125 Jahre Fortuna Düsseldorf : Aleks Ristic war der lustigste Fortuna-Trainer: „Nimmst du Ball, schlägst du lang“
Düsseldorf Klötzer, Lucas, Weise, Brei, Meier, Funkel – alles gute Fortuna-Trainer. Doch der größte war natürlich Aleksandar Ristic. Und der lustigste.
Der Unterschied zwischen Aleksandar Ristic und allen anderen ehemaligen Fortuna-Trainer ist vielleicht der: Als Fan war man stolz auf ihn. Weil er cool war, clever, lustig – und ein guter Trainer. Weil er, jedenfalls in den besseren Phasen in der Bundesliga, Fortuna größer machte. Weil er vor keinem Kollegen kuschte, nicht vor Daum, nicht vor Heynckes, nicht vor Trapattoni. Als Fortuna einmal mit einer, sagen wir, eher defensiven Taktik 1:0 gegen Gladbach (1996, Elfer von Carlo Werner) gewann, schimpften erst Stefan Effenberg und dann bei der Pressekonferenz auch VfL-Trainer Bernd Krauss über eine destruktive Fortuna: „Kaum zu glauben, dass man gegen eine Mannschaft verliert, die nur weit schießen und weit werfen kann.“ Worauf Ristic leise, aber trocken konterte: „Sicher, hat Kollege recht, aber klappt leider nur gegen ganz kleine Gegner...“
In dem Zusammenhang kommt mir Friedhelm Funkel in den Sinn, den heute einige für den besten Fortuna-Trainer aller Zeiten halten. Was er nicht war. Kein schlechtes Wort über ihn, bei Fortuna war Funkel großartig. Aber früher war er für mich der Inbegriff des Trainer-Spießers. Unvergessen, wie er nach einer Niederlage mit Bayer Uerdingen mit todernster Miene und ganz betroffen sagte, zur Strafe für die schwache Leistung werde nun die Weinachtsfeier der Mannschaft ausfallen. Vollkommen undenkbar, dass Ristic so etwas biederes, braves je öffentlich von sich gegeben hätte.
Im Netz finden sich unter Ristic-Sprüche Sätze wie: „Wenn man das 0:2 kassiert, ist ein 1:1 nicht mehr möglich.“ Das ist nicht unlustig, könnten aber viele Trainer kalauern. Aber zu seinem ungelenken Stürmer Jörg Schuberth zu sagen: „Schöner Name, leider spielt er wie Unvollendete“, hat eine andere Qualität. Ob heute noch viele Trainer mit dem Komponisten Franz Schubert etwas anfangen können? Ristic und sein Verhältnis zu den Spielern ist legendenumrankt und bis heute nicht eindeutig geklärt: War er der Schleifer, der Zyniker, der seine Jungs gerne verbal fertig machte? Oder tat er nur so, und war in Wahrheit sehr menschlich getreu dem alten Klischee von der harten Schale und dem weichen Kern? Viele ehemalige Fortunen haben im Nachhinein Letzteres bejaht, von Mike Büskens und Georg Koch bis zu Carlo Werner und Harry Katemann. Sie beschrieben Ristic als fairen Vorgesetzten, der sich vor allem öffentlich (fast) immer vor seine Spieler gestellt hat. Außerdem haben sie natürlich dutzende witzige Anekdoten mit ihm gespeichert. Und wenn man das Vergnügen hatte, regelmäßig beim Training zuzuschauen, bestätigte sich das: Ristic war streng, aber anständig und sogar fürsorglich. Und lustig. Was freilich nicht Sprüche wie diesen über Sven Backhaus ausschloss, den Rictic einmal beim verbotenen Hobbykick auf einer Wiese erwischte: „Junge hat viele Lampen in Kopf, gehen nur zu selten an.“