DFB wehrt sich gegen Hoeneß-Kritik an Testspiel

Mönchengladbach (dpa) - Die überraschend harsche Kritik von Uli Hoeneß am Länderspiel gegen Australien hat bei Teammanager Oliver Bierhoff und DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach Unverständnis ausgelöst.

„Wir brauchen diese Begegnungen, um den jungen Spielern die Möglichkeit zu geben, Erfahrungen zu sammeln. Und von einer starken Nationalmannschaft profitiert auch die Bundesliga und damit auch die Vereine“, sagte Bierhoff. Bayern-Präsident Hoeneß hatte am Vorabend die Debatte um Testpartien der Fußball- Nationalmannschaft wieder angestoßen.

„Löw muss gar nicht testen. Die Bundesliga ist auf dem Weg, die beste Liga der Welt zu werden. Die Spiele dort sind besser als jeder Test“, sagte Hoeneß laut „Bild“-Zeitung bei einer Veranstaltung in Düsseldorf. Die DFB-Auswahl trifft in Mönchengladbach auf Australien. Bundestrainer Joachim Löw testet in der Partie, die wie alle Spiele im Rahmenterminkalender auch von den Bundesliga-Clubs abgesegnet wurde, zahlreiche Nachwuchskräfte.

Niersbach empfindet die Hoeneß-Schelte als unangebracht - zumal aus seiner Sicht gerade der FC Bayern in den vergangenen Jahren von DFB-Auftritten profitierte. „Ich darf Uli Hoeneß in aller Sachlichkeit daran erinnern, dass die Nationalmannschaft zweimal für den FC Bayern in München angetreten ist - zur Eröffnung der Allianz-Arena und beim Abschiedsspiel für Oliver Kahn“, sagte der Spitzenfunktionär.

Die Verbalattacke von Hoeneß war derzeit nicht zu erwarten, da das Verhältnis zwischen den Liga-Clubs und der sportlichen Leitung des DFB-Teams als so gut wie schon lange nicht mehr gilt. Bei Trainertagungen werden regelmäßig Meinungen ausgetauscht. Allerdings war Hoeneß auch schon in seiner Funktion als Bayern-Manager immer Wortführer der Kritiker gewesen. Nun erneuerte er die schon oft geäußerte Haltung. „In so einer Phase - wo es um Meisterschaft und Existenzen geht - muss ein Freundschaftsspiel gegen Australien nicht sein“, sagte der 59-Jährige.

Hoeneß unterstellte dem DFB wirtschaftliche statt sportlicher Gründe für den Aussie-Test. „Das wird ja auch nicht gemacht, um zu testen. Sondern da gibt es über fünf Millionen Euro für den DFB. Die bauen dann den siebten Silo - laden uns aber nicht mal zur Grundsteinlegung ein“, zürnte Hoeneß. Sportlich seien die Münchner Spieler ohnehin besser bei ihrem Club aufgehoben. „Ein Trainingsspiel bei Bayern, Team A gegen Team B ist besser bestückt als das Spiel gegen Australien“, sagte er.

Löw hatte die Partie zuvor als wichtigen Schritt zur Entwicklung der jungen Spieler bezeichnet. Bei ähnlichen Länderspielen hatte er heutigen Stammkräften wie Mesut Özil oder Sami Khedira seine Spielphilosophie vermitteln können. „Es ist wichtig, dass wir so einen Test haben“, betonte sein Assistent Hansi Flick am Montag.

Für das Australien-Spiel hat Löw einigen besonders beanspruchten Spielern eine Auszeit gegönnt. Özil, Khedira und auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm reisten vorzeitig aus dem DFB-Quartier ab. Der Bremer Per Mertesacker oder Lukas Podolski vom 1. FC Köln waren nicht für die Startelf vorgesehen. Auch Bastian Schweinsteiger bekam von Löw die Option für eine Ruhepause. Doch der Bayern-Profi wollte unbedingt beim Nationalteam bleiben, statt nach München zurückzukehren.

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