Demut vor dem Pokal-Gipfel (mit Video)

Trainer Norbert Meier erinnert an die wechselhafte Pokaltradition. 54 000 Fans hoffen am Dienstag auf die Überraschung gegen Dortmund.

Düsseldorf. Wolf Werner verbrachte den Sonntagabend im Borussia Park. Borussia Mönchengladbach gegen den FSV Mainz, erste Bundesliga, vielleicht gönnte sich Werner ein Stück Fortuna-Zukunft. Aber auch in der Stadt des rheinischen Rivalen ging es am Sonntag thematisch meistens um Werners eigenen Arbeitgeber. „Es haben mich unheimlich viele noch darauf angesprochen, ob ich ihnen Karten besorgen könnte“, sagte Werner und gab die Antwort gleich noch einmal. „Kann ich nicht, es ist restlos ausverkauft.“

54 000 Zuschauer werden die Düsseldorfer Arena am Dienstag bevölkern, darunter 5400 Anhänger aus Dortmund, aus der Stadt des amtierenden Meisters. Es knistert. Pokalstimmung. „Wir haben schon in der Runde zuvor gegen 1860 München gesehen, wie sich die Stimmung bei einem Knockout-Spiel noch einmal verändert“, sagte Werner mit spürbarer Vorfreude. Und welche Chance hat Düsseldorf nun gegen das Dortmunder Ensemble von jungen Überfliegern, Herr Werner? „Wir haben die Chance, dass wir keine haben.“ Natürlich.

Längst hat sich auch bis in die westfälische Metropole herumgesprochen, welch schwierige Aufgabe die deutsche Fußball-Nationaltorhüterin Nadine Angerer dereinst aus dem Lostopf gezogen hat. Inzwischen ist die Düsseldorfer Heimserie freilich dahin, der Dämpfer am Freitag gegen Paderborn (2:3) beendete eine Heimserie von 22 Spielen in Folge, die Düsseldorf im eigenen Stadion ungeschlagen war. Aus der Niederlage muss schnell Positives gewonnen werden: „Vielleicht hat es sogar positive Auswirkungen. Jetzt wird wenigstens keiner mehr glauben, dass wir Favorit sind. Diese Rolle ist eindeutig an Dortmund vergeben“, sagte Trainer Norbert Meier am Montag mit einem Augenzwinkern.

Im Herzen, so sagte Meier unlängst in einem Interview, sei Fortuna „ein Arbeiterverein. Maloche ist angesagt“. Gegen Dortmund allemal, Fortunas Pokaltradition hat auch Meier in den vergangenen Tagen nachhaltig beschäftigt. „Die ist ruhmreich. Aber mit dem Anfang der achtziger Jahre auch verdammt lang her. Ich erinnere mich eher daran, wie wir es nicht einmal geschafft haben, uns im Niederrheinpokal für den DFB-Pokal zu qualifizieren.“ Demut vor der Gipfelbesteigung.

Dortmund sei das „Maximum der ersten Liga“, die Spieler aber keine Maschinen. Meiers Rezept: „Wir müssen unser Spiel durchsetzen, frei aufspielen — und wenig zulassen. Und: „Wir müssen den Gegner so bearbeiten, dass er eine Menge tun muss, um das Spiel zu gewinnen.“ Meier wird das seiner ersten Elf zutrauen können, Jens Langeneke hat einen Magen-Darm-Virus ausgestanden, Andreas Lambertz und Assani Lukimya kleinere Blessuren überwunden. „Wir haben noch ein Spiel“, sagt Meier, „wir können uns noch einmal voll verausgaben.“

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