Fortuna beendet Sommertheater

Fußball: Warum die Verhandlungen mit Daniel Jammer nicht zu einer Einigung führten.

Düsseldorf. Der Vorhang für Fortunas Sommertheater ist gefallen. Hauptdarsteller Daniel Jammer ist abgetreten, der Fußball-Zweitligist konnte sich mit dem 42-Jährigen nicht auf eine Zusammenarbeit einigen. Um 21.54 Uhr landete die Nachricht am Dienstagabend im Fan-Forum, eine Viertelstunde später gab es schon rund 30 Kommentare dazu. Der Großteil der Anhängerschaft reagierte erleichtert bis erfreut. Der angeblich millionenschwere Geschäftsmann hatte gefordert, dass die Fortuna eine Kapitalgesellschaft gründen solle, an der er sich dann beteilige, um seinen Einsatz "abzusichern".

Das war eine der drei Varianten, über die wir in der WZ-Ausgabe vom 6. Mai berichtet hatten: Verkauf von Optionsscheinen mit Zinsen im Erfolgsfall, Einstieg als Sponsor mit Produktwerbung und eben die nun von Jammer geforderten Anteile an einer Kapitalgesellschaft. Die Klub-Verantwortlichen "konnten und wollten" dem nicht nachkommen. Derzeit sei nicht geplant, die erste Mannschaft auszulagern. Obwohl eine "Spielbetriebs GmbH" tatsächlich existiert, bisher aber lediglich gegründet wurde. "Im Moment sind wir ein eingetragener Verein", so Aufsichtsratschef Dirk Kall. Der Verein hätte durch die in Deutschland gültige "50+1-Regelung" immer die Mehrheit behalten.

Aber vielleicht mag die Erinnerung an die ähnliche Geschichte um Rechte-Verwerter Michael Kölmel und die Sportwelt zur Zurückhaltung gemahnt haben. Zehn Jahre ist es her, dass der Unternehmer den Vereinsverantwortlichen rund 15 Millionen D-Mark zur Verfügung stellte. Die gaben das mit vollen Händen aus und dafür die Markenrechte des Vereins ab, ohne eine Rückzahlung einzukalkulieren. Kölmel wurde an der ausgelagerten "Sportwerbegesellschaft" hälftig beteiligt. Aber im Nachhinein stellte sich das Sponsoring als verstecktes Darlehen heraus.

Die Fortuna leidet bis heute unter den Folgen, muss zum Abbau jener Altschulden 30 Prozent der TV-Einnahmen an Kölmels "Sportwelt" abgeben. Der Verein ist buchmäßig mit derzeit mehr als drei Millionen Euro verschuldet, der (ausgebuchte) Kölmel-Betrag lässt den tatsächlichen Schuldenberg auf über zehn Millionen anwachsen. Erst im vergangenen Jahr wurde für die Tilgung eine rechtssichere Einigung geschaffen, die "Sportwerbegesellschaft" unter das Dach des Vereins "zurückgeholt".

In der kommenden Saison schmerzen die Nachwirkungen aber besonders: Die TV-Einnahmen liegen jetzt zehnmal so hoch wie zuletzt, bei etwa 4,5 Millionen Euro, entsprechend werden davon rund 1,35 Millionen Euro für Kölmel abgeknapst. Finanzvorstand Werner Sesterhenn, der neben Kall und Präsident Peter Frymuth am Dienstagabend beim Gespräch mit Jammer in Bonn teilnahm, hatte angekündigt, dass man diesen Fehler nicht noch einmal begehen werde. Zumal die Fortuna-Verantwortlichen die Details von Jammers Vorhaben aus der "Bild am Sonntag" erfuhren. Zunächst sollte Matthäus Trainer werden, später Sportdirektor, Jammer wollte zudem drei Spieler aus der ersten israelischen Liga mitbringen.

Das erinnerte Eintracht Frankfurts Vorsitzenden Heribert Bruchhagen an das Geschehen "vor zwei, drei Jahren". Gegenüber dem WDR erklärte Bruchhagen, dass Jammer beim Bundesligisten in seiner Geburtsstadt einsteigen wollte. Noch vor einem ersten Treffen habe Jammer im Internet verkünden lassen, dass er Sponsor werde. Der renommierte Fußball-Funktionär ging entsprechend distanziert in das Gespräch und lehnte die Zusammenarbeit letztlich ab, weil er "keinen Sinn darin gesehen habe". Ähnlich dürfte die Einstellung der Fortuna-Verantwortlichen ausgesehen haben - so verlockend Jammer auch mit seinen Millionen erschien. Doch vielleicht gibt es im Sommertheater noch ein Nachspiel und der Vorhang hebt sich erneut: Wenn es zum - von beiden Seiten am Dienstag für möglich erklärten - Engagement Jammers als reiner Sponsor kommt.

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