Siegtor beim 3:2 gegen Karlsruhe Lebensversicherung für die Fortuna

Der 20-Jährige hat in dieser Saison schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Der kreative Mittelfeldspieler hat sich selbst von herben Rückschlägen nicht unterkriegen lassen. Für Fortuna stellt er eine Art Lebensversicherung dar.

 Berechtigter Jubel: Shinta Appelkamp nach seinem Treffer zum 3:2-Sieg in der Nachspielzeit der Partie gegen den Karlsruher SC.

Berechtigter Jubel: Shinta Appelkamp nach seinem Treffer zum 3:2-Sieg in der Nachspielzeit der Partie gegen den Karlsruher SC.

Foto: Frederic Scheidemann

Es gibt Spieler, bei denen sieht man bereits nach wenigen Ballkontakten, dass sie den Unterschied ausmachen können. Es sind die Art der Ballberührungen, die Bewegungen auf dem Feld, die Laufwege, schwere Dinge leicht aussehen zu lassen. Da zu sein, wenn sie gebraucht werden. Einfach eine Präsenz auf dem Rasen zu haben.

Wie zum Beispiel bei Shinta Appelkamp. Der 20-Jährige ist im Nachwuchsleistungszentrum von Fortuna ausgebildet worden. Bereits in der vergangenen Saison hatte Sportvorstand Uwe Klein dem Trainer vorgeschlagen, den Deutsch-Japaner etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Und Uwe Rösler war sofort begeistert von dem Talent. Appelkamp, in Tokio geboren und aufgewachsen, ist ein technisch extrem versierter Akteur, handlungsschnell und mit einer für sein Alter und Erfahrung überzeugenden Übersicht ausgestattet. Schon bei Friedhelm Funkel saß er in der Bundesliga auf der Bank.

Als im vergangenen Herbst noch im Schlussverkauf leicht panisch nach einem Kreativspieler verlangt wurde, hatten einige Fans und Beobachter ein Plädoyer für Appelkamp gehalten.

Natürlich kann es passieren, dass sich ein Talent doch nicht so schnell entwickelt wie erhofft, die Mannschaft spielt besonders erfolgreich oder erfolglos und man gerät aus dem Tritt oder man muss persönliche Rückschläge verkraften. Das alles kann dazu führen, dass alles ganz anders kommt.

Und man wäre auch nicht verwundert gewesen, wenn es genauso bei Appelkamp gekommen wäre. Fortuna startete miserabel in die Saison und Appelkamp mühte sich. Dann verletzte er sich und brauchte lange, bis sein Körper wirklich Schritt halten konnte. Auch wenn er nicht da war, lag da dieses Versprechen in der Luft, dass mit ihm vieles besser laufen könnte.

Gegen den Karlsruher SC kam er in der 71. Minute für Adam Bodzek in die Partie. „Ich hatte vorher lange überlegt, ob ich ihn nicht schon von Beginn an bringe“, verrät Rösler. „Doch dann habe ich mich entschieden, ihn erst später zu bringen, um noch einmal einen Impuls auszulösen.“

Eine Art Lebensversicherung für den Verein

Dieser „Impuls“ war in der praktischen Umsetzung mehr eine Explosion – Appelkamp erzielte in der letzten von fünf Minuten Nachspielzeit das 3:2. Nicht auszudenken, wie ekstatisch die Stimmung im Stadion mit Zuschauern gewesen wäre.

Doch selbst ohne, war die Energie spürbar. Appelkamp sank auf den Rasen und ballte die Fäuste. „Es war das dramatischste Spiel, das ich als Profi bislang erlebt habe. Das Siegtor am Ende zu machen, ist natürlich klasse“, erzählt er.

„Brandon schlägt eine Flanke auf Emma, der einfach abzieht. Der Trainer hat mir schon oft gesagt, dass ich in der Box durchlaufen soll. Dass der Ball dann über die Latte zu mir springt, war natürlich glücklich, aber letztlich völlig egal.“ Appelkamp ist schon jetzt in seinem ersten Profijahr eine Art Lebensversicherung für den Verein, an den er sich langfristig bis 2024 gebunden hat. Eine große Last vor allem für den Mittelfeldakteur, der ja selbst am besten ablesen kann, wie sehr er den Unterschied ausmacht.

Entwickelt sich Shinta Appelkamp einigermaßen so weiter, dürfte er schon bald auch aus finanzieller Sicht für den Klub extrem wichtig werden. Appelkamp spielt immerhin auf einer Position, die weltweit rar gesät ist mit Arbeitskräften auf diesem Niveau.

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