Boateng: So schlagen wir Italien

Der Bayern-Profi weiß seit der U 21-EM 2009, wie man im Halbfinale gegen die Squadra Azzurra gewinnt.

Danzig. Für Jerome Boateng (23) von Bayern München ist die Euro nach der WM 2010 bereits das zweite große Turnier. An den nächsten Gegner Italien hat der gebürtige Berliner gute Erinnerungen.

Herr Boateng, wie man in einem EM-Halbfinale Italien besiegt, das wissen Sie ja.

Jerome Boateng: Ja, das stimmt. Das war 2009 bei der U 21-Europameisterschaft in Schweden. In der ersten Hälfte standen wir ziemlich unter Beschuss, da hat Manuel Neuer super gehalten. Dann hat Andreas Beck ein schönes Tor gemacht, und wir haben 1:0 gewonnen.

Und im Finale gab es ein 4:0 gegen England und den ersten U 21-Titel für den DFB.

Boateng: Ja, unser Trainer Horst Hrubesch hat uns damals sensationell eingestellt. Spielt, was ihr könnt, hat er gesagt, und dass einer für den anderen da sein soll und wir selbstbewusst auftreten sollen. Das haben wir dann genauso gemacht.

Sieben Spieler aus dem Kader von damals sind jetzt im Aufgebot bei der Euro, fünf davon — außer Ihnen auch Manuel Neuer, Mats Hummels, Sami Khedira und Mesut Özil — sind Stammspieler.

Boateng: Es ist toll, dass es so viele geschafft haben in die A-Mannschaft. Auf dem Platz und außerhalb verstehen wir uns sehr gut miteinander, viele sind befreundet, das merkt man eben auch.

Wird das die Goldene Generation des deutschen Fußballs?

Boateng: Erst, wenn wir jetzt auch etwas gewinnen, kann man von der goldenen Generation reden. Wir wollen den Titel, aber erstmal müssen wir im Halbfinale gewinnen. Es bleibt dabei, wir denken von Spiel zu Spiel.

2009 stürmte auf italienischer Seite Mario Balotelli, mit dem sie auch bei Manchester City zusammengespielt haben. Was halten Sie von ihm?

Boateng: Ich kenne ihn gut, er ist ein witziger, verrückter Kerl, mal positiv, mal negativ — aber auf jeden Fall ein guter Mensch. Fußballerisch ist er überragend. Wahnsinn und Genie liegen eben eng beieinander. Und eins kann ich sicher sagen: Er hat vor nichts Angst.

Sie sind bei den Bayern als Innenverteidiger gesetzt, spielen aber in der Nationalmannschaft als rechter Verteidiger. Wie groß ist die Umstellung?

Boateng: Das ist nicht so einfach. Man muss mehr und anders laufen, mehr nach vorne machen und variabel agieren. Ich fühle mich hier bei der EM von Spiel zu Spiel wohler auf der Position.

Auffällig ist, wie cool sie agieren. Kein Mienenspiel, kein Wortwechsel mit dem Gegner.

Boateng: Ich konzentriere mich total auf mein Spiel. Wenn ich den Gegner kenne, lache ich vielleicht mal, aber ich will mich nicht ablenken lassen durch irgendeinen Stress, weil das nur eine blöde gelbe Karte bringen kann. Das hatte ich alles schon, deshalb versuche ich ganz bewusst, das abzustellen. Ich denke, das habe ich ganz gut in den Griff bekommen.

Die Euro begann für Sie mit dem Rüffel des Bundestrainers wegen Ihres Ausflugs ins Nachtleben. Fühlten Sie sich ungerecht behandelt?

Boateng: Vom Trainer bestimmt nicht. Ich habe mit ihm gesprochen, er weiß genau, wie das abgelaufen ist.

Der Bundestrainer hat ja gesagt, Sie hätten eine Bringschuld. War das ein zusätzlicher Ansporn für Sie?

Boateng: Ja, klar. Ich wollte erst recht zeigen, dass ich klar im Kopf bin und mich von dieser blöden Geschichte nicht ablenken lasse.

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