„Zwerg“ Braga will das Portugal-Finale aufmischen

Lissabon (dpa) - Endlich hat das fast bankrotte Portugal mal wieder Grund, stolz zu sein: Kaum einer zweifelt an einem rein portugiesischen Finale in der Europa League, nur die Besetzung ist vor den Halbfinal-Rückspielen noch ungeklärt.

Fußball-Zwerg Sporting Braga hat am Donnerstag im „Bruderduell“ gegen Rekordmeister Benfica Lissabon die Sensation und den Einzug ins Endspiel am 18. Mai in Dublin angekündigt - trotz der 1:2-Hinspiel-Niederlage. „Wir kommen ins Finale“, tönte Bragas Brasilianer Leandro Salino. Im zweiten Semi freut sich der neue Meister FC Porto nach dem 5:1-Hinspiel-Sieg gegen den FC Villarreal sogar auf den vermeintlich gemütlichen Betriebsausflug nach Spanien.

Außenseiter Braga hat dagegen die Partie gegen das große Benfica zum „Spiel unseres Lebens“ ausgerufen, wie der Chef der Club-Generalversammlung, José Mendes, bestätigte. Mit einem Saisonetat von rund 17 Millionen Euro und Durchnittsgehältern von 15 000 bis 20 000 Euro hätte die „graue Maus“ im deutschen Fußball finanziell bestenfalls Zweitliganiveau. Zudem hat der Verein außer dem Pokalsieg 1966 gegen Vitória Setúbal (1:0) in seiner 90-jährigen Clubgeschichte noch keinen Titel gewonnen. Die Stars des Teams sind die in Europa (noch) unbekannten Alan, Hugo Viana, Artur Moraes - und eben Salino.

Der nur 1,68 Meter große Mittelfeldspieler greift zu den Sternen und setzt dabei auf die Fans: „Mit unseren Anhängern im Rücken können wir es schaffen“, hofft er. Das schöne Estadio Municipal, hoch über der Stadt Braga in einen Granitfelsen gebaut, wird mit 28 000 Zuschauern ausverkauft sein. Zu unterschätzen ist der Outsider auf keinen Fall: Die „Arsenalistas“ - so genannt, weil in Anlehnung an die Farben von Arsenal in rot-weiß gespielt wird - warfen zuletzt immerhin den FC Liverpool und Dynamo Kiew aus dem Turnier.

Benfica ist selbstbewusst, aber wachsam. In 110 Punktspielen gab es gegen Braga nur elf Niederlagen. Die „Adler“, die in der Zwischenrunde den VfB Stuttgart ausschalteten, träumen vom ersten europäischen Finale in 21 Jahren - und vom ersten Europa-Titel nach dem zweiten Gewinn des Landesmeistercups 1962. Trainer Jorge Jesus rief seine Spieler auf, in Braga „Geschichte zu schreiben“, aber Benficas Kapitän Nuno Gomes weiß: „Das wird ein sehr schweres Spiel“. Star-Außenverteidiger Fábio Coentrão, lange vom FC Bayern München umworben, rief sogar die Fans auf: „Fahrt bitte nach Braga. Wir brauchen euch“.

Der FC Porto, der sich schon Anfang April den Liga-Titel sicherte und zudem im Pokalfinale steht, fährt unterdessen voller Selbstvertrauen zum spanischen Tabellenvierten Villarreal. „Wenn es nach Verdienst ginge, müssten wir schon den Titel in der Tasche haben, aber wir müssen alle Gegner respektieren und erst einmal ins Finale kommen“, meinte der uruguayische Außenverteidiger Alvaro Pereira. Unrecht hat er nicht: In der Europa League gewannen die „Drachen“ 13 von 15 Begegnungen. Die tolle Torbilanz: 41:13. Die Blau-Weißen haben zuletzt 15 Siege in Serie gefeiert.

Die Spanier machen in Zweckoptimismus. „Es wird schwer, aber ich und alle meine Kameraden sind davon überzeugt, dass wir das Ding noch drehen können“, beteuert Villarreal-Keeper Diego López. Die Portugiesen nehmen diese Kampfansage gelassen. Portugal will als fünftes Land neben den vier Fußball-„Granden“ England, Deutschland, Spanien und Italien ein europäisches Endspiel „unter sich“ entscheiden dürfen.

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