Spanien-Liebhaber Heynckes begehrt

Barcelona (dpa) - Jupp Heynckes liebt Spanien. Das Land, in dem der Mann vom Niederrhein als „Don Jupp“ insgesamt sieben Jahre als Fußball-Trainer tätig war und 1998 mit Real Madrid sogar die Champions League gewann, ist für ihn zu einer zweiten Heimat geworden.

„Er blüht ein bisschen auf, wo Spanisch gesprochen wird“, berichtete Nationalspieler Bastian Schweinsteiger über seinen Chef während der Champions-League-Reise des FC Bayern nach Barcelona.

„Natürlich komme ich sehr gerne nach Spanien zurück“, erklärte Heynckes zur Freude der einheimischen Reporter am Tag vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Barcelona bei der Pressekonferenz im Teamhotel. Er antwortete fließend in der Landessprache. Er kennt sich nach seinen Trainer-Stationen bei Athletic Bilbao (1992-94 und 2001-03), CD Teneriffa (1995-97) und Real Madrid (1997-98) auch genau aus mit der Mentalität der Menschen in Spanien. „Wenn man in ein anderes Land geht, dort Jahre verbringt und Spitzenmannschaften trainiert, muss man auch die Kultur und das Brauchtum annehmen“, sagte Heynckes.

Weil er nach wie vor ein exzellenter Kenner des spanischen Fußballs ist und weil er in München im Sommer seinen Trainerposten für Pep Guardiola räumen wird, überrascht es nicht, dass er im Land des Welt- und Europameisters zum hochkarätigen Spekulationsobjekt geworden ist. Barça, Real, Bilbao - überall soll er begehrt sein, was ihm schmeichelt. „Das wäre natürlich alles etwas viel mit 68 Jahren“, bemerkte Heynckes ein wenig belustigt in Barcelona.

Die Spekulationen und Gerüchte um seine Person seien aber „ganz normal erklärbar“, fügte er ernsthaft hinzu. Wenn man sehe, wie der FC Bayern in dieser Saison Fußball spiele, sei es normal, dass es „tausend Spekulationen“ gebe. Die Wertschätzung, vielleicht sogar das Werben um ihn, genießt „Don Jupp“. Er kokettiert damit, auch wenn er behauptet: „Ich lese es und gehe zur Tagesordnung über.“

Einen französischen Reporter, der wissen wollte, ob er bei einem Angebot des neureichen Spitzenclubs Paris St. Germain seinen Ruhestand im Sommer doch noch verschieben würde, ließ er abblitzen: „Wenn man die Sprache nicht beherrscht, geht das eben nicht.“

Nach wie vor deuten die Anzeichen darauf hin, dass Heynckes im Sommer von der großen Fußballbühne abtreten wird. In einer Woche, am 9. Mai, wird der gebürtige Mönchengladbacher 68. „Ich sehe das so gelassen“, äußerte er aktuell zu seinen Zukunftsplänen. „Ich weiß, was ich nach dem 30. Juni mache“ - und das sogar „schon länger“. Verraten will er seine weitere Lebensplanung aber erst nach dieser Saison, frühestens also nach dem DFB-Pokal-Finale am 1. Juni in Berlin gegen den VfB Stuttgart.

Heynckes ist es nach der vergangenen titellosen Saison mit den bitteren zweiten Plätzen in Meisterschaft und DFB-Pokal hinter Borussia Dortmund sowie der unglaublich schmerzhaften Heimniederlage im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea gelungen, den FC Bayern und auch sich in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. „Der Trainer ist der wichtigste Bestandteil. Die ganzen Erfolge tragen seine Handschrift“, schwärmte der spanische Millionen-Einkauf Javi Martínez.

Sportvorstand Matthias Sammer nennt Heynckes einen „absoluten Fachmann“, der „Fußball Tag und Nacht“ lebe und „mit seiner Ausstrahlung und Persönlichkeit“ die Mannschaft „mit einer sehr natürlichen Autorität“ zu führen verstehe. Heynckes hat sogar Franck Ribéry und Arjen Robben die Defensivarbeit beigebracht, eine Gruppe von Stars zu einer zielorientierten Gemeinschaft geformt. „Das Team wird immer entscheidender als der Individualist“, erklärte Heynckes zur Zukunft des professionellen Fußballs - ob mit oder ohne ihn.

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