Deutsches Team Lukas Podolski - Einfach ein ganz toller Typ

Warum Joachim Löw nicht auf Lukas Podolski verzichten will, zeigt sich bei der Euro 2016 jeden Tag

Lukas Podolski.

Lukas Podolski.

Foto: Christian Charisius

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Evian. Wenn es Lukas Podolski nicht geben würde, man müsste ihn vermutlich erfinden. Der Nationalspieler, 31 Jahre alt, seit zwölf Jahren dabei, 127 Spiele im Nationaltrikot, geboren im polnischen Gliwice, aus Köln in die Welt gezogen, im Moment erfolgreich bei Galatasaray Istanbul. Ein Typ, den der Fußball braucht, ein Profi, der die Dinge beim Namen nennt. Einer, der sich nicht auf den Spaßvogel reduzieren lässt, den manche in ihm ausschließlich sehen. Einer, der kritische Situationen auflöst, anstatt sie künstlich zu befördern. Einer, auf den man nicht verzichten kann. Sagt auch Bundestrainer Joachim Löw.

Lukas Podolski ist ein Phänomen, gerade ist er in Köln zum zweiten Mal Vater geworden. Und wenn darüber gesprochen wird, ob die Familie nach den Terroranschlägen vom November im Spiel gegen Polen am Donnerstag (21.00 Uhr/ZDF) ins Stade de France in Saint-Denis kommen soll, sagt Podolski: „Meine Frau muss sich um zwei Kinder kümmern, die hat gar keine Zeit. Da muss man nicht nach Frankreich kommen. Schon gar nicht in der Vorrunde.“ Und wenn es um die Sicherheit geht, sagt er: „Wir fühlen uns in Evian sicher, wir sind in Frankreich, um Fußball zu spielen und den Titel zu gewinnen.“

Podolski weiß auf alle Fragen eine Antwort, der Kölner verbreitet eine Stimmung, die eine Mannschaft braucht. Als die Rede auf das peinliche Video des Bundestrainers kommt, das in den sozialen Netzwerken für Rekordquoten sorgt, schaut Podolski in die Runde und sagt: „Jeder weiß das, ihr auch, 80 Prozent der Männer kraulen sich schon mal an den Eiern.“ Alles lacht, Beifall in der Runde. Das macht die Videosequenz mit Löw aus dem Spiel gegen die Ukraine nicht besser, aber es reduziert den Skandal.

Als einer fragt, ob er schon eine Einladung zur Hochzeit von Bastian Schweinsteiger erhalten hat, sagt Lukas Podolski: „Noch nicht, aber wenn ich eine bekomme, fahren wir hin. Wenn nicht, bin ich in Köln unterwegs.“ Um sich dann aber sofort ernsthaften Themen zuzuwenden: „Es ist nicht das erste Mal, das wir gegen Polen spielen. Und meine Beziehung zu Polen kennt auch jeder. Ich glaube, dass sich die polnische Mannschaft in den vergangenen zwei Jahren sehr gut entwickelt hat. Das ist eine starke Mannschaft, die bei einer Europameisterschaft für viel mehr in Frage kommt als das Achtelfinale.“ Mit seinem polnischen Freund Slawomir Peszko telefoniert er häufig, die beiden haben beim 1. FC Köln zusammen gespielt. Selbstredend beantwortet er eine auf polnisch gestellte Frage auf polnisch. Und übersetzt dann für den Rest.

Im Juni 2004 absolvierte er sein erstes Länderspiel. Als sie ihn vor der Euro auf eine Rolle als Maskottchen reduzieren wollten, wurde Podolski berechtigt böse. Wer den Kölner darauf reduziert, kennt ihn nicht. Sein Aufstieg ist nicht wirklich eine Überraschung, seit ihn Trainer Marcel Koller damals beim FC entdeckte und förderte. Dass er inzwischen beim FC Bayern, wieder in Köln, dem FC Arsenal, Inter Mailand und Galatasaray spielt und die Mannschaft in der Türkei aktuell zum Pokalsieger machte, das ist alles konsequent und nachvollziehbar. Und hat nichts damit zu tun, dass Podolski einer ist, der gerne lacht, und eine gelöste Stimmung verbreitet, die erfolgsfördernd ist.

Dass er sich mit dem Bundestrainer gut versteht, ist bekannt. „Man spielt auch im Club besser, wenn die Beziehung mit dem Trainer gut ist. Wir haben bei Galatasaray in dieser Saison viermal den Trainer gewechselt. Das bleibt nie ohne Folgen.“ Podolski hat sich immer mit Löw verstanden und Löw mit ihm. „Wir kennen uns, wir schätzen uns. Ich weiß, was ich kann. Und der Bundestrainer weiß es auch. Deshalb bin ich Nationalspieler. Ich habe in dieser Saison 50 Spiele absolviert. Ich bin absolut fit. Ich bin seit zwölf Jahren dabei, in zwölf Jahren kann nicht immer alles gut sein, aber ich habe eine gute Saison gespielt. Ich bin bereit, wenn der Trainer mich braucht.“ Ob es schon gegen Polen soweit ist, wird man sehen. „Das ist eine Frage, die der Bundestrainer beantworten muss.“

Die Europameisterschaft in Frankreich ist bereits sein siebtes Turnier. „Das ist überragend“, sagt Podolski. Und wie es gegen die polnische Mannschaft gehen kann, weiß der Kölner auch: „Wir sind noch nicht zwingend genug, wir müssen intensiver den Abschluss suchen, konsequenter in Richtung Tor gehen.“ Wie Lukas Podolski.

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