Fortuna Düsseldorf Rouwen Hennings: Die Familie ist mein Rückhalt

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorfs Torjäger Rouwen Hennings weiß, dass es viel mehr gibt als nur den Fußball. Der bodenständige Profi kann gut mit Schulterklopfern im Erfolg umgehen.

 Bei einer Mitglieder-Aktion der Fortuna zeigt Rouwen Hennings, dass er auch mit einem Border-Collie inzwischen sehr gut umgehen kann.

Bei einer Mitglieder-Aktion der Fortuna zeigt Rouwen Hennings, dass er auch mit einem Border-Collie inzwischen sehr gut umgehen kann.

Foto: Wolff/CHRISTOF WOLFF

Ein Lautsprecher ist Rouwen Hennings bestimmt nicht und auch kein Showman. Der 32 Jahre alte Torjäger der Fortuna ist eher ein Familienmensch, der genau weiß, was er will. So spielen seine Frau und seine drei Kinder die größte Rolle in seinem Leben. „Fußball ist nicht alles“, sagt Hennings in einer Phase, in der es auf dem Spielfeld fast wie von allein läuft. Wie das funktioniert und warum er ausgerechnet in dieser Saison so viele Tore (11) erzielt hat, will er überhaupt nicht ergründen. „Darüber will ich mir keine Gedanken machen.“ Weil ihm die Zeit dafür zu schade ist. Selten sucht er sich daheim ein Spiel aus der Vielzahl von Fußball-Übertragungen aus. Nur „Kracher-Spiele“, beispielsweise ein besonderes Champions-League-Spiel schaut er sich mit seiner Frau Janine auf dem Sofa an. „Sie hat richtig Ahnung vom Fußball und will solche Spiele dann auch schauen. Mit ihr tausche ich mich aus, aber auch mit meiner Mutter spreche ich“, sagt der Profi, der im norddeutschen Bad Oldesloe geboren ist. „Gerade wenn es schlecht läuft, braucht man seine Familie, die hinter einem steht. Fußball spielt zu Hause eine große Rolle, aber bei drei Kindern gibt es so viele andere Themen, die jeden Tag anstehen“, sagt Fortunas Stürmer, der seine Trophäe aus einem Spiel inzwischen ganz oben in die Vitrine gestellt hat. „An den Ball, den ich nach den drei Toren auf Schalke bekommen habe, kommen die Kinder nicht dran.“ Hennings lacht verschmitzt.

Hennings steht mit beiden Beinen im Leben, weiß genauso mit den Schulterklopfern in guten Zeiten umzugehen wie auch dann, wenn die Kritik auf ihn einstürmt, wenn er nicht trifft. „Es gibt natürlich Leute, die mich in einer gewissen Zeit als Vollblinden bezeichnet haben und jetzt unbedingt ein Trikot wollen“, erklärt Hennings, der Freunde und Bekannte hat, mit denen er sich austauschen kann. „Zudem kann ich selbst gut einschätzen, was ich kann und was bei mir nicht so gut läuft.“

 Nach dem Spiel in Gladbach springt Hennings sein Sohn Noah in die Arme.

Nach dem Spiel in Gladbach springt Hennings sein Sohn Noah in die Arme.

Foto: Wolff/CHRISTOF WOLFF

Die Zeit in England war wichtig für den Reifeprozess

Für ein Hobby sorgt das sechste Familienmitglied, ein aufgeweckter Labrador (28 Kilo), der viel Leben in die Familie bringt. Die Kinder lieben den Hund. „Als ich klein war, so bis 12 Jahre, hatte ich Angst vor Hunden, weil unser Nachbar so einen Wadenbeißer und Kläffer hatte. Das hat sich gegeben, weil auch meine Frau einen Hund in die Ehe brachte. So hat sich das ergeben, dass wir gerne mit einem Tier leben“, sagt Hennings, der davon spricht, dass gerade die Zeit in England, als er beim FC Burnley spielte, ihn mit seiner Frau noch enger zusammengeschweißt hat und die beiden älteren Kinder Englisch gelernt haben in einer nicht so einfachen Lebenssituation. Sein drittes Kind wurde auf der Insel geboren. „Es war ein bisschen hart, weil wir nur 80 Prozent von dem verstanden haben, was man uns dort bei der Geburt erklärt hat.“

Es ging bestimmt nicht immer nur steil bergauf. Doch heute ärgert sich Hennings, dass er die Chance verpasst hat, an einer U 21-Europameisterschaft (2009 in Schweden) teilzunehmen, nicht mehr darüber. Wegen einer Verletzung wurde nichts daraus, nachdem er in 21 Länderspielen 13 Treffer erzielt hatte. „Früher hieß es, mir stehen alle Türen offen, aber nach Krankheiten und Verletzungen habe ich damals den Möglichkeiten nachgetrauert, weil ich Ehrgeiz habe und damals nur in der 2. Liga war. Nach dem Aufstieg mit St. Pauli war ich wieder verletzt und konnte nicht das abrufen, was ich drauf hatte“, sagt Hennings, der dann den Umweg über die 3. Liga nahm und zu Trainer Pele Wollitz zurück nach Osnabrück wechselte.

Hass in der Gesellschaft und im Sport akzeptiert Hennings nicht

„Es war nicht einfach, als man mir bei St. Pauli sagte, man würde nicht mehr mit mir planen.“ Er habe immer wieder mal darüber nachgedacht, was hätte werden können. Erst in Karlsruhe ging es dann wieder aufwärts. „Das war genau das Richtige für mich, obwohl ich auch da mal 90 Minuten auf der Bank gesessen habe“, sagt der 32-Jährige, der jetzt weiß, dass er die Zeit genießen muss. Das tut er und seitdem läuft es für ihn und seinen Kopf besser. „Ich freue mich, vor ausverkauftem Haus zu spielen, wenn es hitzig ist und heiß her geht“, sagt er. „Nur mit offenem Hass kann ich überhaupt nichts anfangen.“ Und das gilt nicht nur für den Fußball.

Hennings mag es, wenn die Fans ihm ihre Zuneigung zeigen. „Es ist ein schönes Gefühl, das bedeutet mir auch etwas. Jeder mag es doch, wenn seine Arbeit wertgeschätzt wird“, erklärt der 32-Jährige. „Wenn man weiß, wie es im Fußball zugeht, lernt man das einzuordnen. Manchen bedeutet Fußball zu viel.“ Er habe in der Familie gelernt, bodenständig zu bleiben. Das könnte auch für Düsseldorf sprechen. „Ich gehe ganz, ganz stark davon aus, meine Karriere in Düsseldorf zu beenden“, sagt er und fügt hinzu, dass er im März in ein neues Haus in Düsseldorf zieht und dann noch weniger Gründe hat, Stadt und Verein zu verlassen. Die rheinische Lebensart passt, sagt Hennings. Die offene Art und das Ehrliche des Rheinländers gefällt Fortunas Torjäger – und die Familie mag Düsseldorf auch. Für Rouwen Hennings ist das eben auch sehr wichtig.

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