Explosionen in Dortmund BVB-Fans reagieren gelassen auf Spielabsage nach Anschlag

BVB-Anhänger zeigen für auf die Absage des Champions-League-Spiels zwischen Borussia Dortmund und dem AS Monaco Verständnis. Mit dem neuen Termin sind aber längst nicht alle zufrieden.

 Dortmunder Fans verlassen das Stadion.

Dortmunder Fans verlassen das Stadion.

Foto: Federico Gambarini

Dortmund. Panik? Wut? Frust? Enttäuschung? Nichts von dem herrschte bei den Fans des BVB nach der Absage (=> zum WZ-Liveticker vom Abend) vor. Gelassenheit war das große Zauberwort, welches die Runde machte. In Verbindung mit einer imponierenden Form an Verständnis. Wie bei Hans und Robin Verspohl. Vater und Sohn hätten das Champions-League-Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem AS Monaco sehr gerne gesehen. Als Stadionsprecher Norbert Dickel um 20.30 Uhr die Fans in Deutschlands größtem Stadion über die Absage informierte, kam das für den 62- und den 24-Jährigen nicht wirklich überraschend.

"Wir hatten vorher am Schwimmbad, wo wir uns mit Bekannten getroffen hatten, von der Explosion gehört", sagte Hans Verspohl. "Es war eine Frage der Zeit, dass es irgendwann auch beim Sport mal rappeln würde." Die beiden BVB-Anhänger waren von dem Krisenmanagement der Verantwortlichen sehr angetan: "Das war richtig gut. Man hat alle zur Ruhe gemahnt." Dass die Partie am Mittwoch um 18.45 Uhr nachgeholt wird, sorgte hingegen schon für nachdenkliche Gesichter. Robin Verspohl, selbst ein Kreisliga-B-Fußballer in Dortmund, betonte: "Ich weiß nicht, ob ich das als Spieler so verkraften würde, am nächsten Tag schon wieder ranzumüssen."

Gökhan Büyüktürk hielt sich gerade an einer Bratwurstbude auf, als die Worte von zwei Ordnern an sein Ohr drangen. Explosion. Verletzter. Krankenhaus. Das war das, was der 34-jährige Fußballfreund aus Kassel zu hören bekam. "Da habe ich schon damit gerechnet, dass das Spiel nicht stattfinden wird." Er war mit einem Fanbus aus Kassel angereist. Wie so oft. Was es für ihn enorm schwierig macht, auch den Nachholtermin am Mittwochabend wahrzunehmen. "Ob ich dann wieder in Dortmund bin, kann ich beim besten Willen nicht sagen." Trotzdem schob er keinen Frust: "Sicherheit geht vor."

BVB gegen AS Monaco: Das Nachholspiel
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Für Ralf Isfort aus Lippstadt stand schon Minuten nach der offiziellen Absage fest, dass er Monaco nicht live erleben würde. "Der Beruf geht vor", sagte der 56-Jährige. Was ihn ärgerte, ist die angekündigte neue Anstoßzeit: "Das ist doch nur wegen des Bayern-Spiels. Es geht immer nur ums Geld und die Fernsehübertragungen." Normalerweise hält sich Isfort im Süd-Ost-Bereich des Stadions auf. Dort hatte er sich nach den eindringlichen Worten von Norbert Dickel mit aus Thüringen angereisten Fußballfreunden unterhalten: "Sie tun mir so richtig leid. Das ist zu weit, um eben noch einmal anzureisen." Selbst wenn sie nicht beruflich verhindert sind.

Nicht alle hatten aber bereits während der Anreise Kenntnis über die Ereignisse um die Mannschaft. Die BVB-Fans Franziska und Lukas aus Witten hatten zuvor nichts über ihre Smartphones mitbekommen. "Wir haben uns gewundert, dass sich keiner auf dem Rasen warm gemacht hat", sagte Franziska. Die Neuansetzung am Mittwoch um 18.45 Uhr sehen auch sie durchaus kritisch: "Natürlich sind das Profis, die damit umgehen müssen. Aber keine 24 Stunden nach dem Vorfall? Das ist keine lange Zeit", sagte Lukas.

Die Stimmung vor und nach der Absage auf den Tribünen war auch nach der endgültigen Absage an Merkwürdigkeit kaum zu überbieten. Einige Fans verharrten nach dem offiziellen Statement von Stadionsprecher Norbert Dickel noch eine ganze Zeit im Stadion. Viele von ihnen wurden von Freunden und Angehörigen kontaktiert. Oft ging es um die Frage: "Alles okay bei euch?" Kaum einer hatte für die Absage des Viertelfinal-Hinspiels kein Verständnis.

Die Dortmunder Polizei hat das Verhalten der Zehntausenden Fußballfans nach der kurzfristigen Absage gelobt. „Das ist gestern mit sehr viel Ruhe abgelaufen, und das hat uns natürlich als Polizei und sicherlich auch dem Verein sehr geholfen“, sagte Nina Vogt, Sprecherin der Dortmunder Polizei, am Mittwochmorgen im ZDF. „Ich glaube, da können wir alle sagen, dass wir auf die Reaktionen gestern nur stolz sein können“, betonte sie.

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