CAS: Zu wenig Beweise gegen Bin Hammam

Lausanne (dpa) - Im Zweifel für den Angeklagten: Die FIFA hat aus Sicht des Internationalen Sportgerichtshofes CAS nicht genug Beweise für die Bestechungsvorwürfe gegen den ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Mohamed Bin Hammam vorgelegt.

Der CAS hob mit 2:1-Richterstimmen daher die lebenslange Sperre des Fußball-Weltverbandes gegen den Katarer auf. Die FIFA nahm dies „mit Besorgnis“ zur Kenntnis - hat aber auch die Chance, mit der Suche nach weiteren Indizien ihren von Präsident Joseph Blatter erneut beteuerten Reformwillen unter Beweis zu stellen.

Nachdem sich zuletzt schon das deutsche FIFA-Exekutivmitglied Theo Zwanziger vor den umstrittenen Blatter gestellt hatte, erhielt der 76-Jährige auch Zuspruch durch den Anti-Korruptions-Beauftragten des Weltverbandes, Mark Pieth. Man brauche Blatter im Moment nach innen, erklärte Pieth in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Nur er kann die Gegenkräfte überzeugen, dass Veränderungen hermüssen“, sagte der Schweizer über seinen Landsmann und widersprach damit Forderungen nach einem Abschied, wie sie Bayern-Präsident Uli Hoeneß und der deutsche Liga-Präsident Reinhard Rauball geäußert hatten.

Im 24-köpfigen Exekutivkomitee gebe es eine „eingeschworene Bande“, nicht alle setzten auf Reformen, erklärte Pieth. Den argentinischen FIFA-Vizepräsidenten Julia Grondona beispielsweise werde er nie überzeugen können, räumte er ein und setzt dafür auf Blatter. Allerdings sollte dieser mehr Bescheidenheit an den Tag legen. „Seine mediale Selbstdarstellung bringt die Leute auf die Palme. Er betreibt ein Risikospiel und ist damit eine mediale Hypothek“, kritisierte Pieth.

Eine Nominierungskommission müsse künftig alle neu gewählten Funktionäre auf deren Integrität durchleuchten, ferner seien eine Amtszeitbegrenzung und einige unabhängige Personen in der Exekutive nötig, forderte Pieth. Große Hoffnungen setzt der Strafrechtler auf den deutschen Richter Hans-Joachim Eckert als künftigen Vorsitzenden der neuen Spruchkammer und den US-Ankläger Michael Garcia als Chef der Ermittlungskammer innerhalb der neuen FIFA-Ethikkommission. Eckert sei „kein Weichei“ und Garcia „ein Schwergewicht der amerikanischen Justiz“.

Was er womöglich bald beweisen kann: Die gegen Bin Hammam zusammengetragenen Indizien reichten zwei der drei CAS-Richter nicht aus. Die FIFA wirft dem einstigen Chef des asiatischen Kontinentalverbandes (AFC) vor, im Mai 2011 bei einem Treffen der Karibischen Fußball-Union (CFU) Funktionäre mit jeweils 40 000 Dollar bestochen zu haben. Zwar konnte der Sportgerichtshof das nicht zweifelsfrei nachweisen. Doch es spreche mehr dafür, dass Bin Hammam die Quelle dieses Geldes sei. Deswegen weigerten sich die Richter auch, Bin Hammam für unschuldig zu erklären. Der 63-Jährige hat die Vorwürfe stets bestritten.

Die FIFA erklärte, die Ethikkommission werde am 25. Juli ihre Arbeit aufnehmen und entscheiden, ob weitere Schritte gegen Bin Hammam erforderlich seien. Der Weltverband teilte zudem mit, der asiatische Dachverband habe in einer anderen Sache ein Disziplinarverfahren gegen Bin Hammam eingeleitet. Die provisorische Sperre sei am Mittwoch weltweit ausgedehnt worden. Damit bleibe Bin Hammam bin zum Abschluss dieses neuen Verfahrens suspendiert.

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