Siegerehrung die Treppen hinauf auf die Tribüne. Dort überreichte Bundespräsident Carl Carstens dann den Pokal.

Die Stadt Düsseldorf hatte schon im Vorfeld einen Empfang geplant, nun geriet die Party auf dem Rathausplatz in der Altstadt umso größer. „Es ging gut ab“, erinnert sich Wenzel. Ein Jahr zuvor war der gebürtige Lübecker von Eintracht Frankfurt gekommen, in seinen fünf Jahren bei der Fortuna erzielte er bis 1984 in 163 Spielen 41 Treffer. Jenes im Pokalfinale verhalf den Düsseldorfer Spielern zu einer Prämie von 15 000 D-Mark.

„Tragisch, dass Fortuna aus dem Erfolg nichts gemacht hat“

„Da würden die heutigen Profis wahrscheinlich drüber lachen, für mich aber war das seinerzeit eine ganze Menge Geld“, sagt Wenzel und ergänzt norddeutsch trocken: „Was sollen die Generationen vor uns sagen? Die haben ja noch weniger bekommen. Doch der Spaß am Fußball, der ist für alle gleich.“ Siegtorschütze Thomas Allofs erklärt die Höhe der Prämie wie folgt: „Wir waren zu 50 Prozent an den Einnahmen des Vereins beteiligt. Es war damals die Philosophie der Fortuna, keine Schulden zu machen.“

Dennoch trauert der jüngere der Allofs-Brüder einer vergebenen Chance des Vereins hinterher. „Das tragische ist, dass die Fortuna aus dem damaligen Erfolg nichts gemacht hat. Es wurde nicht investiert, der Zuschauerzuspruch blieb gering. Man wollte einfach kein Risiko eingehen, so ist der Funke nicht ins Tagesgeschäft übergesprungen.“ Statt der geplanten Verpflichtung von Torjäger Horst Hrubesch fiel die Mannschaft sukzessive auseinander. 1981 ging selbst Klaus Allofs — ausgerechnet zum 1. FC Köln. . .

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