Fußball BVB-Fans nicht kollektiv bestrafen

Fußballkultur: 11Freunde-Chefredakteur Philipp Köster über den Teilausschluss der Dortmund-Anhänger und den Umgang mit RB Leipzig.

Fußball: BVB-Fans nicht kollektiv bestrafen
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Düsseldorf. 11Freunde-Chefredakteur Philipp Köster über den Teilausschluss der BVB-Fans Von Uwe Kleinschmidt Berlin. Philipp Köster ist Chefredakteur der 11Freunde, des „Magazins für Fußballkultur“. Der leidenschaftliche Fan von Arminia Bielefeld hat sich in mehreren Artikeln durchaus kritisch mit der Erscheinung RB Leipzig auseinandergesetzt und sieht sich nun mit den Vorkommnissen um das Bundesligaspiel zwischen Dortmund und Leipzig konfrontiert. „So etwa 150 drohende E-Mails“ habe er erhalten als vermeintlicher Hetzer gegen Red Bull. „Ich kann nicht erkennen, dass es unsererseits Aufrufe gegeben hat, Steine auf Kinder zu schmeißen. Es muss Kritik an RB möglich sein, ohne dass es zu so grauenhaften Taten und Spruchbändern führt.“

Ohnehin sei die bundesweite Berichterstattung in der jüngeren Vergangenheit zu 90 bis 95 Prozent eher hymnisch pro Leipzig gewesen. „Es war doch überall zu lesen, wie fantastisch die Arbeit der Leipziger Verantwortlichen ist und wie großartig der Fußball ist, den die Mannschaft spielt.“

Kollektivstrafen, wie eine jetzt vom DFB-Sportgericht gegen Borussia Dortmund mit der Sperrung der Süd-Tribüne für ein Spiel ausgesprochen wurde, hält Köster für „Unsinn“. Es sei „Unfug, eine Gruppe von allerhöchstens 200 Straftätern und die Dortmunder Fans als eine große Masse zu betrachten. Es gibt keinen Gesamtwillen der Fans.“ Köster befürchtet eher einen gegenteiligen Effekt. „So etwas führt eher zur Solidarisierung innerhalb der Fan-Gruppierungen. Es ist ein Irrglaube, mit noch mehr Strafen einen Dialog zu erreichen.“

Bei den Vorkommnissen rund um die Partie am 4. Februar hat laut Köster auch die Staatsmacht versagt. „Die Polizei hat wohl gedacht, es handele sich um ein Null-Risiko-Spiel. Da sollte von eigenen Versäumnissen abgelenkt werden. Im und um das Stadion gibt es fast mehr Kameras als Zuschauer. Da ist jeder Zuschauer bis zu den Nasenhaaren zu erkennen. Es muss jetzt darum gehen, tatsächliche Straftäter zu identifizieren und nicht das halbe Stadion in Sippenhaft zu nehmen.“

Die Gewalttäter bei den Angriffen auf Familien unter den RB-Fans bezeichnet Köster als „Hooligans, die jeden moralischen Kompass verloren haben. Wenn man schreit ’Ihr macht unseren Sport kaputt’ und gleichzeitig mit Steinen auf gegnerische Fans wirft, ist das ja nicht einmal mehr eine Karikatur von Fankultur.“ In der Diskussion sei inzwischen „jede anständige Form von Sachlichkeit flöten gegangen.“

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