WZ-Serie 70 Jahre Dieter Herzog: Fortunas zweiter Weltmeister

Der ehemalige Flügelflitzer Dieter Herzog wird in diesem Jahr 70 Jahre alt.

WZ-Serie 70 Jahre: Dieter Herzog: Fortunas zweiter Weltmeister
Foto: Horstmüller

Düsseldorf. Toni Turek hat in Düsseldorf ein Denkmal bekommen, weil er als Weltmeister von 1954 zur Legende wurde. Dieter Herzog ist auch Fußball-Weltmeister, und das ebenfalls zu der Zeit, als er für Fortuna Düsseldorf aktiv und sogar ein Publikumsliebling war. Doch die Öffentlichkeit und Popularität hat Herzog weder gesucht noch irgendwann so genossen.

„Ich war zu brav“, sagt der ehemalige Flügelflitzer. Vergessen haben ihn die Fortuna-Fans trotzdem nicht. Im diesem Jahr wird Dieter Herzog 70 Jahre alt. Er lebt in Oberhausen, und von dort beobachtet er den Fußball genau. Manchmal macht er sich darüber Gedanken, ob er wohl in der falschen Zeit geboren ist. Heutzutage hätte er sicher mit seiner Veranlagung lange auf hohem Niveau spielen und mehr als gut verdienen können.

Doch es gibt viele Dinge aus seiner aktiven Zeit, die er niemals missen möchte. Sein erstes Bundesligaspiel absolvierte er im August 1971 im Münchner Olympiastadion, wo er drei Jahre später den größten Triumph seiner Karriere erlebte. Zuvor hatte er mit seinem kongenialen Partner Reiner Geye, der auf dem rechten Flügel wirbelte, gezeigt, wie Mittelstürmer idealerweise mit Flanken gefüttert werden. In den Spielzeiten 1972/’73 und ‘73/’74 belegte die Fortuna auch dank Herzogs guter Leistungen jeweils den dritten Platz in der Fußball-Bundesliga. Als er im Juni 1976 die Fortuna verließ, hatte er in 167 Bundesligaspielen als Außenstürmer immerhin 40 Tore erzielt und unzählige weitere vorbereitet.

Wenige Tage vor dem großen Finale 1974, in dem die deutsche Nationalelf den zweiten WM-Titel in München holte, hatte er bereits das Glück, vor eigenem Publikum im Rheinstadion in zwei Spielen im Deutschland-Trikot auflaufen zu dürfen. Und was für Spiele das waren. Zunächst wurde damals auf dem Weg zum Titel Jugoslawien 2:0 bezwungen, wenige Tage später gab es — wieder in der Stockumer Arena — das legendäre Spiel gegen Schweden, das die deutsche Elf nach spannendem Verlauf mit 4:2 für sich entschied. Beide Male hatte Herzog starke Leistungen gezeigt, war aber wenige Tage später gegen Polen im „Wasserschlacht“-Halbfinalevon Frankfurt (1:0) und später im Finale gegen die Niederlande (2:1) nur noch Bankdrücker.

Sein Freund und WM-Zimmergenosse Jürgen Grabowski sowie dessen Frankfurter Kollege Bernd Hölzenbein stürmten im Finale wieder, nachdem sie mit dem 0:1 gegen die DDR zuerst aus der Mannschaft gespült worden waren.

In der Nationalelf machte er keinen großen Aufstand. Das war nicht sein Naturell. Doch großartig geholfen, hat ihm diese Zurückhaltung nicht. Auf mehr als insgesamt fünf Länderspiele für Deutschland kam Herzog nicht, durfte sein letztes Spiel beim 2:1-Erfolg in Basel (September ‘74) immerhin gemeinsam mit den Vereinskameraden Geye, der das Siegtor erzielte, und Wolfgang Seel im Sturm bestreiten. Als er zwei Jahre später nach Leverkusen in die 2. Liga wechselte, entschied er sich für die Chance, dort etwas Neues aufzubauen und gegen die Möglichkeit, ein paar Jahre später mit der Fortuna zweimal den Pokal zu gewinnen und ins Europapokal-Finale einzuziehen.

Nach dem Aufstieg mit der Werkself in die Bundesliga verabschiedete er sich stilecht vom Profifußball. Sein letztes Spiel bestritt er für Leverkusen im Rheinstadion gegen Fortuna. Und der damals 36-Jährige wurde zum Abschied unter stehenden Ovationen auch der Fortuna-Fans erst eingewechselt, als es bereits 0:4 (Endstand) aus Sicht der Gäste stand. Sein Engagement in Leverkusen hat Herzog nie bereut.

Weil er nach seiner aktiven Zeit dort als Scout und in der Verwaltung arbeiten und in der Heimat bleiben konnte. Das Angebot von Betis Sevilla, das er wenige Tage nachdem der Wechsel nach Leverkusen spruchreif war, erhalten hatte, beschäftigt ihn heute nicht mehr. Er habe alles richtig gemacht. Den „Gehälter-Wahnsinn“ von heute kann er nur belächeln.

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