Van Gaal unter Druck - Pokal-K.o. verboten

Aachen (dpa) - Der Kapitän ist von Bord, aber auch ohne seinen zum AC Mailand geflüchteten Leitwolf Mark van Bommel will der FC Bayern auf dem Aachener Tivoli einen dritten Schiffbruch im Pokal unbedingt verhindern.

„Wir müssen das schaffen“, sagte Trainer Louis van Gaal trotz der Unruhe wegen seiner neuen Streitereien mit den Münchner Bossen und dem plötzlichen Abgang der Führungskraft van Bommel vor dem Viertelfinale bei Alemannia Aachen am Mittwochabend. Ein blamabler K.o. beim Zweitligisten würde beim Fußball-Rekordmeister einen heftigen Wintersturm auslösen.

2004 scheiterten die Bayern auf dem Tivoli ebenfalls im Viertelfinale mit 1:2. Nur zwei Jahre später erwies sich die Alemannia im Achtelfinale erneut als Bayern-Schreck und siegte 4:2. „Null Bedeutung“ habe das für die Neuauflage 2011, versicherte Bayerns Torjäger Mario Gomez: „Wir haben eindeutig die bessere Mannschaft. Wenn wir unsere Leistung abrufen, kommen wir weiter.“

Angesichts der trüben Titelaussichten in der Bundesliga ist der Durchmarsch bis ins Pokalfinale fest eingeplant. Verlieren verboten, befahl Sportdirektor Christian Nerlinger: „Der FC Bayern muss in Aachen gewinnen.“ Van Gaal weiß um die Bedeutung des Pokals: „Berlin ist eine fantastische Erfahrung. Und es ist geht um einen Titel.“

Die Vorbereitung auf die Revanche mit der Alemannia verlief turbulent. Selbst van Gaal sprach von „Wirbel“. Erst mussten in einer Elefantenrunde mit dem Vorstand wieder einmal Dissonanzen ausgeräumt werden, nachdem Sportdirektor Nerlinger den Trainer öffentlich zurechtgewiesen hatte. „Das kostet mich so viel Energie“, stöhnte van Gaal angesichts der permanenten Querelen. Die jüngsten Kritiken von Präsident Uli Hoeneß und „meinem Boss“ Nerlinger empfand der 59 Jahre alte Holländer als „nicht nett“.

Am Dienstag nahm dann auch noch Mark van Bommel Reißaus zum AC Mailand, so dass der Rekordpokalsieger gegen Aachen plötzlich ohne seinen Kapitän dasteht. Van Gaal hatte den Wechsel nicht mit einem Veto verhindert, sondern wohl eher befördert. „Sportlich war die Situation nicht so, wie ich sie mir vorgestellt habe“, begründete van Bommel vielsagend seinen überstürzten Abschied nach Mailand.

In Aachen wird van Bommel erstmals fehlen, aber van Gaal besorgt das nicht. „Ich habe immer Lösungen“, versicherte der Coach. Was ihn mehr beunruhigt, ist, „dass wir nicht im richtigen Moment verletzte Spieler haben“. Topstar Arjen Robben fehlte nach einem Infekt beim Abschlusstraining, gab aber grünes Licht für einen Einsatz. „Wir werden es versuchen“, kündigte er an.

Daniel van Buyten fällt dagegen erkrankt aus, auch Linksverteidiger Diego Contento muss wegen einer Rückenverletzung passen. Franck Ribéry fehlt weiterhin.

Forsche Töne stimmte Außenseiter Aachen an. „Wir spielen auch gegen München Hardrock-Fußball und glauben an unsere Chance. Die Bayern sind keine Außerirdischen“, sagte Trainer Peter Hyballa. Mit seiner jungen Truppe will Hyballa den erneuten Coup schaffen. „Wir organisieren nicht die Fluchtwagen vor dem Stadion, sondern ziehen unser Spiel auf und werden versuchen, die Bayern permanent unter Stress zu setzen“, kündigte der 35 Jahre alte Coach an.

Die Erstligisten FSV Mainz und Eintracht Frankfurt konnte der Tabellenzehnte der 2. Liga mit seinem Tempofußball bereits aus dem Pokal-Wettbewerb kegeln. Jetzt will der Pokalschreck mehr, es geht auch um mindestens weitere zwei Millionen Euro bei einem Einzug ins Halbfinale. „Finanziell geht Aachen am Stock. Das Geld, das wir durch den Pokal einnehmen, ist für uns überlebenswichtig“, sagt Hyballa. Mit 32 300 Zuschauern ist der Tivoli ausverkauft.

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