Leise Töne vom Lautsprecher - Daum: 96 ist Favorit

Hannover (dpa) - Als Meister des Understatements ist Christoph Daum bisher nicht bekannt. Doch der ehemalige Lautsprecher der Fußball-Bundesliga überraschte bei seiner Rückkehr nach Deutschland mit ungewohnt leisen Tönen.

„Nicht nur für mich ist Hannover 96 der Favorit. Wir müssen ein oder zwei Gänge hochschalten, um bestehen zu können. Die Bundesliga hat eine höhere Intensität und stellt ein anderes Kaliber dar“, erklärte der Trainer des FC Brügge vor dem Europa-League-Spiel bei den Niedersachsen am Donnerstag.

Hochkonzentriert und sehr ausführlich beantwortete Daum nach seiner Ankunft in Hannover am Mittwochabend die Fragen der Journalisten. Seine Strategie, das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen und den Gegner starkzureden, verblüffte. Das wiederum freute den 58-Jährigen in seiner roten Trainingsjacke. „96 hat ein eingespieltes Team und hat sich in der Winterpause verstärkt. Wir haben dagegen unseren besten Spieler verkauft. Und der zweitbeste Spieler ist verletzt“, sagte Daum.

Sein Erscheinen löste ein großes überregionales Interesse und Freude bei den Gastgebern aus. „Ich freue mich auf meine erste Begegnung mit Christoph Daum“, sagte 96-Trainer Mirko Slomka. Gleiches gilt für Hannovers Manager Jörg Schmadtke, der als Spieler bei Bayer Leverkusen unter Daum trainiert hat. „Es war damals sehr interessant, unter ihm zu arbeiten“, berichtete Ex-Keeper Schmadtke.

Die Strahlkraft des früheren Stuttgarter Meistertrainers Daum hat durch das Bundesliga-Engagement bei Eintracht Frankfurt erheblich gelitten. Nach sieben sieglosen Partien stieg er im Mai 2011 sang- und klanglos mit den Hessen ab und quittierte nach 54 Tagen von sich aus den Dienst. Bei seinem Neuanfang im vergangenen November in Flandern knüpfte Daum aber an erfolgreiche Trainerzeiten an.

Derzeit liegt der gebürtige Zwickauer mit seinem Club auf Platz zwei in der belgischen Jupiler League. Obwohl Brügge in der Winterpause in Dirar Nabil aus finanziellen Gründen einen wichtigen Stürmer verlor und für den Wechsel nach Monaco rund 7,5 Millionen Euro kassierte, reist das Team mit dem Selbstvertrauen von vier Siegen in Serie gegen Lokeren (3:0), Mons (2:0), Beerschot (5:1) und Gent (3:1) nach Hannover.

Kein Wunder, dass Slomka die Favoritenrolle ablehnt und von einem 50:50-Spiel spricht. „Das ist eine Partie auf Augenhöhe. Auch Brügge hat viel Potenzial“, erklärte Slomka. Ähnlich wie Daum legt er viel Wert auf Disziplin. Das bekam unter der Woche Edelreservist Altin Lala zu spüren. Der Albaner motzte im Training den Co-Trainer an und wurde bis Montag vom Mannschaftstraining suspendiert. In die engere Wahl für das Brügge-Spiel wäre Lala ohnehin nicht gekommen.

Hannover 96 kann bis auf Christian Schulz in Bestbesetzung antreten, Brügge muss Torwart Bojan Jorgacevic ersetzen. Daum hatte den Serben nach der Sonntag-Partie in Gent noch als wertvollsten Spieler gelobt. Doch weil Jorgacevic nicht für die Europa League gemeldet ist, wird wohl Vladan Kujovic zwischen die Pfosten rücken. Der dänische Mittelfeldspieler Niki Zimling, der wegen Komplikationen bei der Schwangerschaft seiner Frau zu Hause geblieben war, soll schnellstmöglich nachreisen.

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