Eiskaltes Real demütigt Schalke mit 6:1

Gelsenkirchen (dpa) - Nach einer demütigenden Lehrstunde von Cristiano Ronaldo und Co. ist für den FC Schalke 04 der vage Traum vom Viertelfinale in der Champions League schon nach dem Hinspiel vorbei.

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Real Madrid fügte den Königsblauen durch ein 6:1 (2:0) die höchste Heimniederlage im Fußball-Europapokal zu. Karim Benzema (13./57. Minute), Gareth Bale (21./69.) und Ronaldo (52./89.) erzielten vor 54 442 Zuschauern in der ausverkauften Arena die Treffer zum ersten Real-Erfolg in Deutschland seit fast 14 Jahren. Klaas-Jan Huntelaar traf in der Nachspielzeit (90.+1) für Schalke.

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„Der Klassenunterschied war deutlich. Wir brauchen nicht mehr vom Weiterkommen zu sprechen. Wir haben jetzt in der Bundesliga wichtige Spiele vor uns“, sagte ein sichtlich zerknirschter Julian Draxler dem ZDF. Der wie Draxler genesene Kapitän Benedikt Höwedes analysierte treffend: „Es hört sich bescheuert an bei 6:1, aber wir haben gut angefangen. Aber man sieht, dass jeder Fehler bestraft wird - und davon haben wir zu viele gemacht. Es hat nicht gereicht, weil Real eine große Klasse besser war.“

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Die Saison in der Königsklasse ist für S04 wie für Leidensgenosse Bayer Leverkusen nach dessen 0:4 gegen Paris St. Germain schon vor dem Achtelfinal-Rückspiel passé. Schnell muss Trainer Jens Keller nun sein Team für die Bundesliga moralisch aufrichten, wenn es gilt, Punkte für die angestrebte erneute Champions-League-Qualifikation zu sammeln. „Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die noch sehr viel lernen muss“, sagte Keller, der den Ausfall von Sead Kolasniac mit Verdacht auf Kieferbruch beklagen musste.

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Für Real Madrid endete eine unglaubliche Negativserie. Erst zum zweiten Mal konnte man in Deutschland gegen ein Bundesliga-Team gewinnen - und das im 26. Versuch. Nur Bayer Leverkusen hatte sich bislang im Jahr 2000 2:3 geschlagen geben müssen. Solch ein Ergebnis hätte Schalke noch eine gewisse Resthoffnung für das Rückspiel am 18. März in Madrid gegeben. Nun müsste der erhoffte 75. Europapokalsieg von S04 im Bernabeu schon mit mindestens sechs Toren gelingen - ein komplett unrealistisches Unterfangen.

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Dabei hatte Schalke tatsächlich gar nicht schlecht begonnen. Schon nach 60 Sekunden setzte Höwedes einen Kopfball nur knapp neben das Real-Tor. Die Hausherren wollten beflügelt durch die königliche Stimmung in der Arena durchaus mitspielen - und wurden von Real eiskalt bestraft. „Wir waren perfekt vorbereitet. Es war ein großartiger Sieg“, sagte Bale bei Sky.

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Der Waliser war durch die Abwehr getänzelt, Ronaldo legte mit der Hacke auf und hatte Glück, dass der Ball von Santana zu Benzema verlängert wurde - schon stand es 0:1. Acht Minuten später begann die Fehlerkette im Mittelfeld bei Draxler, Santana verlor den Ball gegen Benzema und 100-Millionen-Mann Bale ließ nach seinem nächsten Solo Schalkes Schlussmann Ralf Fährmann keine Chance - 0:2.

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Gleich nach dem ersten Gegentreffer hätte Schalke ausgleichen können. Doch Draxler scheiterte aus Kurzdistanz am überragend reagierenden Iker Casillas im Real-Tor. Den Nachschuss setzte Max Meyer über das Tor.

Der deutsche Real-Profi Sami Khedira - Rekonvaleszent nach Kreuzbandriss - konnte sich als Tribünengast entspannt zurücklehnen. Real bestimmte in knalligem Orange statt königlichem Weiß mit sichtbar mehr Klasse das Geschehen. Ronaldo scheiterte einmal am Pfosten (32.) und zweimal am wackeren Fährmann (37./45.+1), der hielt was er halten konnte. Einzige versprechende Schalke-Aktion vor der Pause war ein Versuch von Kevin-Prince Boateng (36.), der aber besser dem hinter ihm besser postierten Klaas-Jan Huntelaar den Ball überlassen hätte.

Schalke verkroch sich auch nach der Pause erstmal nicht. Roman Neustädter (47.) setzte mit einem Distanzschuss ein kleines Signal. Doch das Spiel lief nach dem gleichen Muster weiter. Kurz darauf ließ Weltfußballer Ronaldo Joel Matip stehen und ballerte den Ball zu seinem zehnten Saisontor in der Champions League ins lange Eck.

Nun wäre Schadensbegrenzung angesagt gewesen. Doch S04 machte es dem Kontrahenten durch zu passive Defensivarbeit zu leicht. Benzema wurde zu seinem zweiten Treffer nach erneuter Hacken-Vorarbeit von Ronaldo freundlich eingeladen. Auch Bale und Ronaldo durften nochmal treffen - Schalke war die Angst vor dem scheinbar unabwendbaren Debakel anzumerken. Nur die Fans feierten unverdrossen - und sangen die alte UEFA-Cup-Hymne aus erfolgreicheren Europacup-Tagen. Huntelaars Tor in der Nachspielzeit entlockte ihnen einen kurzen Jubel.

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