3. Liga „Das wäre das Aus der 3. Liga“: Clubs sind sauer über Stand der Regionalliga-Reform

Zwischen der 3. Liga und dem Deutschen Fußball-Bund knirscht es gewaltig. Es geht mal wieder um die Reform der Regionalliga. Jetzt haben sich die Drittligisten zusammengetan.

Vizepräsident Rainer Koch, Boss des Bayrischen Landesverbandes. Ronny Maul sieht den Vorschlag Kochs als „Drohgebärde“ an. (Archivbild)

Vizepräsident Rainer Koch, Boss des Bayrischen Landesverbandes. Ronny Maul sieht den Vorschlag Kochs als „Drohgebärde“ an. (Archivbild)

Foto: Sina Schuldt/dpa/Sina Schuldt

Sie fürchten das Ende ihrer Liga und sie fühlen sich verkauft. Der Vorwurf: Einigen Landesverbänden geht es nur um Macht.

Was ist die Forderung?

Bei einem Treffen von Vertretern der 20 Drittliga-Clubs in Wiesbaden haben diese eine gemeinsame Erklärung formuliert. Die Forderung: eine Rückkehr zu drei Absteigern. „Unmissverständlich machen die Vereine der 3. Liga klar, dass die Glaubwürdigkeit des DFB in Bezug auf die Neuregelung des Aufstiegs in die 3. Liga endgültig verloren gegangen ist“, heißt es dort. Aus der Formulierung spricht einiger Frust. Jürgen Wehlend, Geschäftsführer des VfL Osnabrück, der an der Sitzung teilnahm, sagt zum Stimmungsbild der Clubs: „Wir sind sauer.“

Was ist der Hintergrund?

Aktuell läuft eine zweijährige Übergangsphase in der vier Clubs aus fünf verschiedenen Regionalligen aufsteigen. Für die 3. Liga bedeutet dies, dass es vier statt wie zuletzt drei Absteiger gibt. Die Vereine der 3. Liga hatten dieser Regelung unter der Prämisse zugestimmt, dass innerhalb dieser zwei Jahre eine Lösung gefunden wird, nach der alle Regionalliga-Meister aufsteigen können. Aktuell steigen drei Meister auf. Der vierte Aufsteiger wird in einer Relegation ermittelt. „Das ist ein fauler Kompromiss“, sagt Ronny Maul, Geschäftsführer des SV Meppen.

Wieso stellen sich die Drittligisten gegen diese Lösung?

Weil sie nur für den Übergang gedacht war. Die Drittligisten haben ihren Teil zur Lösungsfindung beigetragen, indem sie einem Absteiger mehr zugestimmt haben: „Wir sind hier in Vorleistung gegangen“, betont Wehlend und fügte an: „Aber so, wie es sich aktuell darstellt, wird es keine Regelung für vier Regionalligen geben. Die zuständige Kommission hat deutlich gemacht, dass sie den Auftrag zur Reform, den sie vom DFB-Bundestag erhalten hat, nicht umsetzen kann.“ Daher wollen sie ihr Entgegenkommen nun zurückziehen. „Bleibt es dabei, wie es gerade ist“, sagt Wehlend, „dann ist die 3. Liga der Verlierer.“

Wieso haben die Drittligisten den vier Absteigern überhaupt zugestimmt?

Es geht um Fairness und den Grundsatz: Der Meister steigt auf. Dazu kommt: Für die Drittligisten war der Abstieg in die Regionalliga stets mit einem hohen Risiko verbunden. „Wir haben an vielen Beispielen gesehen, wie schwer es ist, in der alten Konstellation der Relegation aufzusteigen“, so Wehlend. Durch eine klare Auf- und Abstiegsregelung wäre die Rückkehr einfacher.

Woran hakt es denn nun bei der Reform?

Es schwingt nicht nur unterschwellig mit. Die Drittligisten formulieren ihren Vorwurf ganz klar: In den „Regional- und Landesverbänden“ gebe es Kräfte, „die ausschließlich den traditionellen Machterhalt im Auge haben und nicht über eine sachgerechte Lösung für den Fußball nachdenken.“ Manfred Wilke, Sportlicher Leiter der Sportfreunde Lotte, spitzt es noch mehr zu: „Jeder kocht in den Regionalverbänden sein eigenes Süppchen. Wir schaffen es nicht, sie unter einen Hut zu bringen. Jeder ist sich selbst der Nächste.“ Für Maul liegt das Problem auch darin, dass die 3. Liga zwar „das Aushängeschild des DFB“ sei, aber keinen Vertreter in für sie wichtigen Gremien habe. „Wir sind Spielball, weil wir von Haus aus keine Rechte haben und nichts zu sagen“, betont Meppens Geschäftsführer.

Was sagt der DFB dazu?

Hier äußert sich vor allem Vizepräsident Rainer Koch, Boss des Bayrischen Landesverbandes. „Es kann keine Rede davon sein, dass die Regionalligareform gescheitert ist“, stellt er klar. Nach dem Vorschlag der Kommission könnten die drei Regionalligen Nord, Nordost und Bayern in zwei Ligen zusammengefasst werden. „Nachteilig betroffen wären bei einer 4-Ligen-Lösung in erster Linie die Vereine des Nordostens“, betonte er jedoch. Sein Vorschlag: eine zweigleisige 3. Liga.

Was ist von der Aufspaltung der 3. Liga zu halten?

Aus Sicht der Drittligisten: nichts. Sie fordern die Eingleisigkeit zu erhalten und die Liga weiter zu professionalisieren. „Es ist doch ohnehin schon schwierig, aus der 3. Liga aufzusteigen. Das würde die Chancen noch mehr schmälern“, meint Wilke. Maul sieht diesen Vorschlag Kochs als „Drohgebärde“ an. Die 3. Liga sei „ein gutes Produkt, das wäre eine Riesenschwächung auch für die Vermarktung.“ Wehlend ergänzt: „Würde man die 3. Liga halbieren, würden sich auch die Einnahmen halbieren. Das wäre das Aus für die 3. Liga.“ Er warnt: „Herr Koch zündelt an einem sehr gefährlichen Ort. Das ist Brandstiftung.“

Was wäre denn eine sachgerechte Lösung?

Neben der Reduzierung der Regionalligen auf vier Staffeln wäre auch eine Rückkehr zu drei Ligen zumindest zu diskutieren, meint Wehlend, für den auch die Einführung einer zwischengeschalteten 4. Liga denkbar wäre. Der Vorteil: Da viele Regionalligisten aus wirtschaftlichen Gründen gar keine Aufstiegsambitionen hegen, könnte hier eine Möglichkeit geschaffen werden, den Clubs, die in den Profifußball streben, eine Tür zu öffnen.

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