Jagd auf ersten Titel - Reus: Können Bayern schlagen

Dortmund (dpa) - Für einen kurzen Moment legte sich die Stirn von Jürgen Klopp in tiefe Falten. Der Anblick von Marco Reus, der beim Bundesliga-Kehraus seines Teams am vergangenen Samstag in Berlin humpelnd vorzeitig den Platz verließ, bereitete dem Dortmunder Trainer Sorgen.

Jagd auf ersten Titel - Reus: Können Bayern schlagen
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Doch die Befürchtung, dass sein derzeit wohl bester Profi im Pokalfinale gegen den FC Bayern eine Woche später an gleicher Stelle verletzt fehlen könnte, schwand bereits nach dem ersten Bulletin des Mannschaftsarztes. Zur Erleichterung des Fußball-Lehrers strotzt der Nationalspieler mittlerweile wieder vor Tatendrang - und fiebert dem Showdown der deutschen Top-Teams entgegen. „Ich bin nach Dortmund gekommen, um Titel zu gewinnen. Und die Chance auf meinen ersten richtigen Titel bietet sich am Samstag.“

Reus könnte für die Borussia im Olympiastadion zu einem Schlüsselspieler werden. Schließlich traf er in den vergangenen zehn Meisterschaftsspielen sogar dreimal mehr als sein vielgelobter Mannschaftskollege, der neue Bundesliga-Torschützenkönig Robert Lewandowski. Mit jedem Treffer wuchs das Selbstvertrauen. Zwar sprach er dem deutschen Meister aus München für das Pokalduell die Favoritenrolle zu, sieht aber gute Chancen auf einen neuerlichen Coup der Borussia: „Wir sind die Mannschaft, die die Bayern am ehesten schlagen kann.“

Das Formtief zu Jahresbeginn ist längst überwunden. Als Bundestrainer Joachim Löw im März einige schwächelnde WM-Kandidaten ohne Namensnennung zu einer professionelleren Einstellung aufforderte, durfte sich Reus angesprochen gefühlt haben. Eine verletzungsbedingte Zwangspause nutzte er für gute Vorsätze. „Da habe ich mir geschworen, stärker zurückzukommen“, sagte der 24-Jährige.

Seither zeigt die Formkurve steil nach oben. Die taktische Umstellung von Trainer Klopp trug dazu bei, dass Torgefährlichkeit, Dribbelstärke und Passgenauigkeit zurückkehrten. Denn der bis dahin zumeist auf einer Außenposition eingesetzte Reus fühlt sich in der neuen Rolle als offensiver Spielmacher sichtlich wohler. Aus seiner Vorliebe für diese Position macht er keinen Hehl: „Zentral zu spielen, kommt mir mehr zugute. Da nimmt man mehr am Spiel teil.“

Die gute Form weckt Begehrlichkeiten namhafter Clubs. Zuletzt verging kaum eine Woche, in der in den Medien nicht an eine Ausstiegsklausel im Vertrag erinnert wurde, wonach der pfeilschnelle Angreifer den Revierclub 2015 für eine festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von 35 Millionen Euro verlassen kann. Auf Fragen nach Bestrebungen der Vereinsspitze, ihm diese Klausel abzukaufen, mag BVB-Geschäftsführer Watzke nicht direkt antworten. „Marco ist ein unfassbar guter Fußballer. Für uns ist er ein besonderes Thema, weil er in Dortmund geboren wurde und ein Eigengewächs ist“, sagte er. „Wir wollen ihn so lange wie möglich hier spielen sehen.“

Ähnlich ausweichend fällt der Kommentar von Reus zum Thema aus. „Noch ist alles beim Alten. Aber jeder Spieler muss das Beste für sich rausholen.“ Ein Treuebekenntnis lässt sich nur indirekt ableiten: „Der Wohlfühlfaktor steht bei mir an erster Stelle. Und beim BVB fühle ich mich derzeit sehr wohl.“ Ein Titelgewinn am Samstag könnte dieses Gefühl noch verstärken.

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