Arena-Umbau: „Stehplätze sind ein Wunder“

Die Initiatoren der Initiative „Stonn Op“ sprechen im WZ-Interview über die Hindernisse und den letztendlichen Erfolg.

Düsseldorf. Mit dem Bau der Stehplätze ist für Frank Fischer ein jahrelanger Kampf erfolgreich ausgegangen. Seit die Düsseldorfer Arena steht, hatte sich der 39-jährige "Diplom-Ingenieur Hochbau" dafür eingesetzt, vor einigen Jahren in Industriekaufmann Karem Chelagou (47) einen engagierten Mitstreiter gefunden.

Zusammen gründeten sie die Fan-Initiative "Stonn Op" im Januar 2009, holten rund 15 Mitstreiter aus den verschiedenen Fan-Gruppierungen von Fortuna Düsseldorf mit ins Boot.

WZ: Herr Fischer, Herr Chelagou, was ging in Ihnen vor, als die Entscheidung zum Bau gefallen war?

Chelagou: Zwiegespalten: Zum einen stand stand alles bis zuletzt auf wackligen Füßen, unter anderem durch die angespannte Haushaltslage der Stadt. Zum anderen war ich glücklich, dass die Arena eine politische Vorgabe hatte und nicht mit Scheinargumenten alles verhindern konnte.

Fischer: In dem Moment habe ich gesagt, dass ich erst dran glaube, wenn ich zum Heimspiel gegen Hertha auf den Stehplätzen stehe. Eigentlich sind die Stehplätze ein Wunder, die von der Fan-Initiative erkämpft worden ist.

WZ: Weil Sie schon so lange dafür gekämpft haben?

Fischer: Immerhin seit Oktober 2002, als der damalige Oberbürgermeister Joachim Erwin in der WZ zitiert wurde mit den Worten, dass es keine Stehplätze geben werde. Auf meine Nachfrage bei den Verantwortlichen stellte sich heraus, dass Fußball und Fortuna, die so genannten "rasensportlichen" Veranstaltungen nicht vorgesehen wären.

Chelagou: Was jetzt als innovativ und genial verkauft wird, wurde von vornherein rigoros abgelehnt. Umso länger die Aktion dauerte, umso weniger wurden wir von der Arena einbezogen. Man hat uns ganz bewusst hinterher laufen lassen. Das gipfelte im Juni beim Vorstellungstermin darin, dass die Arena-Verantwortlichen darauf bestanden, uns nicht einzuladen.

WZ: Hätten die Fortuna-Verantwortlichen das ändern können?

Chelagou: Die Fortuna-Verantwortlichen hätten das sicher ohne großes Risiko machen können, haben sich aber nicht solidarisiert. Das hatte für uns einen bitteren Beigeschmack.

WZ: Wie hat Sie denn der Verein unterstützt?

Chelagou: Von Vorstand und großen Teilen des Aufsichtsrats gab es keine Unterstützung, wir mussten alles erzwingen. Im März 2009 wurde uns von Fortuna-Seite gesagt, dass die Stehplatzinitiative das bitte alleine stemmen möge und dass sich die Fortuna raushalten will.

Fischer: Unangenehm war es dann in den Gesprächen mit den verschiedenen Politikern, die natürlich danach fragten, warum der Verein nicht dabei ist. Wir haben den Fortuna-Verantwortlichen dann klargemacht, dass es besser wäre, sich jetzt hinter die Aktion zu stellen. Dadurch wurde uns Mitarbeiter Sven Mühlenbeck an die Seite gestellt, aus dem Aufsichtsrat kam nur von Günter Karen-Jungen Unterstützung sowie in seiner Amtszeit auch von Dr.Reinhold Ernst.

Chelagou: Seit einer ersten Initiative 2005 waren von Arena-Geschäftsführer Jörg Mitze immer wieder Umbaukosten von "20 bis 30 Millionen" in den Raum gestellt worden. Die Wirkung dieser Aussage war fatal. Angeblich habe man den Umbau prüfen lassen, die Statik lasse das nicht zu, sagte er in einem Interview 2006. Fakt ist, dass eine entsprechende Machbarkeitsstudie nie irgendwo aufgetaucht ist. Die Taktik ist jahrelang aufgegangen.

WZ: Was war für Sie der Schlüssel?

Chelagou: Die positive Stimmung rund um die Fortuna zum einen, und die Widersprüche der hohen Entscheidungsträger mit abschreckenden Millionenbeträgen waren für uns ein Signal. Es musste eine seriöse Machbarkeitsstudie her, und die wurde dann auch beschlossen. Der Auftritt von Leverkusen vergangene Saison hat letztlich allen die Augen geöffnet, Schäden im Gäste-Block konnte man dann aus der Erfahrung auf 150 000 Euro pro Saison schätzen. Die Lehre daraus ist der Umbau: Die Beschädigungen bleiben aus, mehr Plätze in direkter Nähe können verkauft werden, nach unserer Meinung könnte das in der ersten Liga Mehreinnahmen und ausbleibende Kosten im Gesamtwert von rund 1,2 Millionen Euro bringen. In der 2. Liga sind es rund 300 000 Euro.

Fischer: Wir verstehen bis heute nicht die Arroganz, mit der damals die Arena für 218 Millionen Euro gebaut wurde. Damals hätte man durchaus Eingänge und Statik schon vorbereiten können für einen späteren Umbau. Von Fortuna war aber nie die Rede, obwohl Wirtschaftsexperten dringend dazu geraten haben, dass der Klub darin spielen müsse.

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