Schwarz-rot-goldene Partystimmung

Berlin (dpa) - Millionen Fans haben am Freitagabend im ganzen Land den 4:2-Sieg der deutschen Nationalelf gegen Griechenland gefeiert.

Bei lauen Sommertemperaturen strömten wieder mehrere hunderttausend Menschen auf die größte Fanmeile des Landes in Berlin; bereits eine Stunde vor Spielbeginn wurden alle Eingänge geschlossen.

Auch in Hamburg war das Public Viewing trotz Regenwetters mit gut 60 000 Menschen sehr gut besucht, überall in Deutschland waren Kneipen und Cafés picke-packe-voll. Die große Mehrheit der Fans war schon vor dem Spiel überzeugt gewesen, dass die deutsche Elf zum vierten Mal nacheinander das Halbfinale eines großen Turniers erreichen würde. Die Fans freuen sich nun auf einen Fußballklassiker am Donnerstag: Es geht gegen England oder Italien.

Bereits in der ersten Hälfte des EM-Viertelfinales hatten die Hunderttausenden ein gutes Dutzend Mal den „Tooor“-Schrei auf den Lippen, doch das Team von Jogi Löw vergab viele gute Chancen. Als Philipp Lahm in der 39. Minute zum 1:0 traf, klang der Torjubel umso befreiter.

Blau-weißer Jubel dann in Minute 55 beim 1:1-Treffer. Doch der währte nur ganze sechs Minuten, bis Sami Khedira mit voller Wucht zum 2:1 traf. Nach dem vierten deutschen Tor sangen nicht nur die Fans im Danziger Stadion, sondern auch die auf den Fanfesten „Oh, wie ist das schön“. Viele reckten selbst gebastelte Pokale oder aufblasbare Trophäen in die Höhe.

Im Danziger Stadion jubelte Angela Merkel mit den mehr als 10 000 deutschen Fans über den Sieg. „Ich als deutsche Bundeskanzlerin bin natürlich hier, um meiner Mannschaft die Daumen zu drücken“, hatte sie vor dem Spiel gesagt. Eine politische Dimension des Matches sehe sie nicht, es gehe hier schlicht um ein Fußballspiel.

Griechisches blau-weiß statt bayerisches weißblau in München: In Gaststätten und Restaurants fieberten viele der 20 000 griechischen Einwohner der Landeshauptstadt mit ihrem Team - in keiner anderen Stadt wohnen mehr Griechen. Überhaupt waren viele der zahlreichen griechischen Restaurants in Deutschland am Freitag blau-weiße Inseln im schwarz-rot-goldenen Fan-Meer. Meist schauten aber Griechen und Deutsche gemeinsam das Spiel.

Auch am Spielort herrschte bunte Feierstimmung: Deutsche und griechische Fans lieferten sich am Nachmittag in der Danziger Innenstadt Duelle am Tischkicker und im Grölen von Fan-Gesängen und mischten sich bunt durcheinander. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich wurde beim Besuch eines deutschen Fanprojektes neben seinem DFB-Schal flugs ein blau-weißer Griechen-Schal umgehängt, Fans in Lederhosen und Schwarz-Rot-Gold-Perücken tanzten neben griechischen Fahnenschwingern durch die Innenstadt. Beide Fangruppen machten mit großen und kleinen Trommeln, Tröten und Trillerpfeifen mächtig Radau.

Ganz in blau-weiß präsentierte sich am Abend das Touristenviertel Plaka im Herzen der griechischen Hauptstadt Athen. Viele Tavernen und Bars hatten Landesfahnen aufgehängt, etliche Kellner trugen das Nationaltrikot. Die Stimmung war insgesamt friedlich und entspannt, nach dem Aus für die Griechen bei der Euro 2012 aber auch geknickt. Die Griechen hatten sich große Hoffnungen gemacht, mit einem Fußballerfolg die finanziellen Krise ihres Landes kurz vergessen zu machen.

Beim „Fußballspiel der Philosophen“, einer Neuauflage des Spaßmatches der britischen Komikertruppe Monty Python von 1972, am Fuße der Akropolis gewannen allerdings die griechischen Geistesgrößen gegen die deutschen Denker mit 1:0. Ein Eigentor von „Karl Marx“ sorgte für die Entscheidung, im Monty-Python-Sketch hatte „Sokrates“ den Siegtreffer für die Hellenen geköpft. Mehrere hundert Zuschauer hatten ihren Spaß an dem Quatsch-Fußballspiel, das etwa eine Stunde vor Anpfiff des EM-Viertelfinales stattfand.

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