Champions League: Bayer Leverkusen ohne Illusionen

Gegen den FC Barcelona chancenlos und in der Bundesliga auf verzweifelter Suche nach der Form.

Leverkusen. Auch nach dem Spiel beschäftigten sie sich mit dem FC Barcelona. „Es ist ein enormer Laufaufwand nötig. Bis du überhaupt mal an den Ball kommst, da hat die gesamte Mannschaft schon einen Puls von 200“, sagte Leverkusens Trainer Robin Dutt. Simon Rolfes, der 26-fache deutsche Nationalspieler, sah das ähnlich und fasste das Erlebte beim 1:3 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den Titelverteidiger ganz hübsch zusammen: „Man muss so lange hinter dem Ball herlaufen, dass man erschöpft ist, wenn man ihn dann hat.“

Seine Teamkollegen Manuel Friedrich und Leverkusens Torschütze Michal Kadlec stritten sich derweil um das Trikot von Lionel Messi, Friedrich ergatterte es in der Halbzeit, Kadlec ein zweites nach dem Spiel. Und dann sagte der 27-jährige Tscheche: „Wir hatten heute leider keine wirkliche Chance.“ Eine Halbzeit lang hatte der Tabellensechste der Fußball-Bundesliga dem Tabellenzweiten der Primera Division in Spanien genau diese Haltung vermittelt. Neun defensiv orientierte Spieler bildeten zwei Ketten, verschoben, was das Zeug hielt und grätschten hinten weg, wenn Barcelona natürlich doch einmal eine Lücke gefunden hatte. Eine Haltung, die nichts versprach und offenbarte, dass es früh um Schadensbegrenzung und weniger um das Erreichen des Viertelfinals ging. „Wir hätten mutiger spielen können“, sagte Robin Dutt, und befand sich schon in einem Konflikt, der Leverkusens Haltung auf den Punkt bringt: „Natürlich hatte ich auch mehr Spaß in der zweiten Halbzeit. Wie die Zuschauer. Aber auch wie Barcelona. Weil sie viel mehr Chancen hatten, als wir mutiger nach vorne gespielt haben.“

Es ist das Leverkusener Dilemma: Der Fußball wird verwaltet, erklärt und verwissenschaftlicht, aber die Emotionen kommen deutlich zu kurz. Wer wie Dutt ständig in der Schusslinie steht, hat immer damit zu tun, Siege nicht zu überhöhen und Niederlagen schön zu reden. Stets um Ausgleich bemüht, nur keine weiteren Angriffsflächen zu bieten.

Schon beim 0:1 in Dortmund war Leverkusen chancenlos, aber gar nicht unzufrieden. Nach dem 1:3 gegen Barcelona sagte Dutt: „Wir bewegen die richtigen Mosaiksteine, und wenn wir alle bewegt haben, dann wird das hier eine richtig gute Mannschaft.“ In der Gegenwart allerdings scheint das Bayer-Ensemble in erster Linie überschätzt.

Vor allem hat sich kaum ein Spieler in dieser Saison weiterentwickelt. André Schürrle, ein Versprechen an die Zukunft, ist vom „kicker“ in 20 Spielen der Liga noch kein einziges Mal besser als „3“ bewertet worden.

Am Samstag kommt Aufsteiger FC Augsburg. „Das Spiel ist viel wichtiger als Barcelona“, hat Sportdirektor Rudi Völler gesagt. Und dabei vor allem einen besorgten Blick auf das Programm der kommenden Wochen geworfen. Derby in Köln, Rekordmeister Bayern, Barcelona, Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und Schalke.

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