Durchmarsch? So geht es

Ralf Voigt war einer der Helden von 1995, die von der dritten bis in die erste Liga aufstiegen. Im Interview erklärt er, wie das klappen konnte und was das heutige Team beherzigen sollte.

Düsseldorf. Ralf Voigt hat es mit der Fortuna selbst erlebt: Unter Trainer Aleksandar Ristic schaffte der Verteidiger zwischen 1993 und 1995 den Aufstieg aus der fußballerischen Dritt- in die Erstklassigkeit. Sein "Beton-Kopfball" im Spiel der Zweitliga-Aufstiegsrunde 1994 bei Alemannia Aachen zum entscheidenden 1:0 war ein wichtiger Baustein dafür.

Der heute 45-Jährige spielte danach 31-mal in der 2. Liga für Düsseldorf, erzielte acht Tore. Und der berühmte "Durchmarsch" könnte sich jetzt wiederholen, die Fortuna klopft an die Tür zur 1. Bundesliga, hat vor dem Spiel am Montag gegen Tabellenführer Kaiserslautern fünf Zähler Rückstand auf die Aufstiegsplätze.

Heute führt Voigt nach seiner aktiven Zeit eine Zeitarbeitsfirma in Löningen (bei Oldenburg), denkt aber immer noch gerne an die "Durchmarsch"-Zeit zurück.

Voigt: Nein, da hätte damals gegen meinen Kopf fallen können, was wollte. Den hätte ich mit aller Kraft reimgemacht. Mein Gegenspieler Frank Schulz, mit dem ich später noch zusammengespielt habe, hat deshalb sicher auch respektvoll Abstand gehalten. Diese Bilder kommen natürlich immer wieder, vor allem weil jetzt in Aachen Torwart Georg Koch dabei war. Auch die Erinnerungen an den Stau auf der Hinfahrt, wir wären fast zu spät gekommen.

Voigt: Wir haben alle fest daran geglaubt, das war einfach gut. Als Aufsteiger brauchten wir nach dem Saisonstart nur zwei oder drei Monate, dann war uns klar, dass wir es ganz nach oben schaffen könnten. Wir haben keine anderen Gedanken zugelassen und in der entscheidenden Phase alles gewonnen. Trainer Ristic wusste ganz genau, was er machen muss und hat das Beste aus uns rausgekitzelt.

Voigt: Uns war allen klar: Wir mussten Vollgas geben, nur das half. Nur ein Sieg in Chemnitz im letzten Saisonspiel war zu schaffen, und das ist uns mit dem 2:0 durch zwei Treffer von Vlatko Glavas auch wunderbar gelungen. Ich hätte nie gedacht, dass man so selbstsicher irgendwo hinfahren kann.

Voigt: Damals hat bei uns jeder mitgezogen, von Andrzej Buncol bis Markus Anfang - das waren alles im Herzen Fortunen. Auch wenn ich nach dem Aufstieg zu Arminia Bielefeld gewechselt bin, so habe ich doch insgesamt ausschließlich positive Erinnerungen an die Fortuna - das geht mir bei keinem anderen Verein so. Ich sehe jetzt einen Andreas Lambertz, der auch so ein Herz hat, aber im jetzigen Team sonst nur vier oder fünf weitere.

Voigt: Natürlich ist das nicht mehr so einfach wie damals. Außerdem bin ich zu weit weg, um Einzelheiten und Interna einschätzen zu können. Die Unterstützung durch die Fans ist jedenfalls riesig, mehr als bei unseren Heimspielen damals. Es liegt jetzt einzig und allein an der Mannschaft. Wenn alle dahinter stehen, dann schaffen die das auch. Aus einer schlechten Phase wie jetzt muss man sich wieder rauskämpfen. Wenn einer im Training durchblicken lässt, dass er nicht will, dann würde ich ihm im Training schon zeigen, wie das geht.

Voigt: Eigentlich kann das klappen, die Konkurrenz patzt ja auch. Und ich wünsche denen auch alles Glück, was nötig ist. Aber beim FSV Frankfurt durfte man nicht so verlieren. Und es ist die Frage, wie es in der 1. Liga weitergehen würde. Der wirtschaftliche Unterschied und die Professionalität zwischen erster und zweite Liga ist immens. Da sind sich die zweite und dritte Liga deutlich näher.

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