Druck auf FIFA-Präsident Joseph Blatter nimmt zu

Berlin (dpa) - Der Druck auf FIFA-Präsident Joseph Blatter wächst. Chefermittler Michael Garcia und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach wollen die Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes zu den Korruptionsvorwürfen bei den WM-Vergaben 2018 und 2022.

Druck auf FIFA-Präsident Joseph Blatter nimmt zu
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Der Münchner Richter Joachim Eckert, Vorsitzender der FIFA-Ethikkommission, spricht sich für die Veröffentlichung einer möglichen Anklageschrift aus. „Ich halte es für vertretbar, wenn die Öffentlichkeit über einen Anklagesatz informiert würde. So geschieht es auch in der staatlichen Strafjustiz. Hier werden die Beschuldigten und die ihnen zur Last gelegten Verstößen aufgeführt“, sagte Eckert der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Vor knapp drei Wochen hatte Garcia das 350-seitige Dokument der Untersuchungskammer der Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes (FIFA) an die rechtsprechende Kammer übergeben. Ob es tatsächlich zu einer Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse kommt, ist aber weiterhin fraglich. Dafür ist eine Änderung des Paragrafen 36 der FIFA-Ethikregeln nötig. „Nur das Exekutivkomitee der FIFA könnte das mit einem Mehrheitsbeschluss jetzt ändern“, erklärte Eckert.

Auch Niersbach machte sich für die Veröffentlichung des Reports stark. „Aus Sicht des DFB wünschen wir uns nichts mehr als eine zügige Aufklärung und Abwicklung, damit endlich die ganzen Spekulationen und Mutmaßungen beendet werden“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) der „FAZ“ und betonte: „Ich gehe fest davon aus, dass diese Entscheidungen über die Ethikkommission anschließend öffentlich gemacht werden.“ Zudem fordern mehrere Mitglieder der FIFA-Exekutive wie Ali Bin Al Hussein (Jordanien), Jim Boyce (Nordirland) oder Jeffrey Webb (Cayman Inseln) eine Publizierung der Akten.

Blatter und die FIFA mussten sich in den vergangenen Wochen und Monaten für ihre vermeintliche Verzögerungstaktik verstärkt Kritik anhören. Die Aufarbeitung der umstrittenen WM-Vergaben 2018 und 2022 wird immer mehr zur Geduldsprobe. Für dieses Jahr rechnet die FIFA-Ethikkommission nicht mehr mit einem Urteil. „Es wird Entscheidungen geben, vielleicht im Frühjahr“, sagte Eckert in der vergangenen Woche.

Nach Angaben des deutschen Richters solle ein Urteil nur Einzelpersonen wie Mitglieder der FIFA-Exekutive betreffen, nicht aber eine eventuelle WM-Neuvergabe oder Annullierung der Wahl. „Das ist nicht unsere Aufgabe“, sagte Eckert. Das sei eine Entscheidung der FIFA-Exekutive oder des Kongresses, stellte er klar. Man werde auch keine Empfehlungen geben. Zuvor hatte der Jurist erklärt, die Ethikkommission werde bis „Ende Oktober, Anfang November“ den Bericht von Garcia bewerten.

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