Die Chronik eines Irrtums

Fortuna und Daniel Jammer kommen nicht zusammen. Ein Ereignisbericht.

Düsseldorf. Dienstagabend endete in Bonn vorerst die Geschichte um Geschäftsmann Daniel Jammer, der als Investor bei Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf einsteigen wollte. "Fortuna und Daniel Jammer beenden die Gespräche über ein mögliches Investment bei Fortuna", heißt es in der offiziellen Mitteilung des Klubs nach einem "abschließendem Treffen mit dem Frankfurter Unternehmer".

An der Unterredung hatten der Aufsichtsratsvorsitzende Dirk Kall, der Vorstandsvorsitzende Peter Frymuth und Finanzvorstand Werner Sesterhenn teilgenommen und setzten damit einen Schlusspunkt unter 44 Tage zwischen Hoffen, Bangen und Zweifeln um ein mögliches Millionen-Engagement:

3. Mai - Die "Bild am Sonntag" meldet, dass der israelische Geschäftsmann Daniel Jammer beim damals noch Drittligisten Fortuna Düsseldorf einsteigen will. Angeblich soll er Lothar Matthäus mitbringen wollen. Jammer ist Besitzer des israelischen Klubs Maccabi Netanya, den der deutsche Rekord-Nationalspieler bis Saisonende betreut.

4. Mai - Die Fußball-Szene ist ebenso überrascht wie die Verantwortlichen von Fortuna Düsseldorf. Jammer soll über ein Vermögen im hohen neunstelligen Betrag verfügen. Im "Express" bezeichnet Matthäus derweil Berichte über eine Trainertätigkeit in Düsseldorf als "Quatsch".

5. Mai - Fortuna bestätigt, dass "ein Beauftragter des Frankfurter Unternehmers" Kontakt mit dem Verein aufgenommen habe.

6. Mai - Im WZ-Interview bestätigt Jammer sein großes Interesse, bei der Fortuna einzusteigen. Angesprochen auf die Schulden des Vereins, sagt der 42-Jährige: "Probleme sind dazu da, sie zu lösen." Fortuna-Vorstand Peter Frymuth ist zurückhaltend: "Wir verfolgen eine diskrete Linie."

21. Mai - Die Fortuna-Verantwortlichen treffen sich zu einem ersten Kennenlern-Gespräch mit Jammer am Himmelfahrtstag im Kölner Hotel am Wasserturm.

23. Mai - Als die Fortuna mit dem 1:0 gegen Werder Bremen II den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt macht, ist Jammer nicht im Stadion, hält sich bewusst im Hintergrund.

25. Mai - Fortuna verlängert den Vertrag mit Trainer Norbert Meier bis 2010.

1. Juni - Über die "Bild am Sonntag" bringt Jammer seinen Freund Lothar Matthäus als Sportdirektor bei der Fortuna ins Gespräch. Gegenüber der WZ bestätigt Jammer, dass er drei Spieler ablösefrei zur Verfügung stellen möchte, um später an den Transfererlösen zu verdienen: Brevan Fransmann, Itay Shechter und Almong Cohen.

3. Juni - Vorstand Peter Frymuth sowie die Aufsichtsratsmitglieder Heinrich Pröpper und Dirk Kall treffen sich zu einem Gespräch mit Jammers Vertrautem Wim Vogel - dabei soll ein Einstieg von Matthäus kein Thema gewesen sein.

6. Juni - Aus Aufsichtsratskreisen werden erste Zweifel an Jammers Engagement bekannt.

9. Juni - Daniel Jammer muss das für den Abend geplante Gespräch mit den Fortuna-Verantwortlichen kurzfristig absagen.

10. Juni - Lothar Matthäus soll einen Zwei-Jahres-Vertrag beim ungarischen Erstligisten FC Fehervar zugesagt haben.

11. Juni - Fortuna Sport-Geschäftsführer Wolf Werner sagt das geplante Gespräch mit Jammers Vertrautem Wim Vogel ab, in dem es um die möglichen neuen Spieler gehen sollte. Ohne das vorherige Gespräch der Fortuna-Verantwortlichen mit Jammer mache das keinen Sinn, so Werner. Zudem solle sich Matthäus bei ihm entschuldigt haben.

16. Juni - Eine Woche nach dem ursprünglich geplanten Termin kommt es zum zweiten Treffen Jammers mit den Fortuna-Verantwortlichen in Bonn - dort arbeitet Fortunas Aufsichtsratchef Dirk Kall hauptberuflich bei einem großen Telekommunikationsunternehmen. In "vertrauensvoller Atmosphäre" einigen sich beide Seiten darauf, dass es vorerst zu keiner Zusammenarbeit kommt.

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