Gruppe E Belgisches Team: Thorgan Hazard schaut dem Bruder nur zu

Der kleine Techniker von Borussia Mönchengladbach ist „Standy By“-Spieler — und von der belgischen Nationalelf restlos überzeugt.

Thorgan Hazard steht auf "Stand by" bei der belgischen Nationalmannschaft. In der Bundesliga spielt er für Borussia Mönchengladbach. (Archivfoto)

Thorgan Hazard steht auf "Stand by" bei der belgischen Nationalmannschaft. In der Bundesliga spielt er für Borussia Mönchengladbach. (Archivfoto)

Foto: Dieter Wiechmann

Mönchengladbach. Nominiert ist er nicht. Noch nicht. Und wahrscheinlich bleibt es auch dabei. Thorgan Hazard steht auf „Stand by“ beim belgischen Nationaltrainer Marc Wilmots, das heißt: Wenn sich noch ein Spieler der vielen belgischen Klasse-Fußballer aus der Offensive ärztlich attestiert verletzen sollte, könnte Thorgan Hazard von Borussia Mönchengladbach nachrücken in diesen verdammt hochwertigen EM-Kader, der eigentlich das Ziel des Edeltechnikers war.

Vermutlich kommt es anders: Thorgan, der bislang ein Länderspiel gemacht hat, wird seinem berühmten Bruder Eden Hazard am heimischen TV-Gerät zusehen, wie der Ältere in Frankreich die Kohlen für Belgien aus dem Feuer holt. Keine großartige Perspektive für den 23 Jahre alten Mittelfeldspieler, der zuerst eine unbefriedigende Saison in Mönchengladbach erlebt hatte - und erst gen Saisonende aufgeblüht war. Kein Zweifel: Es ist eine kleine Verschwendung, Thorgan Hazard bei dieser EM nicht zu erleben.

Kein Zweifel: Es ist schwieriger als je zuvor, Mitglied der belgischen Equipe zu werden. „Belgien hat eine gute Spieler-Generation, aber eine Europameisterschaft ist kompliziert“, sagt Thorgan Hazard. Die Gruppe mit Schweden, Italien und Irland sei nicht einfach, was natürlich gnadenlos untertrieben ist. Hazard hat die EM schon mal durchgespielt: „Das erste Spiel gegen Italien zu gewinnen, wäre sehr wichtig. Mit dem Team, das Belgien bei der EM aufbietet, ist auf jeden Fall alles möglich. Ich hoffe, dass wir den Titel holen können, ganz Belgien wartet schon lange auf einen solchen Erfolg“, sagt der kleine Hazard.

Er weiß, wovon er spricht: 2000 war Belgien zum bislang letzten Mal bei einer EM-Endrunde dabei, damals schieden die Roten Teufel in der Vorrunde aus — chancenlos. Jetzt ist alles anders: Das Team von Legionären, die der heimischen Liga längst entwachsen sind und in Spanien, Italien oder vor allem England spielen, ist Zweiter der Fifa-Weltrangliste, stand im Viertelfinale der WM, schloss die Qualifikation als Gruppenerster ab — und Wilmots wird als Architekt einer Goldenen Generation gefeiert.

Die allerdings auf Abwehrchef Vincent Kompany wegen einer Leistenverletzung verzichten muss. Ist der belgische Fußball gar so stark wie nie zuvor? „Ich weiß nicht, ob es mehr Talente als je zuvor sind, aber es ist wahr, dass es aktuell viele sehr gute belgische Spieler gibt“, sagt Thorgan Hazard — er selbst leidet darunter. Ohne es auszusprechen. „In den letzten Jahren war es nicht so wie jetzt, und wir sind glücklich über diese Entwicklung“, sagt er stattdessen.

„Das macht es zwar für jeden Spieler extrem schwierig, einen Platz in der Auswahl zu bekommen“, sagt er. „Aber es ist gut für den belgischen Fußball.“ Hazard ist jetzt eben der größte Fan seines Bruders und seiner verhinderten Teamkameraden: „Diese Situation sollten wir nutzen. Andererseits darf man auch nicht zu viel verlangen, da viele Spieler noch sehr jung sind.“

Die Stars: Belgien hat inzwischen ein erstaunliches Arsenal an Hochbegabten. Stars des Kaders sind aber ganz sicher Kevin De Bruyne (Manchester City) und Eden Hazard (FC Chelsea), die beide in der Premier League Leistungsträger sind. Ob Romelu Lukaku (FC Everton) bei diesem Turnier seinen endgültigen Durchbruch feiert, bleibt anzuwarten.

Der Trainer: Auf Schalke ist er als Eurofighter eine Legende, als einer derer, die 1997 mit den Knappen den Uefa-Cup gewannen. Auch als Interimstrainer war Marc Wilmots auf Schalke schon tätig, jetzt aber ist „Willi, das Kampfschwein“ Übungsleiter der belgischen Nationalmannschaft - und hat dort mit einem Kader von Hochveranlagten zu tun. Wohl die richtige Mischung: Hazard, Fellaini und Lukaku zaubern, Wilmots bringt die Würze rein: mit Disziplin und Einstellung. Bei der WM in Brasilien erreichten die Roten Teufel das Viertelfinale.

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