DFB zeichnet Münchner Ultra-Gruppe „Schickeria“ aus

Gelsenkirchen (dpa) - Mit der erstmaligen Ehrung einer einst umstrittenen Ultra-Gruppe hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auch die Fans im Kampf gegen die Gewalt in den Stadien in die Pflicht genommen.

DFB zeichnet Münchner Ultra-Gruppe „Schickeria“ aus
Foto: dpa

„Wir wollen mit euch Dinge voranbringen und verbessern. Aber dazu gehört von euch ein klares Bekenntnis gegen jegliche Art von Gewalt. Diese Erwartung möchte ich euch mit auf den Weg geben“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach in Gelsenkirchen zum Sprecher der Münchner „Schickeria“, die für ihren Einsatz gegen Diskriminierung und Antisemitismus den Julius Hirsch Preis 2014 erhielt.

Die Gruppierung hat sich mit zum Teil spektakulären Choreografien in der Allianz Arena um das Gedenken an den Ehrenpräsidenten des FC Bayern, Kurt Landauer, und andere jüdische Vereinsmitglieder verdient gemacht - zuletzt im Januar dieses Jahres. Eine TV-Dokumentation zum Leben von Landauer sendet die ARD am Mittwoch. „Das ist das größte Verdienst der Schickeria, dass Kurt Landauer postum zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde“, erklärte der Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.

Auch der 95-malige Nationalspieler richtete an Schickeria-Vertreter Sven Müller, dessen Gruppierung ein Preisgeld von 10 000 Euro erhielt, den Wunsch nach „gewaltfreien Stadien und Spielen“. TV-Kommentator Marcel Reif adressierte in seiner Laudatio im Hans-Sachs-Haus die Ultras im Bezug darauf so: „Diese Schickeria kann nicht ernsthaft mit Gewalt liebäugeln“. Müller leistete auf Nachfrage kein klares Bekenntnis gegen Gewalt, ließ aber erkennen, dass man gemeinsam mit dem Verband Dinge verändern will.

Der schlimmste Vorfall im Zusammenhang mit der Schickeria hatte sich 2007 ereignet, als Mitglieder einen Nürnberger Fan-Bus überfielen. Dabei verlor die Frau des Busfahrers ein Augenlicht. Zuletzt fiel die Schickeria auf, als sie Stimmung gegen Manuel Neuer nach dessen Wechsel 2011 von Schalke nach München machte.

Mit dem 2. und 3. Preis wurden Borussia Dortmund für ein Gemeinschaftsprojekt mit der Gedenkstätte Steinwache sowie die Volkshochschule Roth ausgezeichnet. Mario Bendel, Gründer der Internetplattform „Fußball-Fans gegen Rechts“, erhielt den Ehrenpreis.

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