Schalke-Trainer Jens Keller - ein Mann beißt sich durch

Gelsenkirchen (dpa) - Als Jens Keller Ende 2012 auf Schalke „Jahrhunderttrainer“ Huub Stevens beerbte, galt diese interne Lösung lediglich als Interimsmaßnahme. Doch noch immer ist der frühere U 17-Ausbilder Keller bei den Königsblauen im Amt, allen Kritiken und Kritikern zum Trotz.

Schalke-Trainer Jens Keller - ein Mann beißt sich durch
Foto: dpa

Keller ist kein Mann der lauten Töne, weder intern noch extern. Eigentlich durfte man zwischendurch erwarten, dass er - in der Manier eines Rudi Völler - mal öffentlich aus der Haut fahren würde ob der vielen negativen Beurteilungen seines Tuns bei Fußball-Fans und im Umfeld. „Ich habe manchmal das Gefühl, er kann machen, was er will - für die Medien macht er es nie recht“, ließ Schalke-Chef Clemens Tönnies noch im Dezember wissen.

Die Schalker Verantwortlichen waren vom einstigen Erstligaprofi Keller, der für den VfB Stuttgart, 1860 München, den VfL Wolfsburg, den 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt 142 Bundesligapartien bestritt, von Anfang an überzeugt: „Er ist ein taktischer Trainer mit einer klaren Ansprache“, kommentierte Tönnies bei der Amtsübernahme im Dezember 2012 die Fähigkeiten seines damals neuen leitenden Angestellten.

Keller selbst war immer gelassen - zumindest äußerlich. „Ich bin ruhig, aber ich kann auch mal rumpoltern - aber nur intern. Aber ich bin dabei immer sachlich.“ So hat er sich „auf Schalke“ Respekt erworben, das Team in das Achtelfinale der Champions League und in der Liga mittlerweile auf Platz vier geführt. Klare Tendenz: das internationale Business.

„Die Art und Weise, wie ich arbeite, wird honoriert“, sagte Keller der Nachrichtenagentur dpa vor dem Königsklassen-Hinspiel gegen Real Madrid. Was ihn zwischendurch, das gibt er jetzt freimütig zu, immer wieder störte, war ein Fakt, der seiner Meinung nach zu oft nicht ausreichend dargestellt wurde: „Es wurde vielfach nicht erwähnt, dass wir zeitweise ein hohes Maß an Verletzungspech und viele Ausfälle hatten.“

Das führte zu krisenhaften Situationen, die im Dezember fast kulminierten: Keller galt als Trainer auf Abruf. Doch Schalke hielt an ihm fest, ging mit ihm „ohne Wenn und Aber“ (Tönnies) in die Rückrunde. Tabellensiebte waren sie da, die sportliche Lage stellte kaum einen so recht zufrieden. Zu wankelmütig präsentierte sich Kellers Team, tolle und halblebige Auftritte wechselten sich in schöner Regelmäßigkeit ab.

2013 ging ihm durch den Kopf, „dass einiges, was mir vorgeworfen wird, ungerecht ist. Aber ich habe nie daran gedacht aufzugeben“, vertraute Keller der „Welt am Sonntag“ an. Stattdessen scherzt er nun über einen Lebzeitvertrag („Das wär' schön“) - für ihn indes etwas Undenkbares: „Das gibt es nicht im Fußball. Aber es wäre wünschenswert, langfristig auf Schalke arbeiten zu können. Es ist ein großer Verein, ein toller Verein mit tollen Fans und einem tollen Umfeld.“

Eines hat Keller mittlerweile aber auch erkannt, trotz der aktuell höchst ansehnlichen Bilanz: Im Fußball kann es mit den Vereinsaktionen von Heuern und Feuern immer ganz schnell gehen: „Ich weiß gut, dass Fußball eine Ergebnissportart ist. Ich bin auch Realist und weiß, wie es im Trainerberuf zugehen kann.“

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