„Lilien“ heiß auf S04 - Geldregen für Traditionsclub

Darmstadt (dpa) - Endlich dürfen die Spieler des SV Darmstadt 98 das Wort in den Mund nehmen, das ihnen bereits seit Wochen durch den Kopf schwirrt: Schalke.

Direkt nachdem dem hessischen Drittligisten der Champions-League-Teilnehmer als Gegner in der 2. Runde des DFB-Pokals zugelost worden war, hatte „Lilien“-Coach Dirk Schuster seinen Profis strikt untersagt, sich mit dem Pokal-Kracher zu beschäftigen. Liga-Alltag statt Cup-Highlight stand für die 98er im Mittelpunkt. Und Schusters Mahnung scheint gefruchtet zu haben. Nach zwei klaren Siegen mit insgesamt 10:0 Toren schielen die Darmstädter als Tabellensiebter sogar in Richtung des Relegationsplatzes.

Doch bevor der ehemalige Bundesligist seine Aufholjagd in der 3. Liga fortsetzt, fiebern alle dem Pokalspiel gegen Schalke am Mittwoch entgegen. Für die „Lilien“ ist das Duell mit den Knappen das Spiel des Jahres, nachdem sie in der ersten Runde bereits Borussia Mönchengladbach im Elfmeterschießen aus dem Wettbewerb geworfen hatten. Seit dem fulminanten 6:0 gegen Hansa Rostock am Samstag reden in Darmstadt alle nur noch über den Pokal. „Für uns ist das ein wunderbares Erlebnis“, sagte Darmstadts Torwart Jan Zimmermann.

„Lilien“-Präsident Rüdiger Fritsch ist eigentlich kein Mann der großen Worte. Doch mit Blick auf das Duell mit Schalke 04 gerät der Wirtschaftsjurist ins Schwärmen. Die Partie sei „das absolute mediale Highlight“ in der Geschichte des SV Darmstadt 98. Das öffentliche Interesse sei riesig, rund 200 Journalisten hätten sich akkreditiert.

Den Darmstädtern winken aus der zweiten Runde Mehreinnahmen von rund 600 000 Euro - eine beträchtliche Summe angesichts eines Gesamtetats von rund 2,3 Millionen Euro. Allerdings relativiert Fritsch den Betrag: Neben den Teamprämien gingen davon Kosten für Organisation, Sicherheit und temporäre Umbauten sowie Steuern ab. Den Rest werde man „in Nachhaltigkeit“ investieren.

Man wirtschaftet wieder solide in Darmstadt. Das war nicht immer so. Mehr als 30 Jahre ist es her, da spielten die Südhessen in der Bundesliga - 1978/79 und 1981/82. Es folgte ein sportlicher und wirtschaftlicher Niedergang. 1993 stieg der Club aus der 2. Liga ab, 1998 wurde man erstmals viertklassig. Im März 2008 stand der Verein dann auch finanziell vor dem Aus: Nach jahrelanger Misswirtschaft musste Insolvenz angemeldet werden. Doch Präsidium, Fans und Umfeld stemmten sich erfolgreich dagegen, im Juni 2009 konnte der Insolvenzantrag wieder zurückgezogen werden.

Sportlich folgten triste Jahre in der Viertklassigkeit. Erst unter Kosta Runjaic gelang 2011 der Aufstieg in die 3. Liga. Dort hält man sich bis heute - auch wenn Darmstadt nach dem drittletzten Platz in der Vorsaison nur in der Klasse blieb, weil der hoch verschuldete Erzrivale Kickers Offenbach keine Lizenz erhielt.

Insofern gibt man sich demütig. Trainer Dirk Schuster verweist immer wieder darauf, dass sein Team sportlich abgestiegen sei. Auch im Pokal sei man krasser Außenseiter. „Schalke spielt mit zehn oder elf Nationalspielern und ist nach Bayern und Dortmund mit Leverkusen die dritte Kraft im deutschen Fußball. Alles andere als ein Weiterkommen von Schalke 04 wäre eine riesige Sensation“, sagte der Ex-Nationalspieler.

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