Mourinho ist wieder der Verlierer

London (dpa) - Routinier John Terry kamen noch auf dem Spielfeld die Tränen, der deutsche Fußball-Nationalspieler André Schürrle wollte nur noch nach Hause. Und Coach José Mourinho suchte auf dem Weg aus dem Stadion Trost bei seinem Sohn José Mario Jr.

Mourinho ist wieder der Verlierer
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Nach dem Aus im Halbfinale der Champions League gegen Atlético Madrid war die Enttäuschung beim FC Chelsea riesengroß. „Das war exakt die Art von Demütigung eines Gegners im eigenen Stadion, vor den eigenen Fans, für die José Mourinho in seiner Karriere zu einem Spezialisten geworden ist - mit einer Ausnahme: Diesmal war er es, der sie erfahren hat“, schrieb der „Independent“ nach dem ernüchternden 1:3 (1:1) gegen die Spanier.

Für Mourinho war es die vierte Halbfinal-Pleite in der Königsklasse hintereinander. Dreimal war er zuvor mit Real Madrid gescheitert. 2010 gelang ihm mit Inter Mailand der bisher letzte Finaleinzug. Im Endspiel von Madrid gewann er damals mit den Italienern den Wettbewerb gegen Bayern München. Ihm aus dem viermaligen Verpassen des Endspiels einen Strick drehen zu wollen, wäre aber wohl falsch.

Denn Atlético war schlicht das bessere Team gewesen. „Was sie machen ist fantastisch“, lobte Mourinho den Gegner. Nach Chelseas 1:0 durch Fernando Torres (36.) schossen Adrián (44.), Diego Costa (60./Foulelfmeter) und Arda Turan (72.) die Madrilenen ins Finale am 24. Mai in Lissabon gegen Stadtrivalen Real.

In Anlehnung an Mourinhos viel diskutierte Mauer-Taktik schrieb der „Telegraph“: „Manchmal wird die Fügung eines Spiels bloß von Sekundenbruchteilen bestimmt, nicht von langfristigen Ideen. Innerhalb von 180 Sekunden hatte sich dieses Spiel unaufhaltsam in die Richtung von Atlético gedreht.“

Mourinho sah das ähnlich. „Eine Minute im zweiten Durchgang hat alles entschieden“, meinte der Portugiese. In diesen Sekunden hatte der von den Blues an Atlético ausgeliehene Keeper Thibaut Courtois mit einer laut Mourinho „eigentlich unmöglichen“ Parade einen Kopfball von Terry entschärft. Im Gegenzug verursachte Samuel Eto'o den Elfmeter.

Als Atlètico zum vorentscheidenden 2:1 traf, wärmte sich Schürrle gemeinsam mit dem Ex-Hoffenheimer Demba Ba an der Seitenlinie auf. Beide hatten Chelsea mit ihren Toren im Rückspiel gegen Paris St. Germain ins Halbfinale geschossen. Nun schauten sie sich in die Augen, als wüssten sie genau: Das war's! „Bis zu diesem Zeitpunkt war Chelsea ein Tor vom Finale entfernt, danach trennte sie ein Ozean von ihren Zielen“, schrieb die „Daily Mail“.

Schürrle wurde in der 77. Minute eingewechselt. Zu spät, um die Pleite noch abwenden zu können. „Enttäuscht ist man natürlich“, meinte der DFB-Kicker über seine Rolle. „Wir haben auf der rechten Seite defensiv gespielt, weil wir kompakt stehen wollten. Von daher war es auch taktisch begründet. Aber natürlich hätte ich gerne gespielt“, sagte er, nachdem Chelseas Traum vom dritten Finale in den vergangenen sieben Jahren geplatzt war.

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