Marca: „90 Minuten im Bernabéu sind lang“

Madrid (dpa) - Der FC Bayern München ist gewarnt. „90 Minuten im Bernabéu sind sehr lang“, schrieb das Madrider Sportblatt „Marca“ am Dienstag in Deutsch auf seiner Titelseite.

Spaniens auflagenstärkstes Blatt beschwor vor dem Halbfinalrückspiel der Bayern bei Real Madrid den Geist der Fußball-Legende Juanito. Der einstige Real-Stürmer hatte Inter Mailand vor einem Europacupspiel einzuschüchtern versucht mit der Bemerkung „90 minuti en el Bernabéu son molto longos.“ Der spanisch-italienische Mischmasch ist seither zum geflügelten Wort bei Real geworden, wenn es darum geht, die „Königlichen“ nach einer Hinspielniederlage zu einer Aufholjagd anzutreiben.

Nach dem 1:2 in München bemühte Real auch eine andere Fußball-Legende, um die Stimmung im Rückspiel gegen den FC Bayern an diesem Mittwoch anzuheizen. Zinédine Zidane appellierte in einem Video an die Fans: „Ihr seid es, die dieses Spiel gewinnen müsst.“ Cristiano Ronaldo schloss sich dem Aufruf an. „Ich hoffe, dass das Bernabéu-Stadion das erste Tor schießt“, feuerte der Torjäger die Fans an. „Wenn wir die Liebe des Publikums zu spüren bekommen, spielen wir besser.“

Ronaldo & Co gehen nach ihrem 2:1-Sieg am Samstag im Clásico beim FC Barcelona mit gestärktem Selbstbewusstsein in die Partie gegen den FC Bayern. Die Madrilenen haben sich die spanische Meisterschaft praktisch gesichert, nun wollen sie auch in der Champions League den Beweis antreten, dass sie Barça als führende Fußballmacht in Europa abgelöst haben. Rekordtorschütze Ronaldo verfolgt dabei auch ein ganz persönliches Ziel: Er will Lionel Messi vom Sockel des Weltfußballers stürzen.

„Mein zweites Jahr bei einem Club ist zumeist besser als das erste“, hatte Trainer José Mourinho einmal gesagt. Diese Regel scheint sich zu bewahrheiten. Dabei hat der Portugiese seine Elf seit der Vorsaison nur unwesentlich verändert. Das Team, das bei Barça gewann und voraussichtlich auch gegen die Bayern spielen wird, unterscheidet sich nur auf zwei Posten von der Elf, die im November 2010 das 0:5-Debakel in Barcelona erlitten hatte: Alvaro Arbeloa und Fabio Coentrão kamen für Ricardo Carvalho und Marcelo in die Stammelf.

Maßgeblichen Anteil an dem Wandel haben Mesut Özil und Angel di María. Mourinho hatte den Mittelfeldspielern die Hauptschuld an dem unvergessenen 0:5 gegeben und Özil für einige Zeit aus der Stammelf genommen. Mittlerweile beteiligen sich der Deutsche und der Argentinier stärker an Defensivaufgaben und sorgen dafür, dass das gesamte Team wesentlich kompakter und stabiler wirkt. Aber auch Mourinho hat sich geändert. Der zur Provokation neigende Trainer erlegte sich selbst Zurückhaltung auf. Er meidet Pressekonferenzen und schickt häufig seinen Assistenten Aitor Karanka vor.

Für das Spiel gegen den FC Bayern wurden laut „Marca“ auf dem Schwarzmarkt Preise von bis zu 3000 Euro für eine Eintrittskarte geboten. Die Fans in der Südkurve werden erneut den „Geist von Juanito“ beschwören. Der vor 20 Jahren bei einem Autounfall getötete Ex-Stürmer wird von den Anhängern Reals noch immer als Idol verehrt, auch wenn er auf dem Rasen zuweilen die Nerven verloren hatte und sich zu brutalen Tätlichkeiten wie gegen den am Boden liegenden Lothar Matthäus hinreißen ließ.

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