Frankfurts Joselu: Vom Fehleinkauf zum Hoffnungsträger

Frankfurt/Main (dpa) - Jose Luis Sanmartin Mato hat eine merkwürdige Art, seine Tore zu feiern. Der Stürmer von Eintracht Frankfurt, überall nur Joselu genannt, zieht bei jedem Jubel an seinen Lidrändern, bis die Augen schlitzförmig aussehen.

Das sei ein spezieller Gruß an seine Freundin, hat der Spanier einmal erklärt. Die habe als Model mal für längere Zeit in China gelebt.

Nach seinem Wechsel zur Eintracht musste Joselus Freundin zunächst monatelang auf diese Geste warten. Doch mitten in der schweren Krise in der Fußball-Bundesliga entwickelt sich der vermeintliche Transferflop zu einem der wenigen Frankfurter Hoffnungsträger. Bereits vor knapp zwei Wochen schoss Joselu zwei Tore beim denkwürdigen 3:3 gegen Schalke 04. Am Mittwochabend dann führte sogar ein Dreierpack des 23-Jährigen die Eintracht zum 4:2 (1:0)-Erfolg gegen den SV Sandhausen und damit ins Viertelfinale des DFB-Pokals.

„Drei Tore in einem Spiel habe ich zumindest in Deutschland noch nie geschossen“, sagte der frühere Jugendspieler von Real Madrid. Auch sein Trainer Armin Veh, der lange Zeit an dem großen Talent aus Spanien zu verzweifeln schien, meinte danach anerkennend: „Das tut ihm gut. Er hat gut gearbeitet - dann wirst du auch belohnt.“

Aber so wertvoll der Mittwochabend für die Statistik und das Selbstvertrauen des Stürmers auch war: Der Samstagnachmittag wird noch wichtiger - für die Eintracht und auch für Joselu persönlich. Dann geht es gegen 1899 Hoffenheim, jenen Verein, der ihn 2012 zunächst für rund sechs Millionen Euro nach Deutschland holte und dann nach nicht einmal einem Jahr an die SGE verlieh. „Hoffenheim war letzte Saison, Frankfurt ist diese Saison. Das ist ein wichtiges Spiel, dass wir unbedingt gewinnen wollen“, sagte er dazu nur.

Auch Veh ließ keinen Zweifel daran, dass die Bundesliga der mit Abstand wichtigste der drei Wettbewerbe ist, in denen sich seine Mannschaft neben der Europa League und dem DFB-Pokal noch befindet. „Wir sind froh, dass wir im Viertelfinale stehen“, meinte der Coach. „Aber ich freue mich jetzt zehn Minuten darüber, dann sind wir in unseren Gedanken schon beim Samstag-Spiel.“

Die Negativserie von neun Ligaspielen ohne Sieg war der Eintracht auch gegen Sandhausen anzumerken. Nach der scheinbar sicheren 2:0- Führung durch die ersten beiden Tore von Joselu (19./49./FE) ließ man den Zweitligisten durch ein bizarres Eigentor von Sebastian Rode (64.) und den Ausgleich von Simon Tüting (66.) innerhalb von nur zwei Minuten wieder in diese Partie zurückkommen. „Dass wir uns momentan schwertun, ist klar“, meinte Veh. „Aber so ein Eigentor habe ich in 24 Trainerjahren noch nicht gesehen. Das passt zu dieser Saison.“

Zum Glück aus Frankfurter Sicht trafen danach noch Vaclav Kadlec (72.) und erneut Joselu (90.+2). Und zum Glück hat die Eintracht in dem Spanier wenigstens noch einen Spieler, der ihr auch mal einen positiven Impuls geben konnte.

Zuletzt war es meist so, dass die Mannschaft durch Verletzungen (Meier, Aigner, Anderson, Russ) oder Formschwächen (Kadlec, Barnetta) wichtiger Spieler immer mehr an Substanz verlor. Joselu dagegen steht für eine positive Entwicklung - auch weil er endlich gelernt und gezeigt habe, „dass er auch arbeiten kann“, wie Veh betont. „Joselu hat alles, was ein Stürmer haben muss“, sagt sein Trainer immer wieder. Sogar einen besonders ausgefallenen Torjubel.

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